EHC Eisbären Berlin ist Meister, Rückblick auf die Welli-Zeit der 90er

MB Updated

Ja, es wurde vielerorts bereits zigmal gesagt, doch es ist einfach zu unglaublich, um wahr zu sein. In seinem exakt tausendsten Spiel für den EHC Eisbären Berlin gewann Bärchen-Urgestein Sven Felski, genannt Felle, am gestrigen Abend zum sechsten Mal nach 2005, 2006, 2008, 2009 und 2011 die gesamtdeutsche Meisterschaft. Welch eine Krönung seiner Laufbahn! Im fünften entscheidenden Spiel der Final-Serie brachten die Eisbären mit einem 3:1-Sieg gegen die Adler Mannheim den Titel in trockene Tücher. Und das trotz 0:1-Rückstand. Ein passender Zeitpunkt, um einen Blick zurück auf die frühen 90er zu werfen.

Ja, es wurde vielerorts bereits zigmal gesagt, doch es ist einfach zu unglaublich, um wahr zu sein. In seinem exakt tausendsten Spiel für den EHC Eisbären Berlin gewann Bärchen-Urgestein Sven Felski, genannt Felle, am gestrigen Abend zum sechsten Mal nach 2005, 2006, 2008, 2009 und 2011 die gesamtdeutsche Meisterschaft. Welch eine Krönung seiner Laufbahn! Im fünften entscheidenden Spiel der Final-Serie brachten die Eisbären mit einem 3:1-Sieg gegen die Adler Mannheim den Titel in trockene Tücher. Und das trotz 0:1-Rückstand. Ein passender Zeitpunkt, um einen Blick zurück auf die frühen 90er zu werfen.

EHC

„Da musst du mal unbedingt mitkommen! Besser als bei deinem blöden Fußball!“, meinte ein guter Freund zu mir. Mitkommen? Wohin? Zum EHC Dynamo Berlin! Zweite Bundesliga. Gruppe Nord der Vorrunde. Der Gegner: Der Grefrather EC. Schießbude der Liga. Na dann mal los. Auf zur Eishalle in Berlin-Hohenschönhausen.
Man schrieb den 20. Oktober 1991, als um 19:30 Uhr die Eishockey-Partie angepfiffen wurde. Im Wellblechpalast hatten sich rund 1.500 Fans eingefunden, die Ränge des „Welli“ bestanden damals fast nur aus Stehplätzen, und die Stimmung war durchaus passabel. Zwar nicht der Kracher, wie der Freund behauptet hatte, doch in meinen Augen in der Tat bemerkenswert.

Acht Deutsche Mark mussten zu jener Zeit für ein Stehplatzticket auf den Tisch gelegt werden. Exakt der gleiche Betrag wie für eine ermäßigte Stehplatzkarte im Ulrich-Haberland-Stadion des TSV Bayer 04 Leverkusen. Für mich durchaus ein Argument, in Zukunft ruhig mal öfters im Welli vorbeizuschauen.
Ein kleiner Zeitsprung. 17. September 1995. Derby gegen die Preussen Devils (einst BSC Preussen Berlin). Der EHC Dynamo Berlin hieß längst EHC Eisbären Berlin. 22 DM mussten für einen Stehplatz im Block C gezahlt werden, um beim brisanten Duell dabei zu sein. Volle Bude. Voll die Stimmung. Und dann: Die Hucke voll. Mit 0:8 ging das Derby gegen die verhassten Preussen verloren. Wieder einmal. Noch waren die Preussen sportlich die Nummer eins in der Hauptstadt.

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Die derbe Klatsche hielt jedoch die Eisbären-Fans nicht davon ab, zwei Monate später zum nächsten Derby in die Eisporthalle Jafféstraße zu fahren. Rund 2.000 heißblütige EHC-Anhänger verwandelten die Halle in einen bärigen Hexenkessel. Sämtliche Stehplätze waren bereits weg. Was blieb, war der tiefe Griff in die Geldbörse. 35 DM hingelegt für eine Sitzplatzkarte inmitten der Preussen-Anhänger. Block 15, Reihe 5, Platz 7.
Die Investition hatte sich gelohnt. Welch ein Spiel! Im Gegensatz zur 0:8-Schlappe war es dieses Mal eine ausgeglichene Partie, bei der die Gäste aus Hohenschönhausen zwischenzeitlich sogar mit 3:2 in Führung gingen. „Ost-, Ost-, Ostberlin!“ und „Dynamo!!!“ donnerte es durch die Halle. Adrenalin bis in die Zehenspitzen. Stimmung wie in einer griechischen Basketballhalle. Die Preussen glichen zum 3:3 aus und manch ein Bärchen-Fan sah bereits die Felle davonschwimmen. Und dann das Unfassbare: In der Verlängerung lochten die Gäste aus dem Welli zum 4:3-Siegtreffer ein. Was dann passierte, brannte sich auf Lebenszeit im Gehirn ein. Ein Jubel des Wahnsinns. Auch ich hätte sämtliche Sitze um mich herum vor Freude herausreißen können. Ich tobte, ich sprang, ich lachte über die miesgrämigen Devils-Fans an meiner Seite.

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Oft ging es in den 90er Jahren und Anfang des neuen Jahrtausends noch in den Wellblechpalast. Immer wieder sorgte die Atmosphäre auf den Rängen der eng gebauten Halle für Gänsehautstimmung. Immer wieder hatte man das Gefühl, dass bei den Derbys einfach mehr Tickets verkauft wurden. Es kamen mitunter schlichtweg mehr Fans als hineinpassten. Platzangst durfte man nicht haben. Zu spät kommen durfte man auch nicht. Einmal kam ich auf den letzten Drücker, gemeinsam mit der Freundin. 11. Dezember 2001. Showdown gegen die Berlin Capitals (zuvor Preussen Devils). Beim Betreten der Treppe hinauf zum Stehblock ertönte gerade das „Hey, wir woll´n die Eisbären seh´n!“ Pipi vor Freude in meinen Augen, Angst in den Augen meiner Partnerin. Einfach zu laut. Zu voll. Fast zu emotional. Es war mein letztes Derby. Mit 0:3 ging dieses recht sang- und klanglos aus.

Die neue Zeit in der o2-World? Geschmackssache. Nicht vergleichbar mit der alten Zeit im Wellblechpalast. Zu meckern gibt es trotzdem nichts. Die Erfolgsstory des EHC Eisbären zeigt: Es wurde so ziemlich alles richtig gemacht! Bei einem Bierchen wurde gestern in einer Bar am Ostbahnhof das Spiel geschaut. Felles tausendstes Spiel. Zahlreiche EHC-Fans waren vor Ort und sorgten für Stimmung.

Ein Kamerateam filmte die ausgelassenen Jungs und Mädels. Ganz klar, so viel Adrenalin wie 1995 hatte ich nicht mehr in mir – den Bärchen gegönnt hatte ich den Titel trotzdem. Allein der alten Zeiten wegen. Ein Dank an den Schulfreund, der mich im Herbst 1991 zum Match gegen Grefrath geschleppt hatte!

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