Hallescher FC vs. Hansa Rostock: Rückblick auf das Fangeschehen beim Nordostduell

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Am Sonntag stand in der 3. Liga ein durchaus brisantes Ost-Duell an der Saale auf dem Programm. Der Hallesche FC empfing den FC Hansa Rostock. Beide Teams sind im Mittelfeld der Tabelle zu finden, wobei die Hausherren etwas mehr im gesicherten Bereich stehen, während die Gäste von der Küste definitiv nach unten schauen müssen. Das Spiel war in der Vorverkaufsphase bereits zehn Tage vor Anpfiff als „ausverkauft“ gemeldet worden, was einen stimmungsvollen Fußballnachmittag versprach.

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RostockAm Sonntag stand in der 3. Liga ein durchaus brisantes Ost-Duell an der Saale auf dem Programm. Der Hallesche FC empfing den FC Hansa Rostock. Beide Teams sind im Mittelfeld der Tabelle zu finden, wobei die Hausherren etwas mehr im gesicherten Bereich stehen, während die Gäste von der Küste definitiv nach unten schauen müssen. Das Spiel war in der Vorverkaufsphase bereits zehn Tage vor Anpfiff als „ausverkauft“ gemeldet worden, was einen stimmungsvollen Fußballnachmittag versprach.

HansaMan hörte aus einigen Ecken, dass die Gästefans 1.250 Tickets für den Stehplatzblock bekommen haben und die „Fanszene Rostock“ selbst noch einige Hundert Karten für die Nebenblöcke erworben haben soll. Dies würde erklären, warum an die 2.000 Rostocker in Halle waren. Der Block platze aus allen Nähten, und immer noch standen laut Augenzeugen um die 200 Rostocker draußen, die einfach nicht mehr in den Block passten. Die Sicherheitsorgane ließen es nicht zu, die Nebenblöcke für die Rostocker zu öffnen, stattdessen nutzte man diese nun als Pufferzonen zwischen Heim- und Gästefans.


Der Großteil der Rostocker (zirka 800 Leute) kamen mit einem Sonderzug an die Saale, und wurden im Polizeikessel zu Fuß zum Stadion gebracht. Der Kessel war sehr dicht, um ein Aufeinandertreffen mit einheimischen Fans nahezu unmöglich zu machen. Das Verhältnis zwischen beiden Fanlagern ist äußerst angespannt. Ein Fakt, der in der Vergangenheit des Öfteren auch bestätigt worden ist. In Hallenser Fankreisen war man bereits am Samstag in Alarmbereitschaft. Es kam hier jedoch zu keinen nennenswerten Ereignissen. 

HalleAm Spieltag versammelten sich die Hallenser Szeneleute plus deren Freunde aus Leipzig und Erfurt an deren Fanhaus. Die Stimmung war recht locker, was sich aber wenig später änderte, als der Mannschaftsbus der Rostocker mit Polizeieskorte die Straße entlangkam. „Scheiß Hansa Rostock!“, dröhnte es aus einigen Hundert Kehlen dem Bus entgegen. Viele Polizisten rannten zum Ort des Geschehens, setzten ihre Helme auf und stellten sich schützend vor den Bus. Einige Flaschen flogen auf Polizei und Bus. Das Ganze dauerte zirka 15 bis 20 Minuten, ehe der Bus auf den Parkplatz, dessen Einfahrt genau gegenüber des Fanhauses ist, fuhr. Das dies kein gewöhnliches Spiel war, merkte man am Sonntag auch als Außenstehender recht früh.


Halle ChoreoDie HFC-Fankurve hatte für das Duell mit den Rostockern eine recht aufwändige Choreografie (siehe Foto) geplant. Zu Spielbeginn wurden weiße (großer Mittelblock) und rote Zettel (beide Eckblöcke außen) Zettel gezeigt. Dazu wurde eine große Plane, die den Hauptteil der Fankurve bedeckte, mit Hilfe von Seilen am Stadiondach hochgezogen. Auf der Plane waren fünf Hallenser Persönlichkeiten zu sehen, welche da sind: August Herman Francke (Theologe im Mittelalter), ein „Hallore“ (Soldat zur Gründerzeit), Georg Friedrich Händel (Komponist), Felix Graf von Luckner (Marinekapitän, verhinderte die Bombardierung von Halle 1945) und der „Roland“ (keine echte Persönlichkeit, eher ein Symbol für Justiz im Mittelalter). Dazu wurden einige Blink-Bengalos gezündet und am Zaun prangte über die komplette Länge die Botschaft „WIR SIND HALLE AAS“. Die Bezeichnung „AAS“ ist eine Hallenser Redeart und wird des Öfteren am Satzende genutzt. Zurück zur Choreo: Optisch ein sehr gelungenes Ergebnis mit einem kleinen Schönheitsfehler. Die Zettel in den Eckblöcken wurden, vermute ich, viel zu früh weggeworfen. Schade. Ansonsten eine sehr gute Idee. Die Schwierigkeit, dass alles hält und nicht reißt, war nicht gering. Von daher können die HFC-Fans durchaus zufrieden sein. 

