90er-Jahre-Fußballerinnerungen auf Pocketfilm gebannt: Einst belächelt, heute Kult

MB Updated

Die Erinnerung an diverse Fußballtouren zu Beginn der 1990er Jahre sind inzwischen teilweise genauso verblasst wie die Negative in den Porst-Fototaschen, die bislang achtlos in Kisten und Schubladen ganz weit unten ihr Dasein fristeten. 15 Jahre lang befanden sich die bereits entwickelten Pocketnegative stets an der Schwelle zur Mülltonne. Bei jedem Umzug die gleiche Frage: Was soll man mit solch einem minderwertigen Fotomaterial eines Tages noch anstellen können? Nur zu gut, dass die Filme der damaligen Pocketkamera nicht auf der Deponie, sondern auf dem Schreibtisch gelandet sind. Diverse Rückblicke ließen das einst verschmähte Material wieder in den Fokus rücken. Geht da doch noch was?

Die Erinnerung an diverse Fußballtouren zu Beginn der 1990er Jahre sind inzwischen teilweise genauso verblasst wie die Negative in den Porst-Fototaschen, die bislang achtlos in Kisten und Schubladen ganz weit unten ihr Dasein fristeten. 15 Jahre lang befanden sich die bereits entwickelten Pocketnegative stets an der Schwelle zur Mülltonne. Bei jedem Umzug die gleiche Frage: Was soll man mit solch einem minderwertigen Fotomaterial eines Tages noch anstellen können? Nur zu gut, dass die Filme der damaligen Pocketkamera nicht auf der Deponie, sondern auf dem Schreibtisch gelandet sind. Diverse Rückblicke ließen das einst verschmähte Material wieder in den Fokus rücken. Geht da doch noch was?

Lev

Beim Scannen konnte nicht mehr viel herausgeholt werden. Schmerzfrei wurde damals ein Papierstreifen auf das schmale Negativ geklebt. Zu schlecht war damals die dazugehörige Pocketkamera, ebenfalls zu miserabel waren des Öfteren die Lichtverhältnisse in den Stadien. Graue Schleier. Farbstiche von lila bis orange. Kratzer und Beschichtungsstörungen. Um aus dem analogen Material ein einwandfreies digitales Motiv zu zaubern, bedarf es viel Mühe. Manchmal ist nichts zu machen. Ein Abendspiel beim FC Nantes? Ein Bengalo in der Ferne in einem undefinierbaren Stadion? Jedes Bearbeitungsprogramm würde an seine Grenzen stoßen.
Was jedoch, wenn man das Negativ einfach 1:1 einscannt und es so lässt, wie es ist? Hat es nicht einen eigenen Charme?  Die Überschneidungen, die Ränder, die abstrusen Farben, die Nummern und Pfeile an den oberen Ecken. Wenn schon, denn schon. Großzügig einscannen und das gesamte Foto als Kunstwerk sehen. Plötzlich erzählt jedes Bild seine eigene Geschichte.

Celtic

Das Motiv 7 auf dem Pocketfilmstreifen xy. Tausende Fans des Celtic FC im Stadion von Hibernian Edinburgh. Die Aufnahme von der Easter Road wirkt wie aus einem anderen Leben. Dort soll man selbst gewesen sein? Das Foto erscheint älter als es wirklich ist – und genau dieser Punkt macht die Aufnahmen so interessant. Fast ein Fall für die Galerie. Das Schöne: Man kann behaupten, das war damals bereits alles so gewollt. Fotokünstler ziehen mit einer Polaroid-Kamera los und halten in LA einfach mal so aus dem Autofenster und knipsen drauf los. Anders wirken die Fußballaufnahmen aus den 90ern auch nicht. Spontan den Augenblick eingefangen.

Celtic

Celtic-Fans halten irische Fahnen hoch. Alte Flutlichtmasten an den Ecken der Easter Road. Und: Das Stade Olympique de la Pontaise im schummerigen Licht. Lausanne-Sports hatte damals gegen Servette Genf gespielt. Bruchstückhaft kommen die Erinnerungen wieder. Die Lausanne-Anhänger sangen auf Deutsch, die Gästefans aus Genf supporteten auf Französisch. Weiter: Ein rötlicher Himmel. Schemenhaft ist das Estadio Santiago Bernabéu zu erkennen. Frühjahr 1994. UEFA-Pokalspiel Real Madrid gegen Paris St. Germain. Die falschen Tickets gekauft, der Einlass ins Stadion wurde von den Ordnern verwehrt. Trüb die Fotos, trüb die Erinnerungen an diesen skurrilen Abend.

Marco

Scannt man den gesamten Streifen des Pocketfilms ein, ist zu erkennen, dass stets gut ein Drittel des Motivs links und rechts von einem hellgrünen Rand verdeckt ist. Auf Fotoabzügen war selbstverständlich nur der brauchbare Kern des Negativs zu sehen. Spannende Informationen an den verdeckten Rändern? Gut möglich. Manchmal kann es das Ende eines Schriftzuges oder eines Spruchbandes sein. Oder ganz einfach die andere Hälfte eines angeschnittenes Gesichtes. 

Parma

Das nächste Negativ. Motiv Nummer eins. Ein Fanartikelstand des AC Parma (heute FC Parma). Bayer 04 Leverkusen war im Frühjahr 1995 auf Europa-Tour in Eindhoven, Nantes und Parma. Die heutigen Autoren von turus.net waren damals mit vor Ort. In der Tasche die besagte Pocketkamera. Vornehmlich im Ausland und auf langen Auswärtsfahrten wurde diese mitgenommen. Der Name war Programm. Ab in die Jackentasche mit dem Teil. Die größere Kompaktkamera blieb zu Hause. 

Basel

Häufig haben die Aufnahmen in der Tat eine miserable Qualität, doch verraten sie kleine, längst vergessene Details. Welche Fanklubs waren vor Ort und beflaggten den örtlichen Brunnen von Parma? Was hielten die Fans des FC Basel aus dem Zugfenster? Wie viele Ränge hatte das alte unüberdachte Stadion von Benfica Lissabon? 

Der Schublade ist indes noch voll mit kleinen Schätzen, die erst im Laufe der Jahre zu solchen wurden. Nach und nach werden sie den Weg in die Fotostrecken finden und dort in guter Gesellschaft mit den heutigen blitzblanken Digitalfotos sein.

Basel

Anmerkung: Die Aufnahmen wurden mit Absicht großzügig gescannt und kaum nachbearbeitet. 

> zur turus-Fotostrecke: Fußballerinnerungen auf Pocketfilmen gebannt

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