Laufen ein Leben lang: Schulfeste, Crossläufe und Tempelhofer Tempo-Runden

 
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Bei brüllender Hitze, bei steifer Brise und auch bei ins Gesicht peitschendem Schneeregen. Ich renne bereits so lange ich denken kann. Als Kind stundenlang quer durch das Unterholz der Randberliner Wälder, im Sportunterricht der POS bei den Runden ums Schulgelände immer mit vornweg. BZA- und Crossläufe standen für mich deshalb in den 1980ern häufig an der Tagesordnung. Wettkämpfe auf dem Sportplatz Rosenhag und im Schlosspark Biesdorf, Schulsportfeste der SSG Einheit Friesen auf dem Sportplatz von Stern Kaulsdorf, Querfeldeinläufe in den Betriebsferienlagern in Eggersdorf, Breege und Großbreitenbach. War ich bei den Ballsportarten eher Mittelmaß und beim Geräteturnen sogar eine echte Pflaume, so war ich in Leichtathletik (das Werfen von Schlagball und F1-Handgrante mal ausgenommen) ein Naturtalent. Allerdings ein Talent, das wettkampftechnisch nicht allzu viel draus machte. Es genügte mir, im Sportunterricht die Vier im Geräteturnen prima ausbügeln und im Ferienlager und bei Sportfesten mein Können unter Beweis stellen zu können. Training im Verein? Da hatte ich als Kind und Jugendlicher wahrlich keine Lust zu. 

Bei brüllender Hitze, bei steifer Brise und auch bei ins Gesicht peitschendem Schneeregen. Ich renne bereits so lange ich denken kann. Als Kind stundenlang quer durch das Unterholz der Randberliner Wälder, im Sportunterricht der POS bei den Runden ums Schulgelände immer mit vornweg. BZA- und Crossläufe standen für mich deshalb in den 1980ern häufig an der Tagesordnung. Wettkämpfe auf dem Sportplatz Rosenhag und im Schlosspark Biesdorf, Schulsportfeste der SSG Einheit Friesen auf dem Sportplatz von Stern Kaulsdorf, Querfeldeinläufe in den Betriebsferienlagern in Eggersdorf, Breege und Großbreitenbach. War ich bei den Ballsportarten eher Mittelmaß und beim Geräteturnen sogar eine echte Pflaume, so war ich in Leichtathletik (das Werfen von Schlagball und F1-Handgrante mal ausgenommen) ein Naturtalent. Allerdings ein Talent, das wettkampftechnisch nicht allzu viel draus machte. Es genügte mir, im Sportunterricht die Vier im Geräteturnen prima ausbügeln und im Ferienlager und bei Sportfesten mein Können unter Beweis stellen zu können. Training im Verein? Da hatte ich als Kind und Jugendlicher wahrlich keine Lust zu. 

Später als 19-Jähriger versuchte ich es mal bei der LG Bayer 04 Leverkusen. Es war während meiner Ausbildungszeit im Rheinland, als ich im Frühjahr 1992 einfach mal vorsprach und erklärte, dass ich gern mitmachen würde. Mitmachen? Komm zum Probetraining, dann schauen wir weiter! Gesagt, getan. Ich sollte als Test die 800 Meter auf Zeit laufen. Also Schuhe geschnürt und rauf auf die Tartanbahn! Da ich eher der 3.000 bis 5.000-Meter-Läufer war, hatte ich mit der Krafteinteilung bei der 800-Meter-Strecke nicht allzu viel Erfahrung. Ich ging in die Vollen und ich werde es nie vergessen, als plötzlich nach meinen ersten 200 Metern alle Anwesenden kurz inne hielten und ab nun meinen Lauf neugierig verfolgten. Der Ossi machte Ballett, dachten sich einige und klatschten in die Hände. 400 Meter geschafft - die Durchlaufzeit von einer Minute konnte sich sehen lassen. Das war es dann aber auch. Ich absolvierte quasi einen 400-Meter-Lauf. An eine weitere Runde war nicht zu denken. Nach rund 500 Metern sackte ich zusammen und hielt mir die schmerzenden Waden. Manch einer drehte sich wieder weg, gedanklich abwinkend. Was für ein Idiot! Typisch Ost-Berliner Großfresse! Der Trainer erkannte jedoch gewisses Potential, klopfte mir auf die Schulter und steckte mich in die Leistungsgruppe. Eher die langen Strecken, oder?

Einige Wochen zog ich voll durch. Zum Warmwerden gab es eine 5-km-Runde quer durch Leverkusen-Schlebusch, im Anschluss folgten auf dem Vereinsgelände „Boxer-Runden“ auf Zeit. Alles wurde akribisch notiert. Wenn es so weiter gehen würde, könnte ich schon mal als moralische Begleitung mit zur Leichtathletik-DM in München düsen. Teambildung war alles. Ich war innerlich gespalten. Einerseits war ich erstaunt, wie flott ich integriert wurde, auf der anderen Seite sah ich meine geliebten Freizeitaktivitäten am Horizont davon schweben. Fußball? Auswärtsfahrten? Bier trinken? Partys? Fünfmal die Woche Training - das war die Ansage. Als ich mit einer Mahlsdorfer Junge-Gemeinde-Gruppe nach Irland fuhr, bekam ich einen Trainingsplan in die Hand gedrückt. Ich müsste auf der grünen Insel jeden Tag was tun, das sei immens wichtig. Was tun? Ja, ich tat einiges. Allerdings nicht trainieren. Nach dem Urlaub kam das schlechte Gewissen, ich traute mich mit meinem Defizit nicht mehr zum gemeinschaftlichen Training. Ich ließ im Stil einer brasilianischen Fußball-Diva einfach das Training mehrfach sausen, dann setzte ich mich einfach ab.

