Auswärtssieg in Bielefeld! Unterwegs mit den Fans des F.C. Hansa Rostock

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Ein böser, trauriger Blick. Ein nach unten zeigender Daumen. Dahinter ein „Alles für den FCH“- Aufkleber. So berichtete ein Bielefelder Radiosender auf seiner Homepage von einer Aufkleber- und Graffiti-Aktion vermeintlicher Fans des FC Hansa Rostock um und auf dem Arminia-Gelände. Die SchücoArena wurde in der darauffolgenden Nacht besonders beschützt, Strafanzeige wurde erstattet und Sprengstoffspürhunde vor dem Gästeblock wurden angekündigt. Die Einwohner der Stadt in Ostwestfalen wurden auf den vermeintlich wütenden, Randale liebenden Ostklub von der Ostsee vorbereitet.

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Hansa

Rund 500 Blau-Weiß-Rote aus Rostock hatten sich mit dem Wochenendticket angekündigt. Allein aus Berlin und Potsdam hatten sich rund 150 Reiselustige in aller Frühe auf den Weg in Richtung Nordrhein-Westfalen gemacht. Unterwegs wurde ein Mitvierziger Anhaltiner aufgegabelt, der sich auf der Fahrt von Magdeburg nach Braunschweig befand. Kurzerhand wurde er dazu überredet, sich der Rostocker Reisegruppe anzuschließen, was er dann schließlich in seinem nicht ganz nüchternen Zustand auch prompt tat. Kurz vor Bielefeld wurde die Regionalbahn in eine fahrende Disko zweckentfremdet. Zuerst die kurze Ansage: „Das ist für die Hansa-Fans“, dann erklangen nach kurzer Wartezeit das Lied „What is Love“ von Haddaway und weitere Songs. Die Stimmung unter den Reisenden war bis zur Ankunft am Bielefelder Hauptbahnhof überaus entspannt.

FCH

Eine recht überschaubare Anzahl an Polizisten erwartete die aus der Region Berlin-Brandenburg ankommenden Hansa-Fans. Während es draußen aus Eimern schüttete, wurde auf die Ankunft der Fangruppen aus Rostock gewartet. Rund dreißig Minuten vergingen, bis schließlich alle bahnreisenden Auswärtsfans beisammen waren. Trotz der überaus miserablen Wetterbedingungen zog der Tross los. Begleitet von der örtlichen Polizei und etlichen Zivilpolizisten aus Rostock ging es durch den Eisenbahntunnel, welcher auf dem Weg zum Stadion liegt. Der rund 1.000 Mann starke Auswärtsmob stoppte und es kam zu einzelnen Rangeleien zwischen Polizisten und Hansa-Fans. Pfefferspray und Flaschenwürfe waren die Folge.

Hansa

Aufgeregt rannten nun etliche Bielefelder Journalisten umher, um vielleicht das Foto des Tages zu schießen. Detaillierte Informationen über Böllerwürfe wurden ausgetauscht und Fotos direkt an die jeweilige Redaktion versandt. Eine bemerkenswerte Aktion war indes beim Rostocker Anhang zu beobachten. Eine Gruppe Hansa-Fans, die sich entweder abseilen wollte oder einfach nur unwissend weiterlief, wurde von ihren eigenen Jungs zurückgerufen. Zusammenhalt sollte demonstriert werden. Nur gemeinsam sollte es zur Sportstätte des DSC Arminia gehen. Nach gut 15 Minuten und der Herausnahme von einer Handvoll Personen bewegte sich der Trupp ohne weitere Vorkommnisse in Richtung Stadion. 

Hansa

Dort angekommen gab es für die Angereisten weniger Stress beim Einlass als eventuell im Vorfeld vermutet. Von den angekündigten Spürhunden war nichts zu sehen und auch die Ordner leisteten recht entspannt ihren Dienst an den Zugängen zur SchücoArena. Zum Großteil völlig durchnässt füllten die insgesamt rund 1.500 Gästefans ihren Bereich in der Ecke der Nordtribüne. Ihr Kommen hatte sich gelohnt, bereits in der dritten Spielminute erzielte Ondrej Smetana per Kopf die 1:0-Führung für die Hanseaten. Was folgte, war ein stimmungsvoller Dauer-Support im Gästeblock. Stimmungstechnisch wurde nun kurzerhand das Heimrecht getauscht.  

Arminia

Insgesamt 9.365 Zuschauer sahen allerdings eine Bielefelder Mannschaft, die sich wenig vom Rückstand beeindrucken ließ und auf den Ausgleich drängte. Erste richtig fette Chancen der Arminen waren in der achten, 13. und 14. Minute zu verzeichnen. In der Folgezeit ließ dann die Rostocker Hintermannschaft weniger zu, stand kompakt und versuchte die knappe Führung zu wahren. Im zweiten Spielabschnitt hatten die Hausherren weitere gute Möglichkeiten, doch keine von diesen konnte verwertet werden. Am Ende war es der zuvor für den verletzten Johannes Brinkies eingewechselte Rostocker Keeper Hahnel, der sich in der 82. Minute gleich zweimal auszeichnen durfte und die drei Punkte für den FC Hansa sichern konnte.

Hansa

Ein Rostocker Sieg in Bielefeld? Den gab es zuletzt am 12. September 1997. Damals spielten beide Vereine noch in der 1. Bundesliga. Vor über 21.000 Zuschauern schoss Slawomir Majak in jenem Spiel in der 40. Minute das Tor des Tages. Bereits in der Saison zuvor konnte der FC Hansa auf der Alm mit 3:1 die Oberhand behalten. Jonathan Akpoborie, Stefan „Paule“ Beinlich und Sergej Barbarez – allesamt wohlbekannte Namen – erzielten am 24. Mai 1997 die Treffer. Auch der Bielefelder Ehrentreffer wurde von einem auch heute noch bekannten Spieler erzielt: Stefan Kuntz. Die Bielefelder Alm war damals für Rostock eine gute Stätte, um Punkte abzugrasen. Nach 1997 sah es dann allerdings schlecht aus mit Auswärtssiegen in Bielefeld – ganz egal, ob in der 1. und 2. Bundesliga, der 3. Liga und im DFB-Pokal.

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Apropos Auswärtssieg. Für den F.C. Hansa war das 1:0 am Samstag der dritte Erfolg auf fremden Platz in Folge. Kein Wunder, dass die Rückreise nach Rostock bzw. Berlin so friedlich und entspannt verlief. Einen Wermutstropfen gab es beim Zwischenhalt in Braunschweig. Fans, die nicht ganz klar einem Verein zuzuordnen waren, hatten sich eine Person aus einer wartenden vierköpfigen Gruppe herausgepickt und kompromisslos niedergeschlagen. Glücklicherweise konnte nach dieser hässlichen Attacke auch der Angegriffene seine Fahrt fortsetzen. Neben den fünf Festnahmen in Bielefeld konnte auch diese Aktion letztendlich der wunderbaren Stimmung unter den Reisenden keinen Abbruch leisten.

Fotos: P. Schoedler

> zur turus-Fotostrecke: FC Hansa Rostock

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