111 Jahre Tennis Borussia Berlin: Rückblick auf das Geburtstagswochenende

SK Updated

111 Jahre TebeTennis Borussia Berlin wird am heutigen Tag exakt 111 Jahre alt. Eine besondere Schnapszahl, wenn man bedenkt, dass TeBe in den vergangenen Jahren nicht nur bis in die Berlinliga abstieg, sondern auch Insolvenzen verkraften musste. Am Wochenende feierten die Fans mit Freunden aus dem gesamten Bundesgebiet bereits den Geburtstag vor. Es war ein Event mit verschiedenen sportlichen Ereignissen und einem Konzert. Den Start sollte der erste Spieltag der höchsten Futsal-Liga gegen keinen Geringeren als den alten Konkurrenten Hertha BSC darstellen. 

Anschließend würde es zu einem Konzert im Herzen Friedrichshain gehen, um am nächsten Morgen das „Eichkamp-Derby“ zwischen TuS Makkabi und TeBe zu genießen. Der Abschluss war um die Ecke geplant: Die Zweite von TeBe hofft noch auf den Aufstieg in die Kreisliga A und bekam Besuch von der Zweitvertretung des Neuköllner Fußballclub Rot-Weiß. Doch wie geplant lief nicht alles ab.

Tebe und Roter SternFans von Tennis Borussia und anderer befreundeter Vereine trafen sich an der U-Bahnlinie 1 mit dem Ziel Sporthalle Zehlendorf. Die Futsalmannschaft von TeBe konnte im vergangenen Jahr in die höchste Spielklasse (Verbandsliga) aufsteigen und traf am ersten Spieltag auf Hertha BSC. Nachdem die etwa 20 Fans den Bahnhof Onkel-Toms-Hütte erreicht hatten, wurden sie von etwa 15 bis 20 Vermummten angegriffen. Für einige TeBe-Fans gab es leichte Blessuren, ein Schal wurde entwendet. Die Polizei brauchte mehr als fünf Minuten zum Bahnhof und konnte erst einmal keinen der Angreifer festnehmen. Unbeteiligte vom Bahnhof sowie die Geschädigten von TeBe machten ihre Aussagen bei den anwesenden Beamten, als plötzlich eine Person, die der Angreifergruppe angehörte, zum Tatort zurückkehrte und somit direkt in die Arme der Beamten lief.


Die Angreifer werden im Fanspektrum von Hertha BSC vermutet. Es wäre nicht der erste Angriff der Blauen in jüngerer Vergangenheit auf TeBe-Fans gewesen. So griffen Personen, die dem Ultraspektrum von Hertha zugeordnet wurden, 2010 einen TeBe-Wagen auf dem Karneval der Kulturen an und entwendeten das Kurvenbanner der „TEBE PARTY ARMY“. Auch beim Gastspiel in Rudow im Jahr 2011 waren es organisierte Fans von Hertha, welche in eine Auseinandersetzung mit den Lila-Weißen gingen.


TebeDie Fans von TeBe haben indes einen gewaltfreien Grundkonsens. Überfälle auf Fans anderer Vereine nur weil sie andere Farben oder einer anderen Stadt kommen sind ihnen fremd. Aktionen wie „Fußballfans gegen Homophobie“ funktionieren, weil die TeBe-Fans offen mit anderen Fanszenen umgehen und an einem konstruktiven Austausch immer interessiert sind und waren. 
Aus diesem Grund gab es auch kein langes Überlegen nach dem Angriff, man ging geschlossen zur Halle und feierte trotzdem. 

FutsalNachdem das Borussen-Team beim Futsal-Duell die überraschende Führung erzielen konnte, machte Hertha spätestens in der zweiten Halbzeit alles klar. Das Spiel endete nach 2 x 20 Minuten mit einem klaren 6:2(2:1) für Hertha BSC. Unter den insgesamt 100 Zuschauern feierten die anwesenden 30 TeBe-Fans trotzdem ihre Mannschaft, welche sich über den Support sichtlich freute.
Anschließend ging es für die Fans ins Friedrichshainer „Lovelite“, wo bis morgens in der Frühe zu Elektromusik getanzt wurde. Zwischenzeitlich mussten Gäste abgewiesen werden, da der Laden aus allen Nähten platzten. Dort gab es ein Panini-Album voller Tebe-Aufkleber (welche man in Extratüten sammeln muss). Das Besondere: Es gibt Nieten. Die bestehen aus dem Unioner „Keule“, der sich mit „Herthinho“ verbrüdert hat.

TebeDer nächste Morgen. Die Fußballfreunde, die es noch schafften zu laufen, machten sich auf den Weg in Richtung Waldschulallee. Doch das Ziel war nicht die Hans-Rosenthal-Sportanlage, denn diese fiel wieder der Witterung zum Opfer. Das Spiel der Makkabäer gegen die Borussen wurde abgesagt. Man dürfte nun bei 10.000 ausgefallenen Spielen in Berlin in diesem Winter sein. Allerdings fand das Fußballwochenende doch noch seinen gelungenen Abschluss mit dem Spiel der Zweiten von TeBe auf der Sportanlage „Kühler Weg“. Etwa 15 TeBe-Fans schafften es dort anzukommen und bei schönstem Fußballwetter zwei komplett unterschiedliche Halbzeiten zu sehen. Die ersten 45 Minuten waren ausgeglichen und während TeBe dreimal das Aluminium traf, konnte Neukölln einen Treffer erzielen, der auch den Halbzeitstand darstellte. 

Offensichtlich reichte es den Neuköllnern, denn in der zweiten Halbzeit kam von ihnen nichts mehr, während TeBe weiter spielte wie in der ersten Halbzeit. Nun aber erfolgreicher. Nicht mehr das Aluminium wurde getroffen, sondern sechsmal die Bude. Auf der Gegenseite lagen die Nerven blank. Während TeBe das Passspiel perfekt durchführte, waren auf Neuköllner Seite elf Ego-Spieler auf dem Platz. 

gelbe KarteDer Trainer erkannte ebenfalls: Wer keine Zweikämpfe gewinnt, kann kein Spiel gewinnen. Statt sich reinzubeißen haderte man mit dem Schiedsrichter und mit sich selber. Ein unsicherer Torhüter, der lieber abklatschen ließ statt festzuhalten, tat sein übriges. Zehn Minuten vor dem Ende rief ein Spieler seinem Trainer zu, dass er keinen Bock mehr habe und in die Kabine gehen wolle. Der Trainer resignierte mit den Worten: „Ja, geh dich mal ausruhen.“ Im Gespräch mit beiden Trainern kam heraus, dass bei Neukölln einige Spieler nicht zum Training erschienen und TeBe voll trainieren konnte.
Kurz vor dem Winter wurde bis auf drei Spieler die komplette zweite Mannschaft von TeBe sowie der Trainerstab ausgetauscht. Neuer Trainer wurde Joachim „Jogi“ Busch, welcher besonders bei der SG Nordring und Hertha III fündig wurde, was geeignetes Spielerpotential angeht.

Nachdem Tennis Borussia Berlin vor zwei Jahren noch am Abgrund stand, sieht man nun im 112. Jahr einer positiven Zukunft entgegen. Die Erste spielt in der oberen Tabellenhälfte der Berlinliga mit und klopft an die Oberliga an und auch die Zweite kann noch vom Durchmarsch träumen. TeBe konsolidiert sich Dank einer engagierten Fanszene und wird somit auch in den kommenden 111 Jahren für Überraschungen sorgen. 

Fotos: Sören Kohlhuber

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