HNK Hajduk Split vs. NK Osijek: Stimmungsvolle Schlussphase im Poljud

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HNK Hajduk Split

Hajduk SplitWenn Hajduk Split ruft, dann hat man als Groundhopper bzw. Freund des Balkan-Fußballs keine andere Wahl, als diesen Ruf zu erhören. Ein tolles, einmaliges Stadion und besonders die 1950 gegründete Torcida, eine der ältesten Ultra-Gruppierungen der Welt, machten den Verein zu einem Mythos. Und nicht zuletzt war Hajduk mit elf Meisterschaften und neun Pokalsiegen der erfolgreichste kroatische Verein Ex-Jugoslawiens, wenngleich man im wunderschönen Land an der Adria heute hinter Dinamo Zagreb sportlich nur noch die zweite Geige spielt. Dennoch konnte man auch während der kroatischen Unabhängigkeit neun Titel und fünf Pokale holen.

Hajduk SplitWenn Hajduk Split ruft, dann hat man als Groundhopper bzw. Freund des Balkan-Fußballs keine andere Wahl, als diesen Ruf zu erhören. Ein tolles, einmaliges Stadion und besonders die 1950 gegründete Torcida, eine der ältesten Ultra-Gruppierungen der Welt, machten den Verein zu einem Mythos. Und nicht zuletzt war Hajduk mit elf Meisterschaften und neun Pokalsiegen der erfolgreichste kroatische Verein Ex-Jugoslawiens, wenngleich man im wunderschönen Land an der Adria heute hinter Dinamo Zagreb sportlich nur noch die zweite Geige spielt. Dennoch konnte man auch während der kroatischen Unabhängigkeit neun Titel und fünf Pokale holen.

TorcidaDa ich am Wochenende eh auf dem Balkan weilte, war der Jubel groß, als eine Woche zuvor die genauen Terminierungen der Spiele der kroatischen Nationalliga bekannt gegeben wurden und Hajduk auf den Freitag fiel. Die Anreise erfolgte auf der landschaftlich reizvollen Autobahn A1, auf der es sowohl die Ausläufer des Velebit-Gebirges, als auch die Adriaküste zu erleben gibt. Split selbst empfing seine Gäste mit freundlichen 22 Grad, nur von ein paar Regentropfen getrübt, als eine typische osteuropäische Großstadt, die vom Flair aber auch in Süditalien hätte liegen können. Wirklich schön sind die Altstadt und die Hafengegend. Entfernt man sich allerdings davon, erblickt man zahlreiche Plattenbauten, so auch in Stadionnähe. Eben jenes Stadion Poljud ist dafür bekannt, dass es 1979 in der Form einer geöffneten Muschel gebaut wurde. Von ihrem ursprünglichen Fassungsvermögen von 55.000 Plätzen hat die Schüssel allerdings etwa 20.000 verloren, nachdem der Umbau zu einem Allseater erfolgte.

PoljudFür die Heimspiele der Saison 2012/13 ist das Poljud aber auch damit noch deutlich zu groß. Nur knapp über 9.000 Zuschauer verlieren sich hier im Schnitt, und diese Zahl ist vom Duell gegen Zagreb mit 25.000 Besuchern schon arg nach oben getrieben. Ansonsten gab es nur vier weitere Male eine fünfstellige Zuschauerkulisse, das heutige Heimspiel gegen den NK Osijek wollten gar nur 4.000 zahlende Besucher sehen, trotz Werktag beschämend wenig. Dass diese geringe Zahl noch höher ist als der Schnitt sämtlicher anderen kroatischen Erstligisten, spricht dafür, dass Hajduk trotz der aktuellen sportlichen Misere – die es ist, wenn man 22 Punkte hinter dem großen Rivalen aus der Hauptstadt steht, trotz Platz 3 – nach wie vor ein hervorstechender kroatischer Verein ist. Bei Dinamo beispielsweise gab es in dieser Saison schon sieben Heimspiele mit unter 2.000 Zuschauern. Davon ist Hajduk weit entfernt.

