Hertha BSC II vs. 1. FC Union Berlin II: Die Eisernen gewinnen das kleine Derby

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Hertha BSC II vs. 1. FC Union Berlin II

Hertha gegen UnionDerbyzeit in Berlin: Hertha gegen Union, blau-weiß gegen rot-weiß. 74.244 Zuschauer erleben im ausverkauften Stadion ein emotionales Zweitliga-Spiel mit viel Feuer auf den Rängen und auf dem Rasen, am Ende steht es 2:2. Das war Anfang Februar. Heute hieß es zwar auch Hertha gegen Union – allerdings standen sich die Nachwuchsmannschaften in der Regionalliga Nordost gegenüber. Das hätten sie eigentlich bereits im Dezember tun sollen, doch unter anderem durch den Winter wurde das Spiel insgesamt fünfmal verschoben. 

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Hertha gegen UnionDerbyzeit in Berlin: Hertha gegen Union, blau-weiß gegen rot-weiß. 74.244 Zuschauer erleben im ausverkauften Stadion ein emotionales Zweitliga-Spiel mit viel Feuer auf den Rängen und auf dem Rasen, am Ende steht es 2:2. Das war Anfang Februar. Heute hieß es zwar auch Hertha gegen Union – allerdings standen sich die Nachwuchsmannschaften in der Regionalliga Nordost gegenüber. Das hätten sie eigentlich bereits im Dezember tun sollen, doch unter anderem durch den Winter wurde das Spiel insgesamt fünfmal verschoben. 

JSPDas hat Vor- und Nachteile: da die Partie heute Abend im mit Flutlicht ausgerüsteten aber sehr weitläufigen Jahn-Sportpark stattfindet, entgeht dem geneigten Stadiongänger ein Besuch im kleinen feinen reinen Fußballstadion der Hertha Amateure. Dafür können Anhänger von Union Berlin das Spiel überhaupt besuchen – denn in einigen der vorigen Ansetzungen hätte es parallel zu Spielen der ersten Mannschaft stattgefunden. Und bei aller Liebe für den Nachwuchs und die lokale Rivalität wäre der Gästeblock wohl leer geblieben.

Diese Ansetzung ist nicht das einzige Beispiel für diese etwas hinderliche Politik, Spiele – besonders bei interessanten Partien – parallel zur ersten Mannschaft anzusetzen. Das mindert entsprechend den ohnehin geringen Zuschauerspruch. Und damit steht auch immer noch die grundsätzliche Frage im Raum: sollten zweite Mannschaften im regulären Ligabetrieb mitmischen oder (wie in anderen Ländern) in reinen Reserve-Ligen?

amateureIst es gewichtiger, dass dadurch Plätze belegt werden, die sonst auch von Traditionsclubs mit lebhaften Fan-Szenen wahrgenommen werden können? Das Zuschaueraufkommen der Amateure kann da sicherlich nicht mithalten, aber das bedeutet nicht, dass sie mit weniger Leidenschaft dabei sind. Die Zweit-Vertretungen bieten ihnen die Möglichkeit, ihrem Club treu zu bleiben aber trotzdem puren Fußball, abseits von der großen distanzierten Bühne zu sehen. Fans von Borussia Dortmund hängten beim Spiel am Dienstag ein Banner auf – und zwar nicht im Estadio Bernabéu sondern im Karl-Liebknecht-Stadion zu Babelsberg, im Abstiegskampf der 3. Liga: „Amateure statt Champions League“. Und bei Hertha BSC gibt es seit Jahrzehnten einen beachtlichen Kern von Fans die sogar die dritte Mannschaft in der Bezirksliga unterstützen.

