Hallescher FC vs. Chemnitzer FC: Schneeschlacht, rote Linien, mobile Räumkommandos

MB Updated

HFCSpielen sie oder spielen sie nicht? Das war die Frage! Während etliche Partien der Region wie zum Beispiel das Sechstligaspiel FC Eilenburg gegen die BSG Chemie Leipzig noch kurzfristig abgesagt werden mussten, konnte das mit Spannung erwartete Drittliga-Duell zwischen dem Halleschen FC (einst auch das „Chemie“ im Vereinsnamen) und dem Chemnitzer FC angepfiffen werden. Etliche Helfer hatten auf dem Rasen des Erdgas-Sportparks mit angepackt und die Schneedecke entfernt. Das war auch gut so, denn allein das Schneetreiben während des Spiels zauberte schon bald eine nette Winterlandschaft und ließ die roten Linien des Platzes fast verschwinden.

CFCBei normalen Witterungsverhältnissen hätte man in Halle gegen den CFC ganz gewiss die 10.000er Marke geknackt, so waren es jedoch „nur“ 7.581 Zuschauer, die den Weg ins Stadion gefunden hatten. Ausverkauft war indes der Gästebereich. Nach längerer Zeit konnte die krisengeschüttelte Fanszene des Chemnitzer FC mal wieder richtig mobil machen und in beachtlicher Anzahl bei einem Auswärtsspiel antreten. Nicht alle himmelblauen Anhänger hatten es geschafft, pünktlich vor Ort zu sein. Ganze 35 Minuten nach Anpfiff erreichte eine Nachhut das Hallenser Stadion und wurde in Polizeibegleitung in den anliegenden Sitzplatzbereich der Gegengerade gebracht. Bereits zuvor wollte ein einzelner HFC-Fan mit Bierbecher und Zigarette in der Hand den Jungs im Gästeblock ganz persönlich Hallo sagen. Beschwichtigende Worte eines Ordners konnten ihn jedoch von diesem Plan abbringen.

HFCWährend der Schnee vom Himmel rieselte, zeigten die Fans des Halleschen FC zu Beginn mal eine ganz andere Choreographie, die aus Spruchbändern und roten „Dislike-Händen“ bestand. Provokation oder Spott in Richtung Chemnitzer Block? Fehlanzeige! Viel mehr ging es um eine eigene Sache. „10.000 Likes bei Facebook – aber nur 815 Mitglieder?“, „Bandenwerbung für Facebook – Mitgliederwerbung = Fehlanzeige“, „Freikarten für Facebookuser – Mitgliederprivilegien = Fehlanzeige“. Der Hallenser Fanblock hatte es auf den Punkt gebracht: „Prioritäten setzen! Mitglieder sind der Verein! Werde Teil der HFC-Familie! Werde Mitglied beim HFC e.V.!“ In der Tat eine ungewöhnliche Angelegenheit, kümmern sich in der Regel die Vereinsführungen um Mitgliederwerbung und nicht die Fankurven.

PolizeiIm Chemnitzer Block blieb es beim verbalen Support. Etwaige Blockfahnen oder gar eine kleine Choreographie wären eh nicht genehmigt worden. Unterstützung in Reinkultur. Gesang, ein paar Fahnen und hochgehaltene Schals. Die Stimmung war nicht brachial, aber in Anbetracht der widrigen Umstände und all der Vorfälle während der letzten Monate durchaus gut. In Schwung kam das Ganze, nachdem nach gut einer halben Stunde die besagte Nachhut eintraf. Allerdings war es manch einem auch dann nicht vergönnt, einfach nur Fußball zu schauen und seinen Emotionen freien Lauf zu lassen. So kam es kurz vor, während und kurz nach der Pause zu kleineren Schiebereien und Diskussionen mit der Polizei. Manch einer durfte anfangs nicht wieder zurück in den zur Verfügung gestellten Sitzplatzbereich, doch letztendlich durften die meisten schließlich weiter das Spielgeschehen verfolgen. 