In der Folgezeit gab es 10-Kilometer-Runden nur noch in der Freizeit, diese allerdings bei Wind und Wetter in jeder Woche. Bis heute. Ende der 90er Jahre machte ich mal mit einem Kumpel einen echten Härtetest. Von Neuenhagen aus liefen wir über Altlandsberg und um den Bötzsee eine beachtliche 35-Kilometer-Runde bei minus 15 Grad Celsius. Danach konnten wir eine Woche lang unsere Glieder kaum noch bewegen.

Und sonst? Der Silvesterlauf im Plänterwald über 10 Kilometer ist jährlich Pflicht. Zu guten Zeiten wurde die Strecke in etwas über 40 Minuten absolviert. Heute wäre ich wahrlich froh, wenn die 45-Minuten-Marke geknackt wird. Hinzu kamen in jüngerer Vergangenheit Stunden-Paarläufe, ein paar Bergläufe und der Halbmarathon auf Hiddensee. Mit in die Strecke integriert wurde der Hügel, auf dem der Leuchtturm steht. Bei angenehmer Witterung und mächtig Wind um die Nase brauchte ich für diese Distanz eine Stunde und 50 Minuten. Da ich im Anschluss jedoch nicht schnell genug meine Jacke überzog, holte ich mir die Erkältung meines Lebens und lag erst einmal eine Woche lang.

Grundsätzlich gilt jedoch: Laufen bei Wind und Wetter härtet ab und schützt einen im Winterhalbjahr vor grippalen Infekten. Und wenn man wie ich unter der Woche meist am Rechner sitzt und auf die Tastatur einhackt, dann ist ein körperlicher Ausgleich einfach ein Muss. Wandern, ab und zu Badminton und nach Möglichkeit ein-, zweimal die Woche eine Trainingsrunde über 10 bis 12 Kilometer.

Seit der erfreulichen Öffnung des Tempelhofer Feldes für die Öffentlichkeit im Jahr 2010 wird die dortige große Runde in die 10-km-Strecke mit eingebaut. Nachdem mein Trainingspartner jedoch an den Stadtrand zog, suchten wir uns in freier Natur eine hübsche Strecke über Hoppegarten, Münchehofe und durch das Erpetal aus. Eine detaillierte Streckenbeschreibung folgt in Kürze. Die Tempelhofer Runde absolviere ich nun zwischendurch ab und an allein. Allerdings kostet es meist echt Überwindung, allein den inneren Schweinehund besiegen zu können. Bei unangenehmer Witterung oder großer Hitze geht schnell die Motivation flöten, wenn man auf den Weiten des Tempelhofer Feldes niemanden an seiner Seite hat.

Eine Lösung wurde jedoch recht bald gefunden. Der achtjährige Sohn kommt nun mit seinem Alu-Roller häufig mit und gibt das Tempo an. Die ersten zwei, drei Male wirkte das Ganze noch nicht so optimal, doch inzwischen sind wir ein eingespieltes Team. Da auf dem Hin- und Rückweg mit dem Roller doch das eine oder andere Mal an Ampeln und Straßen kurz gestoppt werden muss, fanden wir nun die passende Lösung. Beim Weg zum Tempelhofer Feld (von Rixdorf aus) und auf dem Rückweg lassen wir es einfach ruhig angehen. Warmmachen und Auslaufen quasi. Auf dem Tempelhofer Feld dann heißt es schließlich: Tempo aufnehmen! Start klar zur 6-Kilometer-Runde! Auf Zeit! Folgt man auf dem äußeren Ring den aufgemalten, nicht zu übersehenen roten Punkten, so sind es genau gesagt 5,975 Kilometer. 

Je nachdem, ob Rücken- oder Gegenwind,herrscht, fährt mein Sohn ein paar Meter vorneweg. Zwischendurch erhöhe ich das Tempo und hänge mich wieder bei ihm ran. Dann lasse ich wieder abreißen und konzentriere mich ganz auf meine eigene Geschwindigkeit. Zur derzeitigen 12-Kilometer-Runde durch die Natur vor den Toren Berlins bildet diese schnelle 6-Kilometer-Runde eine ideale Ergänzung. Auch das höhere Tempo kann mal wieder getestet werden. Raus aus dem Trott! Turbo an! Der nächste Stunden-Paarlauf wartet - und die 15 Kilometer-Marke soll schließlich gebrochen werden. Beim letzten Mal in Pankow waren es noch 14,95 Kilometer. 

Neulich an einem heißen sonnigen Abend trieb mich mein Sohn dermaßen an, dass ich das Tempo zu hoch anging, meine Körpertemperatur bei diesem Wetter zu hoch wurde und ich wie eine rote Tomate am Ziel ankam. Völlig fertig ließ ich mich in einem dort aufgestellten Liegestuhl nieder und trank ein alkoholfreies Weizenbier, das an einem dortigen Büdchen erhältlich ist. Wenn es nicht so arg heiß ist, sind nun mit dem vor einem fahrenden Roller wieder 25 Minuten bei den sechs Kilometern möglich. Hochgerechnet auf zehn Kilometer wären das 42 Minuten. Eine für mich wirklich prima Zeit, die ich zu gern mal wieder bei einem Silvesterlauf hinlegen möchte. Ich arbeite dran!

Fotos: Marco Bertram

> zur turus-Fotostrecke: Joggen und Wandern

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