Roter Stern Nordost vs. THC Franziskaner: Benimmregeln und Ordner in der Freizeitliga

MB Updated

Roter Stern Nordost„Busch-, Busch-, Buschallee!“, hallt es über den Platz. Dunkelheit. Nieselregen wie im November. Kleine Flutlichter in Reihe und Glied. Neben dem Sportplatz eine Sporthalle in typischer DDR-Architektur. Knapp 40 Zuschauer auf der dreistufigen Gerade. Die Farbe Schwarz überwiegt. Hinter einem die Büsche, vor einem der Kunstrasenplatz mit Tartanbahn. Bierflaschen klimpern. Am Geländer zwei Transparente, die falsch herum hängen. Gelbe Zettel werden verteilt, die weißen wurden bereits vor dem Spiel am örtlichen Getränkemarkt unter die Leute gebracht.

„Busch-, Busch-, Buschallee!“, hallt es über den Platz. Dunkelheit. Nieselregen wie im November. Kleine Flutlichter in Reihe und Glied. Neben dem Sportplatz eine Sporthalle in typischer DDR-Architektur. Knapp 40 Zuschauer auf der dreistufigen Gerade. Die Farbe Schwarz überwiegt. Hinter einem die Büsche, vor einem der Kunstrasenplatz mit Tartanbahn. Bierflaschen klimpern. Am Geländer zwei Transparente, die falsch herum hängen. Gelbe Zettel werden verteilt, die weißen wurden bereits vor dem Spiel am örtlichen Getränkemarkt unter die Leute gebracht.

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Zum einen ein paar Hinweise zu den Heimspielen, zum anderen ein paar niedergeschriebene Liedtexte. Wovon hier eigentlich die Rede ist? Von einem Heimspiel der ersten Mannschaft von Roter Stern Nordost Berlin. Am Freitagabend kam es auf dem Sportplatz an der Buschallee in Berlin-Weißensee zum Duell gegen den THC Franziskaner. Am 17. August dieses Jahres kam es am Rande des Pokalspiels zwischen diesen beiden Mannschaften zu ein paar unschönen Szenen. Hitzig ging es auf dem Platz zu, von Seiten der Zuschauer sollen hässliche Worte gefallen sein. Flaschen gingen zu Bruch, Pyrotechnik wurde gezündet. Das Sportgericht des Berliner Fußballverbands wurde auf die Sache aufmerksam. Eine empfindliche Geldstrafe und eine Auflage waren die Folge. Bei den Heimspielen von Roter Stern Nordost sollen nun mindestens drei Ordner vor Ort sein. Ein Kuriosum für Partien in der Freizeitliga, in denen kein Cent Eintritt genommen und das eigene Bier in der Regel von den Zuschauern selbst herangeschafft wird. 

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Das Abbrennen von Pyrotechnik sorgte in der Vergangenheit eigentlich für keinen Ärger. Die Ultras von Roter Stern hielten sich ganz klar an ihre Abmachungen, die sie untereinander getroffen hatten. Gezündet wurde erst nach Abpfiff der Partie, die Tartanbahn wurde dabei nicht betreten und nach dem Abbrennen wurden die Reste entsorgt. Bengalische Fackeln und bunter Rauch sorgten bei manch einem Groundhopper für strahlende Gesichter. Bei Roter Stern Nordost? Da ging was. So etwas sprach sich fix herum. Entspanntes Stelldichein beim Fußballkick. Dazu ein Bier und manchmal auch Musik. In letzter Zeit kam Unruhe auf. Die Kommunikation zwischen dem Vorstand des Vereins und einigen Ultras funktionierte nicht mehr. Allein der Begriff „Vorstand“ bei einem reinen Freizeitklub mag bei Außenstehenden erstaunte Blicke hervorrufen. Konflikte zwischen Fans und Vorstand? Eine Krise wie bei einem Bundesligisten? So etwas macht ganz fix die Runde. 

Die Tatsache, dass es dazu noch die Ultras Roter Stern und die Ultras Nordost gibt, macht die Angelegenheit noch verwirrender. Während sich die URS derzeit mehr mit dem schwulen Outing beim Fußball und den rechten Aktivitäten in der Fanszene von Eintracht Braunschweig beschäftigen (was jetzt nicht negativ klingen soll!) und den Spielen des eigenen Vereins eher fernbleiben, machen die Ultras Nordost in der Buschallee mobil. Wäre das Wetter am Freitagabend nicht dermaßen gruselig gewesen, hätte es gegen THC Franziskaner eine passable Kulisse geben können. So aber schauten nur der harte Kern und ein paar Freunde vorbei. Beim Einlaufen der Mannschaften wurden Spruchbänder mit den Aufschriften „Gegen Spielverbote“ und „Für Talent und Solidarität“ hochgehalten. Im Anschluss ploppten weitere Bierflaschen auf.

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Auf dem feuchten Kunstrasen ging es sogleich flott zur Sache. Bereits in der dritten Spielminute gingen die Hausherren Dank eines Kopfballtores von Heiner mit 1:0 in Führung. In der Folgezeit hatten jedoch die Gäste mehr vom Spiel und drängten zum Ausgleich. Während die Spieler auf dem Platz mit den Witterungsverhältnissen zurecht kommen mussten, stießen auf den Rängen noch ein paar Ultras von Blau-Weiß Hohenschönhausen (Kreisliga A) dazu. Gemeinsam durfte in der 25. Minute gejubelt werden, als Roter-Stern-Keeper Erik einen THC-Elfmeter halten konnte. Wenig später fiel dann jedoch aus dem Spiel heraus der verdiente Ausgleich für die Jungs aus Kreuzberg. Trotzig sangen die Heimzuschauer: „Macht nix, es gibt Schlimmeres! Abteilung Inneres beim Magistrat!“

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Dieser Liedtext war nicht die einzige Perle. Mit einer ordentlichen Portion Witz und Humor ganz gewiss: „An einem Bahnhof nah bei Dessau, in einem Haus aus rotem Stein, dort verbrachte ich meine Jugend ohne Licht und Sonnenschein. Eines Tages kam der Schließer und er sagte, du bist frei. Tausend Tränen in den Augen, meine Knastzeit war vorbei. Immer wieder, immer wieder , immer wieder Roter Stern. Fußballterror und Randale. Immer wieder Roter Stern...“ Schade nur, dass auf Grund des Nieselregens nicht alle Zuschauer das Zettelchen herausgeholt und dieses Lied gesungen haben. So blieb es dann doch bei den einfachen Klassikern. 

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In der zweiten Halbzeit dominierten die Gäste recht klar das Spielgeschehen und konnten in der 80. Minute den Sack zumachen. 2:1 für den THC Franziskaner, dieses Ergebnis hatte dann auch nach Abpfiff Bestand. Wirklich verärgert waren die Anhänger der Heimmannschaft nicht, viel mehr wurden die Sachen zusammengepackt und die kleine Zugabe außerhalb der Sportanlage vorbereitet. Während auf dem Kunstrasenplatz fix die Lichter ausgingen, entfachten am Rande der Buschallee die Bengalos. Ein Hauch von Balkan und Osteuropa kam auf. Nachdem auch diese Lichter ausgegangen waren, traten allesamt die Heimreise in die verschiedenen Himmelsrichtungen an. Währenddessen ertönte in der Umkleidekabine des THC noch immer der Franziskaner-Song aus den Boxen...

> zur turus-Fotostrecke: Impressionen von Roter Stern Nordost Berlin

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