Hertha BSC IINicht zuletzt sind echte Wettkampfbedingungen (Leistungsniveau, Atmosphäre) in Kombination mit der Infrastruktur großer Clubs eine gute Ausgangsposition für hoffnungsvolle Nachwuchskicker. Das Konzept der Nachwuchsleistungszentren kann so schlecht nicht sein, denn seit die deutsche Nationalmannschaft kläglich in der Vorrunde der Europameisterschaft 2000 ausgeschieden ist, hat sich viel getan und ist die Jugendarbeit mittlerweile weit vorn in Europa. Wie auch diverse deutsche Teams. Die Akademie von Hertha BSC (eröffnet 2001) gilt dabei als Vorzeigeprojekt und hat unter anderem die Boateng-Brüder hervorgebracht, deren Marktwert mittlerweile jeweils 18 Millionen Euro beträgt.

UnionEin Jahr später öffnete das Nachwuchsleistungszentrum des 1. FC Union Berlin, welches z.B. mit der Flatow-Oberschule kooperiert. Auf diese ging auch Robin Emil Hoth, der seit der E-Jugend bei Union spielt. Vor einem Jahr erklärte er mir, dass sich Verein und Schule eng abstimmen, um die sportliche Ausbildung eng mit der schulischen zu verknüpfen. Dennoch erfordert es gute Selbstorganisation, um bis zu zwei Mal am Tag zu trainieren sowie zusätzlich Prüfungsvorbereitung und Hausaufgaben zu erledigen. Mit guter Einteilung fände er zwar trotzdem noch Zeit für Freunde und Familie, muss aber auch Abstriche machen: denn alles Zeitmanagement nützt nichts, wenn ein Spiel genau zum 95. Geburtstag der Urgroßmutter stattfindet.

Sein Ziel war es, sich nach dem Abitur voll auf die Regionalliga zu konzentrieren. Dort stand er in dieser Saison heute bereits zum 16. Mal auf dem Platz und trug dazu bei, dass seine Mannschaft diesen nach solider Defensivleistung als „kleiner Derbysieger“ verlassen konnte.

Hertha IIAuch wenn es in der ersten Halbzeit nur wenige Chancen gab, entwickelte sich ein munteres Spiel, in dem Unions Steven Skrzybski schließlich nach 38 Minuten mit einem Schuss durch die Beine von Hertha-Keeper Philip Sprint die Führung erzielte. Kurz darauf wäre fast der Ausgleich gefallen, doch Kiminu Mayoungou kratzte den Ball gerade noch von der Linie. Wie auch im großen Derby traf Union kurz nach Wiederanpfiff erneut, doch im Gegensatz zur ersten Mannschaft, gab sie den Sieg nicht wieder her. Aus gut geordneter Defensive setzten die jungen Eisernen weitere Nadelstiche: während Hoth noch am Tor vorbeizielte, ließ der eingewechselte Jack Krumnow nach 75 Minuten mit seinem Tor keine Zweifel mehr aufkommen, Herthas 1:3 kurz vor Schluss fiel nicht mehr ins Gewicht.

HerthaAuf den Rängen wurde es erst in der zweiten Halbzeit etwas lauter. Als aus dem Hertha-Block auf der Haupttribüne eine einsame Trommel ertönte, ließen auch die Union-Fans auf der Gegengerade ihre gewohnten Schlachtgesänge durch das leere Rund erhallen. Die beiden Fanlager waren etwa gleichstark verteilt, doch schien es auch, als sei für jeden der 544 Zuschauer ein persönlicher Polizeibeamter in Vollmontur abgestellt worden. Das Stadion und der angrenzende Prenzlauer Berg waren jedenfalls so gut abgeriegelt, als wäre die Polizei nach dem gestrigen 1. Mai nie abgerückt.

DerbysiegerDurch die endlose Verlegung dieser Partie findet das Rückspiel bereits in gut zwei Wochen an selber Stelle statt. Hertha-Fans werden sich dazu vermutlich nicht aufraffen – erneut durch eine Parallel-Ansetzung zur ersten Mannschaft. Das wird ihnen aber nichts ausmachen, denn an jenem 19. Mai gilt es, im vermutlich ausverkauften Olympiastadion gegen Energie Cottbus den diesjährigen Abschied aus Liga 2 zu feiern.

Fotos: Felix Natschinski

> zur turus-Fotostrecke: Hertha BSC

> zur turus-Fotostrecke: 1. FC Union Berlin

 

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