Viktoria Frankfurt – Babelsberg 03: Emotionen, Pyrotechnik und viele Tore

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MB Updated

Sind wir mal ehrlich. Für so genannte "Old-School"-Liebhaber war es ein perfektes Spiel. Ein Fußballspiel mit allen Facetten (positiven & negativen), einem spannenden Spielverlauf und zahlreichen Toren in einem Stadion aus vergangenen Zeiten. Allerdings sollte gleich eingangs erwähnt werden, dass es nur Dank der massiven Polizeipräsenz nicht zu schlimmen Zusammenstößen kam. Von welchem Spiel die Rede ist? Vom Nachholspiel im Krombacher Brandenburgpokal Frankfurter FC Viktoria 91 gegen den SV Babelsberg 03 im altehrwürdigen Stadion der Freundschaft.

FCV

Viktoria Frankfurt? Ist das nicht der Verein, der in der Versenkung verschwunden ist? Zu dem bei Brandenburgliga-Partien selten mehr als einhundert Zuschauer kommen? Ein Verein, der sich leider nicht genug auf seine Tradition als Vorwärts Frankfurt besinnt? Richtig! Jedoch wurden heute alte Zeiten aufleben gelassen. Der hoch favorisierte SV Babelsberg 03 war zu Gast. Zu DDR-Zeiten war es andersherum. Auf der einen Seite der FC Vorwärts Frankfurt, der in der DDR-Oberliga zu Hause war und auch ab und an im Europapokal gespielt hatte, auf der anderen Seite die BSG Motor Babelsberg, vor 1990 eher in DDR-Liga und Bezirksliga daheim. Heute trennen beide Brandenburgischen Vereine drei Spielklassen. Die 03er in der 3. Liga, Viktoria 91 in der Brandenburgliga.

B03

Das Landespokalspiel lockte einige Zuschauer hinter dem Ofen hervor. Allein aus Potsdam-Babelsberg reisten einige hundert Anhänger nach Frankfurt / Oder. Gefahren wurde allerdings in zwei Schüben. Sämtliche Fans / Ultras des SV Babelsberg 03 sind selten unter einen Hut zu bringen. Die einen nahmen den Zug ab Potsdam Hbf um 9:21 Uhr, die anderen den um 10:21 Uhr. Um 11:30 Uhr kamen in Frankfurt noch einige befreundete Chemie-Fans aus Leipzig an. Gemeinsam mit den auf dem Bahnhofvorplatz wartenden Ultras ging es dann in Richtung Stadion der Freundschaft. Bei strahlendem Sonnenschein konnte der hübsche Weg durch die alten Straßen genossen werden. Für die Babelsberger Fans hieß es am Stadion: Sich in Geduld üben und Kontrollen über sich ergehen lassen.

Frankfurt

Das Gelände rings um das Stadion der Freundschaft war von der Polizei geteilt. Zäune wurden aufgestellt, Einsatzkräfte waren reichlich vor Ort. Besser war auch, denn auf der Tribüne warteten bereits zahlreiche Frankfurter Anhänger, die größtenteils ebenfalls schwarz gekleidet waren. „Arbeit macht frei!“, schallte es über den Vorplatz. Schon flogen die ersten Böller und eine Leuchtkugel. Die Frankfurter schienen so richtig heiß auf die Gäste zu sein.

Frankfurt

Im Prinzip war alles gut vorbereitet, doch zu Füßen der überdachten Sitzplatztribüne kam es fast zum Desaster. Genau dort befand sich eine Art Schlupfloch. Von Seiten der Frankfurter flog Pyrotechnik, und Ordner und behelmte Polizei musste fix einschreiten, um eine wüste Keilerei zu verhindern. Nur widerwillig ließ sich der Babelsberger Anhang in Richtung Gästebereich hinter dem Tor bringen. Ehe man sich versah, suchten kontaktfreudige Anhänger beider Klubs den Weg andersherum. Auf der eigentlich geschlossenen Gegengeraden kam es zu vereinzelten Schlägen und Fußtritten. Auch dort waren EGH und Polizei in Uniform recht fix vor Ort.

Frankfurt

12:30 Uhr. Der zweite Schub Gästefans traf am Stadion ein. Die Polizei musste ein wenig schieben, so dass auch diese Babelsberger Fußballfreunde den Weg in den komplett eingezäunten Gästebereich fanden. Beim Einlaufen der beiden Mannschaften ein Appell des Stadionsprechers. Er bat um ein friedliches Spiel, denn schließlich sollte es keine Verletzten geben. Man solle an die Kinder im Stadion denken. Viktoria Frankfurt in den traditionellen Farben gelb und rot fand erstaunlich schnell ins Spiel. Mit einer ordentlichen Portion Mut gingen die Hausherren zu Werke. Nach nicht einmal zehn Minuten traf Gülec gar zum 1:0 für Viktoria in die Maschen. Noch supporteten die Babelsberger Fans munter weiter. Der Rückstand würde schon schnell egalisiert werden.

