1. FC Union Berlin vs. SSV Jahn Regensburg: Abstiegs-Entscheidungen in Liga 2

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1. FC Union Berlin vs. SSV Jahn Regensburg: Abstiegs-Entscheidungen in Liga 2

TuscheDer SSV Jahn 2000 Regensburg spielt aktuell überhaupt erst seine zweite Zweitligasaison seit Bestehen einer eingleisigen zweiten Bundesliga. Der letzte Besuch liegt schon neun Jahre zurück (2003/04), zwischendurch ging es sogar bis in die Bayernliga hinab. In den letzten Jahren gab es immer mal wieder Probleme mit Finanzen oder Führung. In einer dieser Episoden stellte der lokale Energieversorger auch schon einmal wegen unbezahlter Rechnungen den Strom ab, so dass das Duschwasser nach dem Training plötzlich kalt aus den Rohren schoss und ein anstehendes Drittligaspiel mangels Flutlicht gefährdet war.

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RegensburgDiese Situationen scheinen nun aber der Vergangenheit anzugehören, dafür drückt der Schuh an sportlicher Stelle: Regensburg hat in dieser Saison bereits 19 Mal verloren, genauso viele Punkte konnten erst eingeheimst werden. Das Abenteuer zweite Bundesliga wird wie beim letzten Mal bereits nach einem Jahr enden. Sportlich jedenfalls schon seit diesem Wochenende. Vielleicht mischt aber auch ein tragisches süddeutsches Dreieck den Abstiegskampf fernab vom grünen Rasen auf. Denn finanzielle Sorgen plagen derzeit nicht Regensburg, sondern zwei andere Clubs, die dadurch um ihre Lizenz bangen müssen:

Regensburg220 Kilometer westlich von Regensburg muss der VfR Aalen nach Verlust seines Trikotssponsors bis Ende Mai eine Bürgschaft von über sechs Millionen Euro nachweisen sowie glaubhaft darstellen, dass er sein Stadion spätestens Anfang nächster Saison auf die vorgeschriebene Mindestkapazität von 15.000 Zuschauern ausbauen wird – ganze 1.749 fehlen derzeit dazu, ein wirklich schwerer infrastruktureller Rückstand angesichts eines Heimschnitts von 7.614. 182 Kilometer südöstlich von Aalen wiederum knirscht es nach zwei Jahren Scheinehe unüberhörbar lauter zwischen 1860 München und seinem vermeintlichen Heilsbringer Hasan Ismaik. Der Investor verlangt nach mehreren geleisteten Darlehen in Millionen-Höhe ein aus seiner Sicht fähige(re)s Management, wird vom aktuellen aber immer häufiger brüskiert und droht nun mit Liebes- bzw. Alimentenentzug. Die Abwahl des aktuellen 60er-Präsidenten nach kurzer Amtszeit dürfte jedoch im Sinne Ismaiks sein und könnte das Verhältnis vorerst noch kitten. Schließen wir also das Dreieck mit der Rückkehr zum 126 Kilometer nordöstlich von München gelegenen Regensburg, dem unter diesen Umständen also auch schon Platz 16 oder 17 zum Klassenerhalt reichen könnte.

UnionDafür müsste der Tabellenletzte aber auch punkten und hätte idealerweise bei Union Berlin damit angefangen. Im Hinspiel gelang das immerhin teilweise mit einem 3:3. Unentschieden ist auch die Bilanz der Berliner bisher: 10 Siege, 10 Remis, 10 Niederlagen, 45:44 Tore. Die Saison verlief für die Köpenicker dabei einmal mehr wie ein umgedrehtes Feedback-Sandwich (üblicherweise: einleiten mit Lob, Kritik im Mittelteil und abschließen wiederum mit Lob): Während der Belag in der Mitte recht appetitlich war (26 der 40 Punkte zwischen dem 6. und 18. Spieltag), bildet sich an den äußeren Brothälften leichter Schimmel: zu Saisonbeginn gab es fünf sieglose Spiele, zum quälenden Ausklang aktuell vier bei recht leblosen Auftritten.

An diese schloss sich auch das Spiel gegen Regensburg fast nahtlos an: beide Mannschaften bemühten sich zwar, waren jedoch darauf bedacht, Spannungsmomente wie Druckphasen oder gefährliche Torschüsse tunlichst zu unterlassen. Auch dem Schiedsrichter schien es schließlich ein wenig langweilig zu werden, und so zeigte er nach einer guten Stunde großzügig auf den Regensburger Punkt. Unions Kapitän Torsten Mattuschka nutzte diesen Elfmeter zum einzigen Tor des Tages, denn danach setzten beide Teams ihren höflichen Waffenstillstand fort.

UnionSomit brachte dieser Spieltag einige weitere sportliche Entscheidungen: während Braunschweig den Aufstieg sicherstellte, steht Regensburg als erster Absteiger fest, Sandhausen könnte es am nächsten Spieltag gleichtun. Sofern also keine Lizenzentzüge die Tabelle durchrütteln, bleibt noch ein kleiner Kampf um den Relegationsrang, den Dresden mit drei Punkten Rückstand auf Erzgebirge Aue bei deutlich schlechterem Torverhältnis belegt. Stichwort Aue: Trotz zuletzt vier Spielen ohne Niederlage (darunter zwei Remis gegen Topteams) wurde Trainer Karsten Baumann entlassen. Für ihn kehrt wohl Falko Götz ins Trainergeschäft zurück. Vier Punkte vor Dresden steht der VfL Bochum, der unter dem alten neuen Trainer zuletzt drei Siege in Folge einfahren konnte. Aber weder Bochum, noch der mit fünf Punkten vor Platz 16 stehende FC St. Pauli können sich ihrer Sache sicher sein. Das Restprogramm der betroffenen Teams zeigt warum:

Dresden: Paderborn (H), Aalen (A), Regensburg (H)
Aue: Hertha (A), Ingolstadt (H), Sandhausen (A)
Bochum: Köln (H), Frankfurt (A), Union (H)
St. Pauli: Duisburg (A), Braunschweig (H), Kaiserslautern (H)

Fotos: Felix Natschinski

> zur turus-Fotostrecke: 1. FC Union Berlin

 

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