Chemnitzer FC bei Babelsberg 03: Remis auf dem Acker und den Rängen

MB Updated

Endlich angenehmes Wetter. Und Sonne! Nach der sibirischen Kälte beim vergangenen Heimspiel gegen den SC Preußen Münster nun endlich einmal wieder ein Spiel im Karli bei vernünftigen Wetterverhältnissen. Da kam ein Gegner wie der Chemnitzer FC gerade recht. Ein guter Name, der Interesse weckt. Und vor allen Dingen ein Verein, der reichlich Auswärtsfans im Schlepptau hat. Zuletzt begegnete man sich auf heimischen Rasen am 21. April 2010. Damals konnten die Filmstädter die Partie mit 2:0 für sich entscheiden. Das Hinspiel der laufenden Saison ging dagegen knapp mit 1:2 verloren. Im neuen Jahrtausend hatten die 03er sämtliche Heimspiele gegen die Himmelblauen gewonnen, zwei Niederlagen gab es dagegen 1997 und 1998 in der Regionalliga Nordost.

Zu DDR-Zeiten kreuzten die beiden Klubs in den 50er Jahren die Klingen. Als Rotation Babelsberg und Chemie Karl-Marx-Stadt trennte man sich am 31. Oktober 1954 beim ersten Aufeinandertreffen mit 1:2. Es folgten bis Ende 1957 sechs weitere Duelle in Babelsberg und Karl-Marx-Stadt, dem heutigen Chemnitz. Nachdem man sich in den 50ern in der DDR-Oberliga und in der Neuzeit in der Regionalliga Nordost bzw. Regionalliga duellierte, nun am Samstagnachmittag zum ersten Mal im Karli ein Duell in der 3. Liga. Torlos hatte man sich noch nie getrennt, bei den letzten Aufeinandertreffen fielen jeweils mindestens zwei Treffer. Also dann rein in die Partie!

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Obwohl ein Spiel gegen Chemnitz durchaus lukrativ ist – so richtig voll wurden die Ränge des Karl-Liebknecht-Stadions nicht. Die 03er haben es nicht leicht, Zuschauer en masse zu ziehen. Die Konkurrenz ist groß. Hinzu kam, dass am gestrigen Nachmittag nur wenige Kilometer entfernt Hertha BSC den SV Werder Bremen empfing. Die blau-weißen Fanströme fließen bekanntlich auch aus dem Umland in Richtung Berliner Olympiastadion.

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Sei es wie es sei, immerhin 3.320 Zuschauer hatten sich im Karli eingefunden. Doppelt so viele wie beim Gefrierfach-Spiel gegen den SC Preußen Münster. Gut gefüllt war der Gästebereich, in dem über 500 Chemnitzer Fußballfreunde für prächtige Stimmung sorgten. Getrübt wurde deren gute Laune auch nicht von der provokanten Choreographie des Babelsberger Anhangs: „Arsch verhauen, Punkte klauen!“ Dazu ein großer Chemnitzer Fan aus Pappe mit einem Arschgesicht. Rund 40 rote Pfeile zeigten in Richtung der Himmelblauen. Allein die Chemnitzer Jungs, die sich am Zaun zum Pufferblock angesiedelt hatten, machten sich schon mal verbal warm.

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Keine Frage, dieses Nordost-Duell hat es durchaus in sich. Das Verhältnis unter den Fangruppen ist bekanntlich nicht das Beste. Da half es auch wenig, dass die Vereine zeigten, wie ein Miteinander funktionieren kann. Der Chemnitzer Stadionsprecher war mit vor Ort und durfte die Aufstellung durchsagen, zudem wurde ein Chemnitzer Lied abgespielt. Nachgelegt wurde im Anschluss der legendäre Song „Babelsberch 14482“: „Im Nudeltopp, da bin ich uffjewachsen, ... war manchmal traurig, manchmal froh. ... Auf alle Fälle is it besser als in Sachsen ...“

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Bei den besagten Chemnitzer am Pufferblockzaun lockte dies ein erstes zaghaftes „Arbeit macht frei, Babelsberg 03!“ heraus. Emotional war alles angerichtet und somit konnte die Partie beginnen. Wer jedoch ein Spiel mit Volldampf erwartet hatte, wurde anfangs schwer enttäuscht. Die Partie plätscherte eher hin und Torchancen blieben anfangs echte Mangelware. Wie CFC-Trainer Gerd Schädlich später mitteilte, mussten sich seine Spieler erst einmal an den „schönen Rasen gewöhnen“. Nach Wochen der Kälte und des Eises sah das Babelsberger Spielfeld in der Tat eher aus wie ein Acker. Keine Spielwiese für technische Finessen. Nach 20 Minuten nahm die Partie etwas Fahrt auf. CFC-Spieler Simon Tüting versuchte es mal mit einem Distanzschuss, auf der Gegenseite arbeitete sich Babelsberg hübsch über die linke Seite vor, fand jedoch nicht den optimalen Abschluss.

