Ultras und Fahnenmeer in der siebten Liga: Zu Gast bei Fortuna Biesdorf in Berlin

MB Updated

Der Ruf der Jungs des VfB Fortuna Biesdorf eilte bereits voraus. Bei der Landesligapartie zwischen Biesdorf und dem BFC Dynamo II soll es eine Choreographie der heimischen Anhänger gegeben haben. Am Samstag spielte die Fortuna aus dem Berliner Ortsteil Biesdorf in der Arena am Grabensprung gegen den Tabellenführer SC Charlottenburg. Eine gute Möglichkeit auf der idyllisch gelegenen Sportanlage vorbeizuschauen. Und in der Tat: Der kleine Ultrà-Block war auch gegen den SCC aktiv.

Fortuna BiesdorfDer Ruf der Jungs des VfB Fortuna Biesdorf eilte bereits voraus. Bei der Landesligapartie zwischen Biesdorf und dem BFC Dynamo II soll es eine Choreographie der heimischen Anhänger gegeben haben. Am Samstag spielte die Fortuna aus dem Berliner Ortsteil Biesdorf in der Arena am Grabensprung gegen den Tabellenführer SC Charlottenburg. Eine gute Möglichkeit auf der idyllisch gelegenen Sportanlage vorbeizuschauen. Und in der Tat: Der kleine Ultrà-Block war auch gegen den SCC aktiv.

GrabensprungDie beste Anreisemöglichkeit ist die mit der Berliner U-Bahnlinie 5. Ausgestiegen an der Stadion Biesdorf-Süd und dann zu Fuß vorbei am Biesdorfer Baggersee zur Straße Grabensprung. Dort ist der 1905 als Jahn Biesdorf ins Leben gerufene Verein beheimatet. Turnen, Leichtathletik und Handball wurden in den ersten Jahrzehnten betrieben, Fußball wurde in Biesdorf erst ab den 30er bzw. 40er Jahren relevant. 1945 wurde die SG Fortuna Biesdorf als Nachfolgeverein von Jahn Biesdorf gegründet, ab 1954 spielte die Fortuna in Ostberlin beim Fußball durchaus eine Rolle. Anfang der 60er Jahre wurde der Aufstieg in die DDR-Liga (zweite Spielklasse) denkbar knapp verpasst. Die Zeit in der Stadtliga war so oder so recht erfolgreich. Zu DDR-Zeiten kooperiert wurde mit dem VEB Landbau, bei dem Schüler der umliegenden Polytechnischen Oberschulen auch Produktive Arbeit (PA) und Einführung in die Sozialistische Produktion (ESP) hatten. Ich auch – und somit schießt sich der Kreis. Gehwegplatten, Rütteltische. Aber das ist ein anderes Thema...

BiesdorfIn der Gegenwart ist der Fortuna Biesdorf (heute VfB statt SG) in der Landesliga Berlin Staffel 1 angesiedelt. Ein gesicherter Mittelfeldplatz ist die Ausbeute der laufenden Saison. Vor der Partie gegen den SC Charlottenburg standen den elf Siegen nur sechs Niederlagen gegenüber. Dass es bei der Partie am Samstag noch richtig um was ging, lag daran, dass der Tabellenführer aus Charlottenburg unbedingt gewinnen musste, da Tasmania Berlin und der Club Italia Berlino auf Tuchfühlung waren.
So fanden sich über 100 Zuschauer auf der kleinen Tribüne der Sportanlage am Grabensprung ein. Diese Tribüne bietet rund 300 Fußballfreunden eine Sitzschale. Weitere einhundert Zuschauer können auf der obersten Reihe stehen. Auf Höhe der Mittellinie (die Tribüne erstreckt sich nur auf einer Spielfeldseite) haben die jungen Fans der Fortuna sich ihren Block eingerichtet. Mit Fahnen klar ihr Revier abgesteckt: „Fortuna Feuer“ und „Grabensprung Arena“. Griffbereit lagen zehn Schwenkfahnen und ein, zwei Doppelhalter auf dem Boden. Dazu ein kleines Megafon. Utensilien wie bei den Großen.