HalleStichwort Spiel. Trotz des schwer bespielbaren Platzes konnte sich eine recht ordentliche Partie entwickeln, in dessen erster Halbzeit die Gäste aus dem einstigen Karl-Marx-Stadt leichte Vorteile verzeichnen konnten. Gejubelt – allerdings zu früh – wurde in der 26. Minute, als Wachsmuth den Ball im Hallenser Gehäuse unterbringen konnte. Die gehobene Fahne des Linienrichters zeigte jedoch ganz klar an: Abseits! Im Gegenzug eine prima Möglichkeit des HFC-Spielers Ziegenbein, bevor die Gäste zu weiteren Chancen kamen. Nachdem es noch einmal mächtig zu Sache ging, was einige gelbe Karten zur Folge hatte, durften die Spieler zum heißen Pausentee und einige Helfer mit mobilen Geräten auf den winterlichen Platz. Kurzerhand wurden die roten Linien freigepustet, so dass einer ungefährdeten zweiten Halbzeit nichts im Wege stand.

HFCApropos heißer Tee. Ganz so spontan lässt es sich im Stadion des Halleschen FC als einmaliger Besucher kein Getränk oder eine Wurst holen. Mit Bargeld ist nichts mehr zu machen, vor dem Erwerb von Speis und Trank muss eine elektronische Aufladekarte besorgt werden. So richtig logisch erscheint die Einführung dieser Plastikarten bei einem Stadion in dieser Größenordnung nicht, zumal die Schlangen an den Imbissständen nicht wirklich lang waren. Sei es drum, nachdem jahrzehntelang im maroden, aber durchaus charmanten Kurt-Wabbel-Stadion gespielt wurde, hielt im Zuge des Stadionneubaus nun auch das elektronische Zahlungssystem für Kaffee, Würste und Pilsetten Einzug. Wenn schon, denn schon, mag man sich in der Saalestadt gedacht haben. Das Stadion als solches verdient indes ein Lob. Heimstehbereich hinter dem Tor und eine angemessene Größe. Bei einer Zuschauerzahl von 7.500 kommt im Sportpark durchaus gute Atmosphäre auf.

RäumungRichtig gut wurde die Stimmung beim rot-weißen Anhang, als Steven Ruprecht in der 65. Minute zum 1:0 einköpfen konnte. Kälte und Schneeböen waren nun vergessen. Prächtige Laune bei den Hallensern. Chemnitz drängte nun zum Ausgleich und kam eine Viertelstunde vor Schluss zu einer prima Möglichkeit, doch HFC-Keeper Horvat hielt seinen verschneiten Kasten sauber. Damit in der heißen Schlussphase des Duells auch der Durchblick in den jeweiligen Strafräumen gewahrt werden konnte, bat Schiedsrichter Florian Steuer noch einmal das mobile Räumkommando auf den winterlichen Rasen. Mit den staubsaugerähnlichen Geräten wurden nochmals die Linien freigepustet. Als dies auf der Gegenseite nicht fix genug ging, griffen weitere Helfer kurzerhand zu den Schaufeln.

Chemnitzer FCDem Chemnitzer FC gelang es nicht mehr, richtig Druck auf das HFC-Gehäuse auszuüben. Einen weiteren Treffer konnten indes die Hausherren erzielen. Als Dennis Mast mit dem 2:0 in der 87. Minute alles klarmachen konnte, wurde auf dem Schnee kurzerhand ein Spielerhaufen gebildet. Kälte und Nässe waren vergessen, der Rivale aus Chemnitz war besiegt, in Sachen Klassenerhalt wurde ein immens wichtiger Schritt getan. Überholt werden konnte sogar der FC Hansa Rostock, der bisher allerdings sage und schreibe drei Spiele weniger absolviert hatte. Und die Himmelblauen? Die stehen mit 37 Punkten auf Rang sieben. Ein Schnuppern an der Relegationszone zur 2. Bundesliga wird es in der laufenden Saison nun nicht mehr geben. 

Fotos: Marco Bertram

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