Pogon Szczecin vs. Lechia Gdansk: Gänsehautatmosphäre beim Pommern-Duell

MB Updated

Pogon StettinGegen 15:30 Uhr ging in Stettin auf der Straße Adama Mickiewicza nichts mehr. Der Grund: Weil soeben die Gästefans aus Danzig zum separaten Eingang gebracht wurden, sperrte die Polizei kurzzeitig die Straße zum Florian Krygier Stadion ab. Wenig später konnte erstaunt festgestellt werden, dass am Stadion des MKS Pogon Szczecin nichts von den angereisten Lechia-Anhängern zu sehen und hören war. Kein Laut, wirklich nichts. Beim Blick in den Zufahrtsweg, der zum Gästeblock führt, wiesen Polizisten freundlich den Weg zum dortigen Einlass. Ein Stück weiter ermutigten zwei Ordner dazu, doch einmal einen Blick auf den gesamten abgesperrten Zugangsbereich zu werfen. Auf ein höfliches „nein danke, das müsse wirklich nicht sein“ folgte ein weiteres freundliches „doch, hier geht´s entlang!“

Gegen 15:30 Uhr ging in Stettin auf der Straße Adama Mickiewicza nichts mehr. Der Grund: Weil soeben die Gästefans aus Danzig zum separaten Eingang gebracht wurden, sperrte die Polizei kurzzeitig die Straße zum Florian Krygier Stadion ab. Wenig später konnte erstaunt festgestellt werden, dass am Stadion des MKS Pogon Szczecin nichts von den angereisten Lechia-Anhängern zu sehen und hören war. Kein Laut, wirklich nichts. Beim Blick in den Zufahrtsweg, der zum Gästeblock führt, wiesen Polizisten freundlich den Weg zum dortigen Einlass. Ein Stück weiter ermutigten zwei Ordner dazu, doch einmal einen Blick auf den gesamten abgesperrten Zugangsbereich zu werfen. Auf ein höfliches „nein danke, das müsse wirklich nicht sein“ folgte ein weiteres freundliches „doch, hier geht´s entlang!“

Polska

Ein Schulterklopfen von einem polnischen Polizisten, ein Blick auf die Akkreditierungen und schon fand man sich zwanzig Meter weiter am eigentlichen Einlass für Gästefans wieder. Stumm verharrten die Anhänger von Lechia Gdansk vor dem gelben Gitter. Einzeln wurden die Fans von den Ordnern kontrolliert. Anschließend wurde jeder einem Polizisten zugewiesen, der mit einer Kamera ein Foto vom Gesicht und dem hochgehaltenen Ausweis anfertigte. Keine Unruhe, keine Hektik. Eine gespenstische Stille umgab dieses skurrile Szenario. Vortreten, wortlos den Ausweis hochhalten und in die Sonne blinzeln. Weitergehen. Bei manch einem schnupperte ein Spürhund, der aussah wie Omas Struppi, am Hosenbein und dem mitgebrachten Rucksack. Anschließend wurden die Fans in kleinen Gruppen zum Gästeblock an der einen Ecke des U-förmigen Stadions geführt. Am Rande nahm die martialisch ausgerüstete Polizei die angereisten Lechia-Fans in Augenschein. Pfefferspray, Knüppel und Gewehr griffbereit. Aber! Kein provokantes Auftreten der Beamten. Routiniert, ja sogar höflich, wurde die von Verband und Politik auferlegte Aufgabe erledigt.

Pogon


17 Uhr. Noch waren die Ränge – der sich langsam füllende Gästebereich ausgenommen – fast komplett leer. In der Kurve war auf den Sitzen die geplante Choreographie ausgelegt. Ein „P“, ein „S“ und in der Mitte ein Totenkopf. Weiß auf Schwarz. Noch konnte man sich nicht vorstellen, dass anderthalb Stunden später das Stadion Miejski Floriana Krygiera kochen würde. Allerdings lag auf der Hand, dass am Montagabend die Tribünen recht gut gefüllt sein werden. Pogon Szczecin ist zurück in der polnischen Ekstraklasa. 2006/07 war Pogon zuletzt erstklassig. Damals wurde die Saison als abgeschlagener Tabellenletzter abgeschlossen. Der Verein stand vor dem Aus. Zwei Geschäftsleuten und mehreren Fanklubs war es zu verdanken, dass der Klub in der vierten polnischen Liga angemeldet wurde. 

