Bröndby IF und FC Kopenhagen: Stadion, Fans, Support und Umfeld im Vergleich

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BröndbyZum Start der ersten dänischen Liga (Superliga) bot Kopenhagen gleich zwei Heimpartien an - und das leicht zeitverzögert. Zum einen die Begegnung zwischen dem letztjährig neunt platzierten Bröndby IF und dem Zehnten der letzten Saison Odense BK. Die zweite Hauptstadtpartie am Startwochenende war die des amtierenden Vizemeisters FC Kopenhagen gegen FC Midtjylland, Dritter der Saison 2011/12. Die klaren Fakten: In der Superliga gibt es 12 Teams, wobei am Ende der Saison die beiden letztplatzierten den Weg in die zweite Liga antreten müssen. Es war angerichtet, und der dänische Spielbetrieb konnte wieder aufgenommen werden.

Grund genug, sich auf den Weg in die dänische Hauptstadt zu machen. So ging es vom Hauptbahnhof in Kopenhagen (København) in den Vorort Bröndby Strand. Am Bahnhof erwartet einen außer der Ortspassage und einer deutschen Kaufhallenkette nicht viel. Nun geht es entweder mit dem Bus oder zu Fuß zum Stadion. Ich entschied mich für die sportlichere Variante. Vorbei an den Plattenbausiedlungen und Feldern gelangt man nach 30 Minuten zum 1965 erbauten Bröndby Stadion. Durch zahlreiche Renovierungsmaßnahmen bietet die Heimat der blau-gelben einen modern-ästhetischen Anblick. Die Stadt selbst verkaufte das Stadion im Jahr 1998 an den Verein. Platz bietet es für 26.000 Zuschauer, wobei sich die Ultras und andere Fans im Stehbereich Sydsiden niederlassen. Im Innenraum dieser Seite sind etliche Bröndby-Graffiti an der Wand zu bestaunen. Für die Karte selbst zahlt man die für dänische Verhältnisse recht annehmbare Summe von 130 Kronen, umgerechnet also etwa 17 Euro. 

BröndbyKontrollen waren kaum vorhanden, alles lief sehr entspannt ab. Schon eine Stunde vor Spielbeginn heizten die Fans ihre Mannschaft beim Warmmachen an. Tradition in Dänemark scheint es zu sein, dass jeder Spieler von den Zuschauern an die Kurve heran gerufen wird und der Spieler ein dreimaliges „Hey, Hey, Hey!“  mit seiner Faust untermalt. Denn diese Aktion wurde sowohl von Seiten der Heimfans als auch der Fans aus der drittgrößten Stadt Dänemarks durchgeführt. Es hatten sich rund 150 bis 200 Odense-Supporters im Stadion eingefunden. Der Mannschaftsbus war hinter Gitterzäunen in Sicherheit gebracht worden. 

Im Stadion fanden sich insgesamt 9.102 Zuschauer ein, wobei die Sydsiden nach Schalparade und dem Mitsingen der Hymne im Licht von Bengalos erstrahlte und somit das Spiel emotional unterfüttert beginnen konnte. Die meist sehr jungen Fans im Block sangen während der gesamten Zeit lautstark mit und unterstützten somit ihre Mannschaft nach Kräften. Mir wurde allerdings berichtet, dass von dem Support der Heimfans leider nichts im gegenüber liegenden Gästeblock ankam. Die Akustik scheint demzufolge nicht die beste zu sein. Unruhig wurde es unter den Zuschauern nach dem 1:0-Führungstreffer für Odense. In der Folge flogen Bierbecher und Feuerzeuge, Pfeifarien ertönten. Das Tor schoss  Jacob Schoop in der 17. Minute, in einer Phase, in der der die Heimmannschaft viele Akzente im Spiel nach vorne gesetzt hatte. Es blieb bis zum Schluss bei dem Spielstand, wobei Bröndby mehr Spielanteile hatte. Ein unglücklicher Saisonstart für den durchaus sympathischen Vorstadtclub.