HFCStimmungsmäßig legte die Kurve gleich gut los. Einer der besten Auftritte der HFC-Kurve, die ich bei meinen Besuchen in Halle bisher erlebt habe. Die Mitmachquote bei Armeinsätzen, Gesängen und Hüpfereien waren recht hoch und auch die Laustärke stimmte. Der brachiale Wechselgesang „Chemie Halle“ war das akustische Highlight der ersten 30 Minuten. Dieser hat wirklich gescheppert. In Halbzeit zwei waren die HFC-Fans immer noch recht aktiv, jedoch nahm die Mitmachquote und auch die Lautstärke etwas ab. Trotzdem: Insgesamt ein sehr guter Tag für die HFC-Fanszene. 

RostockIm Gästeblock wurde auch gut supportet – und das trotz beklemmender Enge. In Halbzeit eins gab man eine solide Vorstellung ab, welche in Halbzeit zwei noch einmal übertroffen wurde. Die Mitmachquote wie jederzeit sehr hoch, die Gesänge und Schlachtrufe dauerhaft vorgetragen - so kennt man die Rostocker Fanszene. Optisch beließ man es bei einigen Schalparaden und einer Pyro-Aktion zu Beginn der zweiten Hälfte. Am Zaun prangte ein „FC Hansa Rostock“-Banner mit einem sehr grimmig schauenden Subjekt. Dieser hielt eine Fackel in der Hand, an dessen Ende plötzlich reales Licht einer Fackel leuchtete. Aus Sicht der Pyrotechnik nicht abgeneigter Fans ganz gewiss eine gute Idee, und auch die Umsetzung konnte sich sehen lassen. 

FC HansaZusätzlich gab es eine nicht geringe Portion Rauch in mehreren Farben (u.a. blau und weiß) sowie Breslauer Feuer. Anschließend ertönten einige Böller und die Fackeln, welche von vermummten Fans am Zaun gezündet worden waren, wurden teilweise in den Stadion-Innenraum geworfen, wo auch einige Ordner standen, die teilweise zurückweichen mussten. Ganz sicher eine überaus dumme Aktion. Warum ist es nicht möglich, diese Dinger bis zum Erlöschen in der Hand zu behalten? Damit hat man sämtlichen Unterstützern der „Pro Pyro-Kampagne“, die ein kontrolliertes Abbrennen befürworten, einen Bärendienst erwiesen. Da braucht auch niemand im Nachhinein in Tränen auszubrechen, wenn sensationssuchende Medienvertreter wieder sehr aktiv werden und von Randale und Ausschreitungen sprechen. 

HFC HansaKeine Frage: Fußball gespielt wurde schließlich auch noch. Der HFC besiegt die Gäste mit einem verdienten 3:1. Die Gäste begannen sehr druckvoll, während die Hausherren nervös schienen. Dennoch nutzen sie ihre ersten beiden Chancen (elfte und 14. Minute) und führten schnell mit 2:0 durch Furuholm und Hartmann. Die Hanseaten kamen jedoch schon kurz darauf zum Anschlusstor durch Plat (20. Minute). In der Folgezeit verflachte die Partie etwas, blieb aber ereignisreich. In der 30. Minute war es wieder Furuholm, der mit dem Kopf das 3:1 machte. Nur wenige Sekunden später stieg Hansas Haas im Mittelfeld zu hart gegen seinen Gegenspieler ein, wofür er die Rote Karte bekam. Diese war in meinen Augen etwas überzogen. Der HFC zog sich bis zur Halbzeit zurück und ließ die Gäste laufen.


HFC JubelIn Halbzeit zwei war der Hallesche FC von Beginn an am Drücker und hatte auch mehrere Chancen. Die restliche Spieldauer spielte der HFC clever sein Spiel herunter, während die Gäste kaum noch etwas dagegen zu setzen hatten. Die Rostocker fanden kaum einen Weg, die Saalesstädter in Schwierigkeiten zu bringen. So blieb es am Ende beim verdienten 3:1 für den HFC. Die Hallenser kletterten Dank des Sieges auf Rang acht, der FC Hansa ist derzeit auf Platz 13 zu finden. Der Abstand zu Rang 18 beträgt nur noch fünf Punkte. Diesen belegt momentan der SV Babelsberg 03, der zuletzt bei Alemannia Aachen einen Last-Minute-Sieg einfahren konnte. In einer Woche kommt es – falls der Schnee schmelzen wird – im Karl-Liebknecht-Stadion zum Aufeinandertreffen zwischen Nulldrei und dem FC Hansa. Ebenso ein Spiel mit einer gewissen Portion Brisanz...

Text & Fotos: Sandy Hartenstein & Ricardo Lichtenfeld

> zur turus-Fotostrecke: Hallescher FC

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