Regionalliga West: Ausblick auf die neue Saison 2013/14

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Wattenscheid Lippstadt Regionalliga

Wer abseit des Bundesliga-Fußball etwas besonderes erleben möchte, sollte sich einmal die vierte Liga - insbesondere die Regionalliga West - genauer anschauen. Denn nicht weniger als sechs ehemalige Bundesligisten zählen zum Aufgebot der neuen Saison, die am 27. Juli startet. Unter den insgesamt 19 Teams sind neben deutschen Meistern, Pokalsiegern und Europapokalteilnehmern, aber auch sechs Zweitvertretungen (U23) von Profiklubs, immerhin eine weniger als in der abgelaufenen Saison (werden hier trotzdem ausgeklammert).

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Ein kleiner Wermutstropfen gleich zu Beginn der Übersicht: Der Wuppertaler SV, der sportlich die Klasse gehalten hat und eine Bereicherung der neuen Saison gewesen wäre, fängt aufgrund seiner wirtschaftlichen Situation (Insolvenz) in der Oberliga Niederrhein (fünfte Liga) neu an. Neu ist das Stichwort: Neu dabei sind der SV Lippstadt 08, Wattenscheid 09, KFC Uerdingen und Alemannia Aachen.

Alemannia Aachen
Ein fast beispielloser Absturz, bei dem einem die Worte fehlen. Innerhalb von einem Jahr wurde der Traditionsverein von der zweiten in die vierte Liga förmlich durchgereicht. 2004 wurden die schwarz-gelben noch Vizepokalsieger (2:3 gegen Werder Bremen, in Berlin) und spielten sich in der darauffolgenden UEFA-Cup-Saison sogar bis ins Sechszehntelfinale. In der Saison 2006/2007 erlebte der alte Tivoli sogar noch Erstligafußball. Der neue 2009 eröffnete 32.960 Zuschauer fassende Tivoli mit verursachte dann aber den leidvollen Absturz des Vereins. Der sportliche und wirtschaftliche Neuanfang beginnt in der vierten Liga - eine Klasse, die Neuland ist für Alemannia Aachen und seine Fans. Es ist aber davon auszugehen, dass viele der Alemannia auch in der Regionalliga treu bleiben - in der dritten Liga waren es durchschnittlich 11.509 - und der Schnitt von Rot Weiss Essen (8.008) wird wahrscheinlich erreicht.

Sportfreunde Lotte
Als Meister der Regionalliga-Saison West 2012/2013 erlebte das Dorf nahe Osnabrück einige Glücksmomente, unter anderem als man im Relegations-Rückspiel gegen RB Leipzig zur dritten Liga die Hinspiel-Niederlage (2:0) drehte und dem Sieg entgegen fieberte. Am Ende reichte es nicht (Endstand 2:2) und die Sportfreunde Lotte versuchen nun in der neuen Saison den vierten Aufstiegsanlauf – nicht alle tragen diese Hoffnung. So heuerten unter anderem Trainer Maik Walpurgis und Roman Prokoph direkt beim Nachbarn und Drittligisten VfL Osnabrück an. Ob die Sportfreunde Lotte unter dem Neutrainer Ramazan Yildirim den vierten Anlauf erfolgreich gestalten, ist schwer vorherzusagen vor allem da die Mitkonkurrenten aufrüsten. Was auf jeden Fall klar ist: Dank der hochkarätigen Gegner mit dem entsprechenden Anhang in der Liga wird in der kommenden Saison wohl der aktuelle Zuschauerschnitt von 842 geknackt.

SC Fortuna Köln
Beim Bundesligisten der Saison 1973/1974 und Tabellenzweiten der vergangenen Regionalliga-Saison aus der Kölner Südstadt wird im Vorfeld der neuen Saison ordentlich durch gewechselt: Nach 13 Abgängen stehen für Trainer Uwe Koschinat acht neue Spieler bereits fest. Ziel des Klubs – so heißt es auf der Webseite – ist die Rückkehr in die Bundesliga. Dazu hatte der Pokalfinalist von 1983 (gegen den 1. FC Köln) vor ein paar Jahren eigens seinen Mitgliedern ein Mitspracherecht in Bezug auf den Kader – gegen Bezahlung – eingeräumt. Nach dem ersten großen Schub und überregionalen Medieninteresse (auch wir berichteten mehrfach) wurde das Projekt "deinfussballclub.de" aber inzwischen eingestellt, bzw. aus dem Mitmach-Gedanken eine geschlossene Premium-Community gebaut. Wie viele mitmachen ist nach außen nicht ganz ersichtlich, dafür aber der Zuschauerschnitt der vergangenen Saison: 1.214. Die kommende Saison bleibt spannend, insbesondere für Fortuna Köln, sitzt doch der größte Aufstiegskonkurrent mit Viktoria Köln direkt vor der Nase.