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„05.03. Bomber Harris do it again!“ Ein Spruchband mit dieser Aufschrift wurde nun hinter dem Tor im Block O von den Babelsbergern Ultras präsentiert. Ein weiterer Luftangriff auf Chemnitz?! Gewiss eine derbe Provokation. Auf der Gegenseite wurde dagegen das übliche Fanliedgut rein fußballerischer Natur zum Besten gegeben. Noch ließ man sich nicht aus der Reserve locken.
Kein Durchkommen gab es für beide Angriffsreihen auf dem braun-grünlichem Platz. In der 35. Minute setzte Babelsbergs Markus Müller den Ball über das Tor. Kurz vor dem Pausentee dann eine richtig fette Gelegenheit für die Gäste. Carsten Sträßer brachte einen Freistoß hoch rein, ein Nachschuss von Anton Fink klatschte an die Oberkante der Latte.

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„Auf geht´s Chemnitzer Jungs!“ Zu Beginn des zweiten Spielabschnitts machte der himmelblaue Block mobil, und auch auf dem Spielfeld legte die Chemnitzer einen Zahn zu. Was auf dem schwer bespielbaren Platz nicht mit Spielzügen funktionierte, musste dann auf anderem Wege probiert werden. Der CFC war bei Freistößen und Ecken stets gefährlich.
Ab der 60. Minute wurde es am Pufferblock langsam hitzig. „Ihr seid Preußen, asoziale Preußen...“ Als Antwort: „Wir sind Zecken, asoziale Zecken...“ Die Betriebstemperatur in beiden Fanlagern stieg. Nun ein Treffer und die Bude hätte gekocht. In der Schlussviertelstunde: Politische Spruchbänder auf Babelsberger Seite, der Einsatz Pyrotechnik im Chemnitzer Block. Am Pufferblock wurde an beiden Seiten bereits der Zaun erklommen.

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Nicht nur das. Ein paar schwarz gekleidete Babelsberger wollten die Lage antesten und enterten in aller Seelenruhe den Zwischenbereich. Polizei und Ordner verhielten sich zurückhaltend, um nicht noch mehr Öl ins Feuer zu gießen. Die Lage blieb an der Nahtstelle auch nach Abpfiff brisant, ein Mitarbeiter des Sicherheitsdienstes musste von zwei Sanitätern betreut und über den Rasen begleitet werden. Während im VIP-Bereich die beiden Trainer auf der Pressekonferenz über den Rasen und das torlose Remis sprachen, rückten draußen die letzten Fans ab. Die Blöcke leerten sich und das liegen gebliebene Papier der Choreographien und Spruchbänder wurde eingesammelt.

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Sportlich konnten beide Mannschaften mit dem Unentschieden leben, so sahen das auch Dietmar Demuth und Gerd Schädlich. Die Babelsberger konnten in der Tabelle Dank des geholten Pünktchens sogar am SC Preußen Münster vorbeiziehen. Bereits am kommenden Mittwoch muss Chemnitz beim SV Sandhausen antreten. Am Sonntag empfangen die Himmelblauen dann den SC Werder Bremen II. Ein Tag zuvor reisen die 03 zu Rot-Weiß Oberhausen. In der Woche darauf kommt es im Karli wieder zu einem interessanten Duell. Zu Gast wird dann der arg abstiegsbedrohte FC Carl Zeiss Jena sein. Für die Babelsberger Fans eine tolle Sache: Im Vorverkauf sind Tickets für fünf Euro erhältlich. Mit Sicherheit wird dann mal wieder die 4.000er Marke geknackt.

> Zur turus-Fotostrecke: Chemnitzer FC

> Zur turus-Fotostrecke: SV Babelsberg 03

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