ParkenDer erst im Jahre 1992 ins Rennen gegangene FC Kobenhavn, welcher aus der Fusion der Traditionsclubs Kjobenhavns Boldklub (KB) und Boldklubben 1903 (B1903) entstand, spielt im 1992 auf den Resten des Kobenhavns Idaetspark erbauten Parken Stadion. Die Lage ist zentral in Kopenhagen und somit ist das Parken mit dem ÖNV schnell zu erreichen. Das Viertel rund um das Stadion macht einen ruhigen, gut bürgerlichen Eindruck, in dem sich einige Kneipen befinden. Zu Fuß von der Innenstadt zur Arena benötigt man etwa eine halbe bis dreiviertel Stunde und der Besucher kann ganz entspannt an den Kopenhagener Seen, den Soerne, entlangspazieren.  Um noch eine Karte zu bekommen, stellte ich mich an die lange Schlange des Kassenhäuschens. Dort drückte mir ein wie er betonte „real Fan“ ein Ticket in die Hand, mit der ich freien Eintritt zum Stadion bekäme. Die Nedre Jyske Bank Tribüne ist wie das gesamte Stadion komplett mit Sitzplätzen ausgestattet. Von Gesängen oder ähnlichem Support war beim FC Kopenhagen – zumindest bei diesem Heimspiel – wenig zu vernehmen. Obwohl die Kurve, wie das Stadion selbst, ziemlich leer war, hielten sich einige Zuschauer strikt an die Platznummer auf ihrer Karte. 

ParkenZum Spielgeschehen wurden Hähnchenschenkel und Popcorn verspeist. Die rund einhundert Gästefans schwenkten ihre Fahnen und konnten sich nach 54 Minuten relativer Fußballtristesse über eine 2:0-Führung ihres Klubs freuen. Die Tore erzielten Sylvester Emeka in der neunten und Tim Janssen in der 54. Minute. Das Spiel begann an Fahrt aufzunehmen, als drei Minuten nach dem Ausbau der Gästeführung der Rechtsaußen Nicolai Jorgensen für die Kopenhagener auflief. Der 1,90-Meter-Mann hatte bereits für Bayer 04 Leverkusen und den 1. FC Kaiserslautern gespielt. Er brachte Ruhe ins Spiel der Hauptstädter, kämpfte und verlor so gut wie keinen Ball. Ab diesem Zeitpunkt ging auch das Pfeifkonzert der Heimfans los. Jeder Ballkontakt von den 1999 gegründeten Nordjütländern wurde gnadenlos in einer beachtlichen Lautstärke niedergepfiffen. 

ParkenNun kam Unruhe ins Spiel. Unnötigerweise kam es in der 71. Minute zu einer Rangelei zwischen dem Kopenhagener Claudemir und dem Gästespieler Tim Janssen. Dieser ging nach einer Kopfnuss zu Boden, als Konsequenz flog die Nummer 6 der Heimmannschaft mit Rot vom Platz. Trotz dieses Dämpfers übernahm Kopenhagen mehr und mehr das Spielgeschehen und glich verdientermaßen innerhalb von drei Minuten zum 2:2 aus. César Santin traf in der 75. Spielminute und der überragende Jorgensen leitete in der 78. Minute das Ausgleichtor, welches Andreas Cornelius schoss, ein. Nun gab es auch auf der Nedre Jyske Bank Tribüne kein Halten mehr. Die letzten zehn Minuten hatten es nochmals in sich, denn mit der gelb-roten Karte flog Erik Sviatchenko FC Midtjylland in der 81. Minute ebenfalls vom Platz. Somit spielten nun zehn Mann gegen 10 Mann - mit einem 2:2 im Rücken gegen die Zeit. Die einen wollten nun den Sieg, die anderen das Remis über die Zeit bringen. Happyend für die Hausherren! Der Großteil der 10.806 Zuschauer konnte sich über zwei weitere Kopenhagener Treffer, die von Bryan Oviedo in der 86. Minute und César Santin in der 90. Minute erzielt wurden, freuen.

Ein anfangs recht behäbiges Spiel hatte in der zweiten Halbzeit alles zu bieten, was sich ein neutraler Fußballbeobachter wünscht. Fakt ist: Springt der Funke über und begeistert das Geschehen auf dem Rasen die Fans, kann auch im Parken des FC Kopenhagen Stimmung aufkommen. Im direkten Vergleich zum Stadtrivalen Bröndby IF kann die Meerzweckarena mit den roten Sitzschalen jedoch nicht mithalten. Im Bröndby Stadion mit seinem Stehbereich auf der Sydsiden schnuppert es einfach mehr nach Fankultur. Ein Besuch lohnt indes bei beiden Vereinen. Und was der Zuschauer bei der Slaget om Kobenhavn (Schlacht um Kopenhagen) – auch als New Firm bezeichnet – erwarten kann, ließ sich bei Bröndby und auch beim FCK während der letzten 15 Minuten durchaus erahnen...

> zur turus-Fotostrecke: Bröndby IF und FC Kopenhagen

 

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