Rot Weiss Essen
Über 8.000 Zuschauer im Schnitt pilgerten in das neue Stadion in Essen, ein Zuspruch der in der kommenden Saison sicherlich noch einmal gesteigert wird. Nachdem Anfang der 1990er Jahre die Westkurve im alten Georg Melches Stadion aufgrund von Baufälligkeit abgerissen wurde, spielt Rot Weiss Essen künftig nach fast 20 Jahren wieder in einem Stadion mit vier Tribünen. Das neue Stadion bietet zur kommenden Saison 9.000 Stehplätze (davon 6.000 im Heimbereich) und 11.300 Sitzplätze. Das Ziel von RWE ist klar: Zurück in den Profifußball und anknüpfen an die großen Erfolge (1953: DFB Pokalsieg; 1955: Deutsche Meisterschaft; 1994: DFB-Pokalfinale sowie sieben Jahre Mitglied der ersten Bundesliga)

Nach überwundener Insolvenz und kurzem Aufenthalt in der fünften Liga ist der Klub bereit für neue Aufgaben. Wirtschaftlich geht es auch voran – immerhin machte der Verein in der vergangenen Saison ein Plus von 8.000 Euro. Zur Neuen wurde ein wenig mehr investiert, damit das bereits ausgegebene Saisonziel auch erreicht wird: Die Regionalligasaison 2013/14 möchte Rot Weiss Essen unter den besten drei Teams abschließen. Die Fans träumen zwar bereits vom Aufstieg, aber auch Vorstandsvorsitzender Dr. Michael Welling hält den Ball flach und bleibt realistisch: „Alles kann, nichts muss!“. Zwar haben einige Leistungsträger (u.a. Kerim Avci) den Verein verlassen, aber Trainer Waldemar Wrobel kann sich zumindest auf ein nach außen hin sichtbar verstärktes Team freuen, mit dem die Saison erfolgreich gestaltet werden könnte. Besonders in Essen bleiben wir von turus.net intensiv dran.

Sportfreunde Siegen
Mit 1.652 Zuschauen im Schnitt besuchten knapp doppelt so viele Fans die Spiele der Sportfreunde aus Siegen, als die der aus Lotte. Platz fünf in der abgeschlossenen Saison war ja auch mehr als ein guter Grund die Spiele im Leimbachstadion zu besuchen. Und: Die Euphorie ist da im Siegerland. Immerhin lockte der Trainingsauftakt rund 800 Fans am vergangenen Sonntag ins Stadion – mehr als bei manch einen Bundesligisten. Große Ziele wie RWE geben die Sportfreunde dagegen nicht vor. „Wir wollen wieder schönen, erfolgreichen Fußball spielen und wir wollen wieder mehr Zuschauer ins Leimbachstadion locken!", erklärt Cheftrainer Michael Boris auf der Homepage des Vereins. Der Zuschauerrekord des Leimbachstadions liegt indes schon fast acht Jahre zurück. In der zweiten Bundesliga gegen den VfL Bochum kamen 17.745 Besucher ins Stadion.

Viktoria Köln
Furios in die abgelaufene Saison gestartet und als sicherer Aufsteiger gehandelt, schwächelte die Kölner Viktoria zum Ende der Saison ebenso furios (Platz 6 am Ende). Dass die Regionalliga für den erst im vergangenen Jahr aus der NRW-Liga aufgestiegenen Klub nur eine Zwischenstation ist, macht der Verein und seine finanziellen Unterstützer auch zu Beginn dieser Saison klar: Von den Spielern bis zum neuen Trainer („Pele“ Claus-Dieter Wollitz) erwartet die Liga einige spielerische Hochkaräter. Insgesamt wurden elf neue Spieler verpflichtet. Die Zielvorgabe ist klar: Aufstieg. Dass der spielerische Anspruch sich aber auf das Interesse der Zuschauer überträgt ist nicht zu erwarten, ist doch der Zweitligist 1. FC Köln in allen Belangen die klare Nummer eins in der Stadt. Immerhin: Im Zuschauerranking belegt Viktoria Köln mit einem Schnitt von 1.501 in der vergangenen Saison den zweiten Platz in der Domstadt.

Rot Weiß Oberhausen
In Oberhausen hing bis vor ein paar Wochen der Haussegen schief, nach der verpassten Pokalfinal-Niederlage gegen die Sportfreunde Baumberg und der damit verpassten Chance auf Mehreinnahmen in der ersten DFB-Pokalrunde. Längst sind das Training und die Aufgaben für die neue Saison gestartet. Eine Neuerung gibt es im Trainerteam: Mike Terranova, der seine Spielerlaufbahn beendet hat, wird nun als Assistent aktiv und soll Trainer Peter Kunkel und Co-Trainer Dirk Langerbein unterstützen. Bei den Spielern setzt der Klub vor allem auf die eigene Nachwuchsarbeit – ein klares Statement zu den Saisonzielen suchen die Fans noch. Der Zuschauerschnitt von 2.688 wird sicherlich auch in der kommenden Saison von RWO erreicht, der Klub der bereits vier Jahre in der ersten Liga spielte.