Lechia

Ein Neuanfang beim Vizemeister von 1987 und 2001. Mit ordentlichem Fan-Rückhalt wurde die Saison 2007/08 in der IV Liga Grupa Zachodniopomorska (Westpommern) problemlos bewältigt. Und auch im Jahr darauf konnte wieder ein Aufstieg gefeiert werden. 2009/10 spielte Pogon bereits wieder zweitklassig und schnupperte sogar an den Aufstiegsrängen. Mit neuem Kader wurde zudem der Einzug ins polnische Pokalfinale geschafft, mit 0:1 musste man sich Jagiellonia Bialystok geschlagen geben. Die heiß ersehnte Rückkehr in die Ekstraklasa wurde schließlich am Ende der vergangenen Spielzeit in trockene Tücher gebracht. Ausgerechnet beim verhassten Verein Arka Gdynia konnte mit einem 2:0-Sieg der Aufstieg frenetisch gefeiert werden. 

Pogon

In die laufende Saison konnte mit einem bravurösen 4:0-Erfolg vor 8.015 Zuschauern gegen Zaglebie Lubin gestartet werden. Lechia Gdansk verlor indes zum Auftakt vor knapp 16.000 Zuschauern mit 1:3 gegen Polonia Warschau. Über 10.000 fanden am Montagabend den Weg in das sehenswerte Stadion von Pogon. Für polnische Verhältnisse eine sicherlich ordentliche Kulisse. Der Gästeblock war ausverkauft, tausend grün-weiß gekleidete Lechia-Anhänger durften beim mit Spannung erwarteten Duell vor Ort sein.

Pogon


Beeindruckende Stimmung von der ersten Sekunde an. Dauerhafter Support von der ersten bis zur letzten Minute – und das auf beiden Seiten. Auf Pogon-Seite wurde die geplante Choreographie Mitte der ersten Halbzeit gezeigt, zuvor präsentierten die Lechia-Fans ein Fahnenmeer im Gästekäfig. Während hinter dem Stadion langsam die Sonne unterging, zeigten die Mannschaften ein kampfbetontes Spiel, in dem die Gäste aus Danzig die besseren Spielansätze hatten. Wie eine Wand stand das gesamte Publikum hinter ihrem Team, wenn Pogon sich in Richtung Lechia-Gehäuse vorarbeiten konnte. Richtig fette Möglichkeiten ergaben sich jedoch nicht, mit einem 0:0 ging es zum Pausentee.

Lechia

Bei eintretender Dämmerung legten die Gäste ein Schippchen drauf. Sowohl auf dem sattgrünen Rasen, als auch auf den Rängen. Eine große grün-weiße Blockfahne wurde hochgezogen. Pyrotechnik wurde gezündet, schon bald war der Gästebereich ein buntes Lichtermeer. Keine Aufregung bei der Polizei und den Ordnern. Keine Bengalos flogen in Richtung Innenraum. Während es bei den Lechia-Ultras mächtig brannte und qualmte, lief die Partie einfach weiter. Als Abdou Razack Traoré in der 56. Minute die Gästeführung erzielte, gab es kein Halten mehr. Der Block brodelte. Unbeirrt hielt auch der Support in der Pogon-Kurve ungemindert an. Auch dort wurden schon bald die Oberkörper entblößt. Unermüdlich heizten die Trommler und der Vorsänger ein. Ein polnischer Männerabend wie es im Buche steht!

Pogon


Das Team von Pogon war bemüht, doch fehlten ihm die spielerischen Mittel, die Hintermannschaft von Lechia auszuhebeln. Auch ein Freistoß von der Strafraumgrenze konnte kurz vor Schluss nicht genutzt werden. Vielmehr machte Lukasz Surma in der 90. Minute mit dem Treffer zum 2:0 alles klar. Noch einmal ein heftiges Brodeln im Gästekäfig. Ruhiger wurde es nun verständlicherweise auf Heimseite, mit hängenden Köpfen zogen bereits vor Abpfiff die ersten Zuschauer in Richtung Ausgang. Zwei Minuten Nachspielzeit, dann war Schluss. Erleichtert ließen sich die Lechia-Spieler von den mitgereisten Fans feiern. Weiter geht´s für Danzig am kommenden Wochenende mit einem weiteren Auswärtssiel. Eine Fahrt zu Korina Kielce steht auf dem Programm. Der Aufsteiger aus Stettin muss indes zu Piast Gliwice reisen. Interessant und brisant zugleich dürfte am 21. September das Aufeinandertreffen zwischen Lech Poznan und Pogon Szczecin werden, die Fans pflegen ein intensive Feindschaft. Weitaus freundschaftlicher geht es dagegen am Wochenende 20./21. Oktober zu, wenn Pogon die Jungs von Legia Warszawa empfängt...

Fotos: Marco Bertram

> zur turus-Fotostrecke: Impressionen vom Duell Pogon gegen Lechia Gdansk 

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