FCV

Auch weiterhin hatte die Babelsberger Elf echte Probleme mit dem Underdog aus der Oderstadt. „Ruhm und Ehre dem FCV!!!“, rief die Frankfurter Kurve, vor der rot-gelb geflaggt wurde. Endlich einmal wieder Flagge zeigen. „Tod und Hass dem FCV!!!“, donnerte es aus der Babelsberger Ecke.
In der 28. Minute hätten die Hausherren aus der sechsten Liga gar fast das 2:0 erzielt, doch Babelsbergs Keeper zeigte eine Glanzparade und klärte zur Ecke. Mit der knappen 1:0-Führung ging es schließlich in die Halbzeitpause. Pausentee? Gewiss! Den gab es für nur 50 Cent. Die Pressevertreter wurden auf der überdachten Tribüne sogar mit Pfannkuchen und Glühwein verwöhnt. Das sollte ruhig mal erwähnt werden.

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Massive Polizeipräsenz gab es beim harten Kern des Frankfurter Anhangs. Auf die Toilette in der etwas entfernten Baracke aus DDR-Zeiten ging es für die Jungs nur mit Polizeibegleitung. Zweite Tür rechts! Verbalgefechte und leichte Rangeleien mit den dunkel gekleideten Bundespolizisten prägten das Bild vor Ort in der Kurve. Unmittelbar nach Wiederanpfiff zeigte man sich in der Frankfurter Kurve schmerzfrei. Trotz der zahlreichen Polizisten zündete man glatt zahlreiche Böller und zwei, drei bengalische Fackeln. Rauch über der rot-gelben Vorwärts-Blockfahne. Ein Aufruf des Stadionsprechers. Es half nichts. Es böllerte weiter. Das Spiel stand kurz vor dem Abpfiff. Flehende Blicke. Viktoria führte 1:0 gegen den haushohen Favoriten, und nun versuchte ein Teil des eigenen Anhangs den Nachmittag zu verderben.

B03

Die Lage beruhigte sich und das Spiel konnte vor den 850 Zuschauern fortgesetzt werden. Nach einer Stunde kam der Favorit aus der Filmstadt besser in die Partie. Ein toller Kopfball konnte in der 59. Minute vom Frankfurter Torhüter pariert werden. „Los jetzt hier!“, tönte es aus dem Gästeblock. Markus Müller gelang schließlich in der 64. Minute der Ausgleich. Abseits? Doch nicht abseits! Im Gästebereich wurde nun mächtig gezündelt. Erleichterung pur bei den Babelsbergern. Wer jedoch dachte, nun würde der Favorit den Außenseiter locker vernaschen, sah sich getäuscht. Zwar spielten die 03er nun deutlich besser, doch konnten die Frankfurter das Spiel weiterhin offen gestalten. Ganz klar: Viktoria wurde vom Trainer optimal eingestellt! Auch fünf Minuten Nachspielzeit nutzten den Gästen nichts. Es ging in die Verlängerung. In der 104. Minute lochte Dennis Lemke einfach mal trocken zum 2:1 aus Sicht der Babelsberger ein. Wieder brannte und qualmte es im Gästebereich. Zwischenzeitlich stieg sogar einmal richtig dichter Rauch auf. Halb vermummt hingen schwarz gekleidete Typen am Zaun.

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In der 112. Minute gab es dann einen Elfmeter für Viktoria, den Garling sicher verwandeln konnte. 2:2. Das Stadion der Freundschaft stand Kopf. Zumindest ein bisschen. Es schnupperte nach einer Sensation. Elfmeterschießen? Im Geiste spielten sich bereits diverse Szenarien ab, doch dann kam Müller und erzielte mit einem Freistoßtreffer das 3:2 für die 03er in der 114. Minute. Wenig später machte Hollwitz alles klar. 4:2 für den Favoriten, der nun zum Favoritenschreck BSC Rathenow 94 reisen muss. Vorsicht, denn die Rathenower mit den Spielern Marco Bertram & Co warfen bereits den Brandenburger SC Süd 05 und Altlüdersdorf aus dem Wettbewerb!

Vorwärts

Und in Frankfurt? Blieb es nach dem Spiel ruhig? Das Frankfurter Publikum musste zehn Minuten länger im Stadion bleiben. Zeit genug, um die Babelsberger Fans in Richtung Bahnhof zu geleiten. Zwar böllerte es noch ab und an in der Ferne, doch so weit man beurteilen konnte, blieb es friedlich. Der erste und der letzte Wagen des RE1 in Richtung Berlin und Potsdam waren für die Babelsberger Fans / Ultras reserviert. Auch auf der Rückfahrt gingen die Fangruppen wohl ihre eigenen Wege...

Fotos: Marco Bertram

> zu den Fotos vom Pokalspiel in Frankfurt/Oder

Video von den Fanaktionen:
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