SC Wiedenbrück, SC Verl, SSVg Velbert 02
Mit einem Zuschauer-Interesse von im Schnitt 397 (SC Wiedenbrück), 586 (SC Verl) und 497 (SSVg Velbert 02) zählen die Klubs nicht zu den großen Magneten in der Regionalliga-West – ähnlich wie die Reserveteams (die in diesem Artikel nicht erwähnt werden). Fußball gespielt wird dagegen bei allen drei Vereinen, auch wenn sie sich eher ins untere Tabellendritte orientieren.

KFC Uerdingen 05
Am Ende konnten es die Krefelder ihrem spanischen Dependant in den Vereinsfarben – dem FC Barcelona – nicht nachmachen. Die Blau-Roten Uerdinger schafften in 38 Spielen „nur“ 96 Punkte (statt 100) in der Oberliga Niederrhein. Ein Vorsprung von 23 Punkten besiegelte früh den Aufstieg und die Rückkehr auf die überregionale Fußballbühne des Traditionsvereins, der immerhin 14 Jahre in der Bundesliga spielte und 1985 den DFB Pokal gewann. In der Oberliga-Saison kamen knapp 2.100 Fans in die Grotenburg – in der Regionalliga werden es sicherlich noch einige mehr sein. Dass es kein kurzes Gastspiel in der vierten Liga wird, dafür sorgt Vorstandsvorsitzender Agissilaos "Lakis" Kourkoudialos. So wird unter anderem der ehemalige Bundesligaspieler Moses Lamidi in der Grotenburg auflaufen und traut man den Gerüchten auch Benedikt Koep von Rot Weiss Essen. KFC-Trainer Eric van der Luer wird ein gut gerüstetes Team zur Verfügung haben, dass sich vielleicht auch für höhere Aufgaben empfehlen wird.

SV Lippstadt 08
Es ist die Zeit des SV Lippstadt 08, als Meister der Oberliga Westfalen spielt der Klub in der kommenden Saison in der Regionalliga West und erwartet die Fans im Stadion "Am Waldschlößchen". Die Krönung der erfolgreichsten Zeit der Vereinsgeschichte, ist sicherlich die erste Runde des DFB-Pokals und die Partie gegen Bayer 04 Leverkusen. Der Zuschauerschnitt lag in der abgelaufenen Saison bei 650, aber auch auswärts kann sich Lippstadt sehen und hören lassen. Die Lippstädter werden sicherlich für die eine oder andere Überraschung sorgen.  

SG Wattenscheid 09
Das große und mit viel Tradition vollgepackte Starterfeld der neuen Regionalliga-Saison wird abgerundet durch einen weiteren Kultklub: Wattenscheid 09. Erstligist von 1991 bis 1994 – darunter Siege gegen den VfL Bochum(2:0 am 11. Dezember 1992), Schalke 04 (3:0 am 07. August 1993) und Bayern München (3:2 am 01. Juni 1991 sowie 2:0 am 2. April 1993). Nun nach Jahren in den Niederrungen des deutschen Fußballs unterwegs und nach dem letztjährigen verpassten Aufstieg (Relegation gegen Bergisch Gladbach) ist nun auch Wattenscheid 09 zurück auf der überregionalen Bühne. Zwar kamen in der Oberliga Westfalen im Schnitt „nur“ rund 743 Zuschauer, aber das Potential und vor allem die Euphorie ist da und es ist davon auszugehen, dass das Lohrheidestadion in der kommenden Saison mehr als nur dreimal eine vierstellige Zuschauerzahl vorweisen kann, als in der abgelaufenen Saison – immerhin gibt es in Wattenscheid die von Jürgen Klopp geadelte beste Stadion-Bratwurst Deutschlands.     


Die Regionalliga-West Saison 2013/2014 eine Liga voller Fußball-Tradition (zusammengerechnet 34 Jahre Bundesliga), kultigen Stadien und großartigem Fansupport. Wer am Ende Meister wird, kann sich für den Titel nichts kaufen, wenn er nicht aufsteigt. Trotzdem: Jeder Verein bringt seine Anekdoten und geballte Geschichte mit, die hier nicht ausreichend gewürdigt werden kann, deswegen werden wir von turus.net über die Liga und die kommende Saison ausführlich berichten. Wir freuen uns auf eine spannende vor allem zuschauerreiche Saison im Fußball-Westen.

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