Hertha BSC vs. 1. FC Union Berlin: Derbyatmosphäre, 4 Tore, was will man mehr?

MB Updated

Im Vorfeld des Berliner Derbys knisterte die Luft. Und das war schon etwas besonderes, denn die deutsche Hauptstadt ist nicht das Ruhrgebiet, wo der Fußball die Massen tagein, tagaus elektrisiert. Anspannung? Echte Vorfreude? Ein ausverkauftes Olympiastadion an einem Montagabend? Endlich spürte man auch in Berlin, wenn Fußball den Pulsschlag steigen lässt. Fuhr man zwei Stunden vor Spielbeginn mit der proppenvollen S-Bahn in Richtung Olympiastadion, war die Atmosphäre ganz anders als sonst bei Herthas Heimspielen. Es war nicht nur ein neugieriges Beschnuppern wie beim ersten Derby, dieses Mal fühlte es sich fast so an wie bei einem knackigen Duell im Pott.

Polizei

Provokationen gab es im Vorfeld einige. Spruchbänder beim letzten Heimspiel des 1. FC Union, im Gegenzug ein beschmierter Mannschaftsbus der Eisernen. Vor dem Spiel kam es rund um den Bahnhof Zoo und im Stadionumfeld zu kleineren Zwischenfällen. Als gegen 19 Uhr die aus der City kommende – vor allen Dingen mit Union-Fans gefüllte – S-Bahn am S-Bahnhof Olympiastadion einrollte und zeitgleich aus der Gegenrichtung die mit Hertha-Fans gefüllte S5 aus Spandau einfuhr, war die Atmosphäre elektrisiert. Die Polizei hatte alles im Blick, zu Auseinandersetzungen kam es nicht, doch die Anspannung stieg von Sekunde zu Sekunde.

Hertha

Geduld musste am Stadioneinlass mitgebracht werden. Besagte der prüfende Blick soeben noch 19:35, so zeigte die Uhr bei der Kontrolle bereits 20:05. Noch zehn Minuten bis zum Anpfiff. Im Innern brodelte der Kessel. Draußen standen noch etliche Zuschauer, die allesamt zu spät ihre Plätze erreichen würden. Verpasst hatten diese in jedem Fall die Pyroshow auf dem Oberrang des Gästebereichs und die Heimchoreographie „Hertha, Hertha, Du ganz allein... sollst der Stolz von Spreeathen sein!“, einige bekamen sogar das erste Tor des Abends nicht zu sehen. Verwunderte Blicke bei den Nachzüglern. 1:0 für die Eisernen. Erzielt von Simon Terodde in der neunten Spielminute. Mattuschka hatte zuvor Hertha-Keeper Kraft geprüft, den abgewehrten Ball schob Terodde in die Maschen. Was für ein Auftakt nach Maß aus Sicht der Gäste!

Union

Nochmals rauchte und schmokte es ein wenig im Union-Block. Unten auf dem Rasen entwickelte sich vor 74.244 Zuschauern ein interessantes Duell, das völlig ausgeglichen war. Stimmungstechnisch holten beide Fankurven das Beste heraus. Dass nicht gleich der Boden bebte, liegt nun mal an der Weitläufigkeit des Olympiastadions. Ein echter Hexenkessel kann dieses Rund nicht werden, doch beachtlich war die Atmosphäre durchaus. Und nicht nur in der Ostkurve und im Gästebereich wurde gestanden statt gesessen. Auch auf der anderen Seite des Marathontors zogen es tausende Fußballfreunde vor, lieber stehend das Spiel zu verfolgen. An den Nahtstellen bunt und überaus friedlich gemischt. Blau-weiß neben Rot-Weiß. Zu ernsthaften Reibereien kam es nicht und die Ordner ließen die Zuschauer größtenteils auf den Gängen und Treppen stehen. 

FCU

Auf dem Spielfeld gaben die Köpenicker das Heft nicht aus der Hand. Zwar erhöhte Hertha den Druck, doch Union konnte die Angelegenheit weiterhin offen mitgestalten. Ausgeglichenes Kräfteverhältnis sowohl auf den Rängen als auch auf dem Rasen. Nachdem Hertha nach gut einer halben Stunde die dickste Chance hatte, ging es schließlich mit dem Spielstand von 0:1 zum Pausentee. Noch überraschender als das 1:0 der Unioner schließlich das 2:0 in der 49. Minute. Nach Vorlage von Mattuschka gelang es Nemec sich gegen all seine Bewacher durchzusetzen und den Ball einzuköpfen. Der rot-weiße Anhang konnte sein Glück kaum fassen. Sollte etwa wieder ein Sieg im Olympiastadion gelingen? Sah zu jenem Moment durchaus danach aus! Hertha kam nicht wirklich gegen die kompakt aufgestellte und kämpferisch starke Union-Elf zurecht. Und was tut man, wenn aus dem Spiel nichts gelingen will? Richtig! Einen Treffer nach einer Standardsituation erzielen! Nach gut getretener Ecke von Ronny wuchtete Ramos den Ball mit dem Kopf ins Gästegehäuse. Nur noch 1:2 – die Partie war aus Sicht der Alten Dame wieder offen. 

Hertha

Hertha erhöhte verständlicherweise die Taktfrequenz. Als auch weiterhin kein Treffer aus dem Spiel heraus gelingen wollte, musste ein weiteres Standardtor her. Und was für eins! In der 86. Minute holte Ronny bei einem 20-Meter-Freistoß den Hammer raus und ballerte die Kugel rechts in den Kasten. 2:2! Die Ostkurve tobte vor Freude. Wieder einmal wurde dem Berliner Derby durch einen sehenswerten Freistoß ein erinnerungswürdiger Stempel aufgedrückt. Beachtenswert indes, dass Union nicht das Remis über die Zeit retten wollte, sondern in der Nachspielzeit noch einmal zum Siegtreffer drängte. Letztendlich ging die Partie mit einem durchaus gerechten Unentschieden zu Ende. Mit diesem konnten beide Fanlager durchaus leben. Vor dem Spiel hätten viele Hertha-Fans gewiss gemeint, dass ein Remis daheim zu wenig sei. Allerdings fühlt sich nach einem 0:2-Rückstand ein 2:2 fast wie ein Sieg an. Und die Eisernen dürfen sich an einer Tatsache erfreuen: Union bleibt bei Hertha BSC ungeschlagen!

FCU

Fotos: P. Schoedler, F. Natschinski, M. Bertram

> zur turus-Fotostrecke: Hertha BSC

> zur turus-Fotostrecke: 1. FC Union Berlin

Benutzer-Bewertungen

In diesem Beitrag gibt es noch keine Bewertungen.
Hast du schon ein Konto?
Ratings
Bewertung / Kommentar für den Artikel
Datenschutz
Durch das Anhaken der folgenden Checkbox und des Buttons "Absenden" erlaube ich turus.net die Speicherung meiner oben eingegeben Daten:
Um eine Übersicht über die Kommentare / Bewertungen zu erhalten und Missbrauch zu vermeiden wird auf turus.net der Inhalt der Felder "Name", "Titel" "Kommentartext" (alles keine Pflichtfelder / also nur wenn angegeben), die Bewertung sowie Deine IP-Adresse und Zeitstempel Deines Kommentars gespeichert. Du kannst die Speicherung Deines Kommentars jederzeit widerrufen. Schreibe uns einfach eine E-Mail: "kommentar / at / turus.net". Mehr Informationen welche personenbezogenen Daten gespeichert werden, findest Du in unserer Datenschutzerklärung.
Ich stimme der Speicherung meiner personenbezogenen Daten zu:
Kommentare