Biesdorf„Fortuna Biesdorf olé...“, „Auf geht´s Fortuna kämpfen und siegen!“, „Forza VfB, forza VfB!“, „Biesdorfer Jungs, Biesdorfer Jungs, wir sind alle Biesdorfer Jungs...“ Auch das Gesangrepertoire war dem in den größeren Stadien ziemlich gleich. Für die siebte Liga ist der kleine Fanblock ganz gewiss eine echte Bereicherung. Welcher Landes- oder Bezirksligist darf sich über solch eine leidenschaftliche Unterstützung freuen?
Die Biesdorfer Elf auf dem Platz zeigte sich bemüht. Die Gäste im Juventus-ähnlichen Dress waren überlegen, fanden jedoch vorn im Angriff noch kein passendes Rezept. Nach einem „Bauchabpraller“ des Schiedsrichters ergab sich in der 36. Minute sogar die Möglichkeit der Führung für die Biesdorfer, doch der Ball ging links vorbei. Im Gegenzug kam der SCC zu einer guten Chance. Der kräftige Schuss wurde jedoch erfolgreich abgeblockt.

BiesdorfIm zweiten Spielabschnitt versuchte Biesdorf zu Beginn ein Schippchen draufzulegen. Es kam zu einer echten Sturm- und Drangphase der Hausherren. Den ersten Treffer des Spiels erzielten allerdings die Gäste. Nach einer Ecke von rechts köpfte der kurz zuvor eingewechselte Mathias Gremmel in der 55. Minute den Ball unter die Latte. „Weiter dran glauben!“, rief Fortuna-Trainer Raik Retschlag seinen Spielern zu. Und auch die Jungs im Blick sangen ein fröhliches „Scheißegal, scheißegal, scheißegal...“. Dazu ein lautstarkes „Charlottenburg gehört nicht zu Berlin...“

FahnenmeerMit Witz allein war jedoch gegen den favorisierten SCC nichts zu holen. Routiniert kamen die Gäste immer besser ins Spiel und brachten den Sieg letztendlich locker in trockene Tücher. Benjamin Ruff verwandelte in der 62. Minuten einen fälligen Strafstoß, nur fünf Minuten später legte er mit einem gekonnten Freistoß zum 3:0 aus Sicht der Gäste nach. In der 75. Minute traf Ruff zum 4:0 und durfte sich somit über einen lupenreinen Hattrick freuen. Der für ihn ins Spiel gekommene Valentin Toderow lochte sieben Minuten vor Schluss zum 5:0 ein. Jedoch gaben sich die Hausherren noch immer nicht auf und drängten zum Ehrentreffer, der aber nicht fallen wollte. Krumm nahmen dies die jungen Anhänger im Block keinesfalls. Kurz vor Spielschluss hieß es noch einmal: Fahnenmeer. Hoch den grün-weißen Stoff, schwenken und dem Linienrichter damit an der Nase kitzeln.

Tasmania BerlinDass der 5:0-Sieg des Tabellenführers SC Charlottenburg durchaus wichtig war, zeigte sich am gestrigen Sonntagnachmittag. Verfolger SV Tasmania Berlin legte nämlich im heimischen Seelenbinder-Sportpark nach. Ebenfalls rund 100 Zuschauer sahen eine durchaus muntere Partie, in der Tasmania nichts anbrennen ließ. Mit 4:0 wurde der FC Brandenburg 03 recht problemlos geschlagen. Mustafa Saygaz, Jack Grubert und der stets hoch motivierte Vahit Engin mit der Nummer elf erzielten in der ersten Halbzeit die ersten drei Treffer. Bei einsetzendem Regen schoss Ahmed Al-Khalaf in der 79. Minute das 4:0. Jubel auf den Rängen. Auf zum Finish am kommenden Wochenende. Während der SC Charlottenburg daheim im Mommsenstadion den BFC Dynamo II empfängt, tritt Tasmania Berlin beim Schlusslicht Lichtenrader BC 25 an. Der Club Italia spielt indes beim BSV Eintracht Mahlsdorf II.

Der Tabellenerste steigt direkt in die Berlin-Liga auf, der Tabellenzweite muss zum Aufstiegsspiel gegen den zweiten der Landesliga Staffel 2 ran. In dieser hat TuS Makkabi Berlin bereits den Meistertitel sicher, und auch der BSV Hürtürkel ist nicht mehr von Rang zwei zu verdrängen. Verfolger BSV Al-Dersimspor musste beim LFC Berlin Federn lassen. Das „türkische Endspiel“ um den Relegationsplatz wird es somit am letzten Spieltag in der Form nicht geben.

> zur turus-Fotostrecke: Bilder vom VfB Fortuna Biesdorf

> zur turus-Fotostrecke: Bilder vom SV Tasmania Berlin

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