HajdukDie sportliche Geschichte des Spiels ist schnell erzählt. In einem ereignisarmen Spiel auf erschreckend schwachem Niveau ging Hajduk nach gut elf Minuten durch Maglica in Führung und hielt diese bis zum Spielende. Sehr kurios dabei war, dass auf der Anzeigetafel vermerkt wurde, dass das Tor in der 13. Minute fiel, während diese Minute noch gar nicht erreicht war. Ansonsten war zumindest die erste Halbzeit total langweilig. Und leider nicht nur auf dem Rasen, sondern auf den Rängen. Die Torcida bemühte sich zwar redlich um etwas Atmosphäre, zu oft erstickten die Gesänge aber, bevor sie ordentlich Fahrt aufgenommen hatten. Im Gästeblock verfolgten das Geschehen übrigens ganze drei Leute, bis in der Halbzeit noch zwei Autobesatzungen eintrafen und die Mannstärke auf 13 erhöhten. Trotz einer Anreise von 700 Autobahnkilometern eine enttäuschende Zahl. Wenigstens zeigten sie sich und versuchten sich gelegentlich im Support, hatten aber gegen die Torcida keine Chance.

TorcidaIn der zweiten Halbzeit nämlich war nicht nur die Heimkurve deutlich voller geworden, sondern in den letzten zwanzig Minuten auch richtig lauter. Split bot nun einen Dauergesang, der immer lauter wurde, und hielt diesen ab der 70. Minute konstant durch, nur zweimal unterbrochen von anderen Chants. Dazu ein paar Bengalos sowie Rauch in den Farben Gelb, Grün und Orange – es geht doch! Dies war die Stimmung, für die sich die Anreise wirklich gelohnt hatte. Nun standen die Münder der anwesenden Hopperschaft offen, und die Strapazen der von Berlin aus mehr als 1.500 Kilometer weiten Anreise waren vergessen.

HajdukAbgerundet wurde der Abend mit einem Bummel durch die Altstadt und einem Besuch des offiziellen Fanshops in der Altstadt. Da Hajduk am Stadion nur über einen Laden mit offiziellen Trikots, aber nicht mal Standards wie Schals verfügt, war dieser Gang notwendig. Offizielle Artikel des Vereins gab es allerdings kaum, sondern nur welche von der Torcida. Die Preise waren dabei leider derart gesalzen, dass das Portemonnaie verschlossen blieb. T-Shirts kosteten mehr als 20 Euro, und bei Motiven wie „Nord Korps“ (Die Torcida steht auf der Nordkurve) oder „White Boys“ (Sicherlich nicht nur auf die Heimtrikotfarbe von Hajduk bezogen) verging es mir auch, hier Geld zu lassen.

Überlegt hatte ich noch kurz beim „1950“-Shirt, da mein Heimatverein Stahl Brandenburg im gleichen Jahr gegründet wurde wie die Torcida, aber nicht unter diesen Umständen. Wenigstens war das berühmt-berüchtigte „Hajduk-Jugend“-Shirt nicht mehr im Programm, wenn gleich die Aufkleber der HJ noch an einigen Laternenmasten unmittelbar neben dem Fanshop zu sehen sind. So verbleibt, was Hajduk und die Torcida angeht, ein schaler Beigeschmack. Diesen kann man allerdings sehr gut mit Hajducko Bier herunter spülen, einer Eigenmarke der Carlsberg-Brauerei, die nur im Stadtgebiet von Split verkauft wird, das Vereinslogo auf dem Etikett trägt und sehr gut schmeckt. Pro verkaufter Flasche gehen umgerechnet etwa 6,6 Cent an den Verein. Eine unbedingt nachahmenswerte Idee. Zum Wohl! Zivjeli!

Fotos: Jörg Pochert

> zur turus-Fotostrecke: Hajduk Split

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