Rote Hand aufs Herz: Wer geht eigentlich zur Nordirischen Nationalmannschaft?

Es ist schon kurios, die höchste Niederlage kassierte die Nordirische Nationalmannschaft gleich in der ersten Partie. Man schrieb den 18. Februar 1882, als in Belfast gegen England mit sage und schreibe 0:13 verloren wurde. Immerhin, der höchste Sieg wurde auch gegen eine britische Mannschaft gefeiert, und zwar gegen Wales. Mit 7:0 putzten die Nordiren die Waliser am 1. Februar 1930 vom Platz. Allerdings: Bis zur irischen Teilung Anfang der 20er Jahre war die Auswahl eine gesamtirische. Das Zeitalter der Nordirischen Nationalmannschaft begann also erst so richtig in den 20er Jahren.
 

Es ist schon kurios, die höchste Niederlage kassierte die Nordirische Nationalmannschaft gleich in der ersten Partie. Man schrieb den 18. Februar 1882, als in Belfast gegen England mit sage und schreibe 0:13 verloren wurde. Immerhin, der höchste Sieg wurde auch gegen eine britische Mannschaft gefeiert, und zwar gegen Wales. Mit 7:0 putzten die Nordiren die Waliser am 1. Februar 1930 vom Platz. Allerdings: Bis zur irischen Teilung Anfang der 20er Jahre war die Auswahl eine gesamtirische. Das Zeitalter der Nordirischen Nationalmannschaft begann also erst so richtig in den 20er Jahren. Eine kuriose Praxis gab es bis Mitte der 50er Jahre. Fußballer aus ganz Irland spielten in beiden irischen Nationalmannschaften, denn nach ihren Statuten war der nordirische Fußballverband noch für Gesamtirland zuständig. Das gleiche galt auch für den irischen Fußballverband. Mitte der 50er Jahre schob die FIFA dieser Sache einen Riegel vor.

NIRL
An einer Fußballeuropameisterschaft hatte Nordirland noch nie teilnehmen können, an einer Weltmeisterschaft indes schon – und das immerhin dreimal. Bei der WM 1958 in Schweden wurde das Viertelfinale erreicht, bei der WM 1982 in Spanien zog die nordirische Auswahl in die Zwischenrunde ein, und bei der WM 1986 in Mexiko kam Nordirland nicht über die Vorrunde hinaus.
Fußball in Nordirland – eine knifflige Sache. Ein tief zerrüttetes Land mit vielen Problemen in Vergangenheit und Gegenwart. Grenzen ziehen sich durch die Städte. Durch Derry / Londonderry, Belfast und Lurgan. Katholische Iren und meist protestantische Briten leben in der nordirischen Gesellschaft meist parallel – ein wirkliches Zusammenleben existiert nicht. Wer geht dann eigentlich zur nordirischen Nationalmannschaft? Wer kann sich wirklich mit dieser Auswahl identifizieren?
Viele Nordiren werden naturgemäß der irischen Nationalmannschaft stets fest die Daumen drücken, die anderen werden durchaus Schottland oder England den Erfolg wünschen. Und der nordirischen Nationalmannschaft?
 
Windsor

Das Nationalstadion von Nordirland sieht nicht wirklich wie ein moderner, zeitgemäßer Fußballtempel aus. Kein Vergleich zu London, Glasgow, Cardiff und Dublin. Der Windsor Park in Belfast scheint noch aus einer anderen Zeit. Die dortigen Uhren ticken dort etwas langsamer. Rund 20.000 Zuschauer passen in das Stadion, die alte Tribüne hinter dem einen Tor ist komplett gesperrt. Die Haupttribüne mutet auch recht nostalgisch an. Gegengeraden und die eine Tribüne hinter dem Tor stammen aus den 80er und 90er Jahren und sind überdacht. Allerdings ist das Dach der Gegengeraden derzeit mehr als baufällig.

Neben den Heimspielen der nordirischen Nationalmannschaft werden dort die nordirischen Pokalendspiele und die Heimpartien des Linfield FC ausgetragen. Bei Europapokalspielen müssen auch die anderen Belfaster Vereine dort antreten, so spielte der Cliftonville FC in der Qualifikation im Stadion des Erzfeindes.
Die Frage, wer nun zu den Spielen der nordirischen Auswahl geht, ist allerdings immer noch nicht geklärt. Eher die Fußballfans mit dem Kleeblatt im Herzen oder die Fußballfans, die der Krone treu sind? Geht man auf die Website des Fußballverbandes, sieht alles sehr irisch aus. Allein der Name scheint Programm zu sein: The Irish Football Association.
Und wie heißt der Verband der Republik Irland? Ganz einfach: Football Association of Ireland.
In der Tat, das klingt sehr verwandt und sehr verbrüdert. Immerhin haben beide Verbände auch den gleichen technischen Sponsor / Ausrüster. Beide Nationalmannschaften treten gewöhnlich in grün-weißer Kleidung an. Die Nordiren werden „Green & White Army“, die Iren als „Boys in Green“ bezeichnet. Sehr britisch geht es auf der Website des nordirischen Verbandes nicht zu. Allein die „UK Anti Doping Rules and Regulations“ erinnern daran, dass es sich im Prinzip um einen britischen Fußballverband handelt.
Fakt ist, bei den Heimspielen spielt die Auswahl vor recht gut gefüllten Rängen. Gegen die Slowakei kamen einst rund 13.000, gegen Polen sogar 13.400 Zuschauer. Und die Spieler? Sie spielen fast alle in England und Schottland und werden somit mit dem nordirischen Fußballalltag nicht konfrontiert. Derzeit gibt es nur einen einzigen Nationalspieler, der in Nordirland gegen den Ball kickt. Colin Coates ist momentan beim Crusaders FC unter Vertrag. Für Schlagzeilen sorgte dieser Verein 2009, als er im Nordirischen Pokalfinale, das zugleich ein Nord-Belfaster Derby war, den Cliftonville FC mit 1:0 schlug und sich somit den Pokal holte.
 
NIRL
 
Ob irisch oder britisch – man sagt, dass beim Fußball die Grenzen überwunden werden und alle dem Nationalteam die Daumen drücken. Ob dies wirklich so ist, wird man bei der EM-Qualifikation sehen. In der Gruppe C hat es Nordirland mit Italien, Serbien, Slowenien, Estland und Färöer zu tun. Echte Brocken, die nur mit festem Zusammenhalt zu stemmen sind…

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