BFC Dynamo – FCK: 10.000 feiern ein Fußballfest, Hundert ramponieren das Image

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altAbpfiff im Friedrich-Ludwig-Jahn-Stadion. Bundesligist 1. FC Kaiserslautern gewann beim Berliner Oberligisten BFC Dynamo mit 3:0. Das Gerüst für den Text war bereits im Geiste fertig: „Trotz vier Klassen Unterschied – der BFC hielt wacker gegen“. Dann geschieht etwas auf den Rängen, das alles über den Haufen wirft und das eigentliche Fußballfest bei echtem Fritz-Walter-Wetter vergessen lässt. Einige Chaoten stürmen den Gästebereich und sorgen dort für unschöne Szenen. Anfangs ungehindert von der Polizei kommt es dort zu wüsten Schlägereien.

altAbpfiff im Friedrich-Ludwig-Jahn-Stadion. Bundesligist 1. FC Kaiserslautern gewann beim Berliner Oberligisten BFC Dynamo mit 3:0. Das Gerüst für den Text war bereits im Geiste fertig: „Trotz vier Klassen Unterschied – der BFC hielt wacker gegen“. Dann geschieht etwas auf den Rängen, das alles über den Haufen wirft und das eigentliche Fußballfest bei echtem Fritz-Walter-Wetter vergessen lässt. Einige Chaoten stürmen den Gästebereich und sorgen dort für unschöne Szenen. Anfangs ungehindert von der Polizei kommt es dort zu wüsten Schlägereien.

Alles vor laufender Kamera, vor zahlreichen Journalisten, die Zettel, Stift und Fotokamera zücken. Für manch einen ein gefundenes Fressen, für andere eine Bestätigung des schlechten Rufs des BFC Dynamo. Für wiederum andere eine Sache, die so niemals hätte passieren dürfen. Weshalb konnte das obere Zwischentor von den Krawallmachern geöffnet werden? Wieso griffen die polizeilichen Einsatzkräfte erst so spät ein?

altDrei Stunden zuvor füllten sich die Ränge des Stadions im Berliner Stadtteil Prenzlauer Berg. Trotz des Regens fanden über 10.000 Fußballfreunde den Weg in den Jahn-Sportpark, um zu sehen, wie sich der Fünftligist gegen den Erstligisten aus der Pfalz schlagen wird. Solch eine Kulisse hatte der BFC Dynamo zuletzt beim Relegationsspiel gegen den 1. FC Magdeburg gehabt – und das ist über zehn Jahre her. Der Heimbereich unter dem Dach war heute fast komplett gefüllt. Recht zahlreich angereist waren auch die Anhänger des 1. FC Kaiserslautern, die über 90 Minuten für eine tolle Fußballatmosphäre sorgten.

altDie weinroten Jungs aus Berlin-Hohenschönhausen hielten recht gut gegen, wenn gleich die Gäste vom Betzenberg zu besseren Chancen kamen und sich Feldvorteile erarbeiten konnten. 18 Minuten lang konnten die Hausherren ihren Kasten sauber halten. Nach toller Vorarbeit von Shechter und Sahan nahm Ilicevic Maß und lochte zum 1:0 aus Sicht der Roten Teufel ein. Nur vier Minuten später legte Tiffert mit seinem Treffer zum 2:0 nach. Der Drops schien sozusagen gelutscht, doch ab der 30. Minute legte die Heimelf eine Schippe drauf und spielte mutiger. Dies spürten auch die rund 8.000 Anhänger des BFC und sorgten für Stimmung.
Mit „Lautern ist nervös!!!“ wurde jeder Ballgewinn, jeder gelungene Pass und jeder Einwurf besungen. Ja, es ging plötzlich was. Wenn nicht jetzt, wann dann? Die Gäste hatten zwar alles unter Kontrolle, aber ein Anschlusstreffer schien vor der Pause im Rahmen des Möglichen. Zumal der glitschige Rasen Fehler auf beiden Seiten zuließ.

altMit 0:2 ging es allerdings in die Halbzeitpause. Nur fünf Minuten nach Wiederanpfiff machte der FCK alles klar. Ecke von Tiffert, Petsos köpfte ein. Aus Sicht der Gäste eine saubere Sache. Für den BFC ging es jetzt nur noch um ein Ehrentor – und dieses wollten die Spieler von Trainer Heiko Bonan unbedingt schießen. In der 60. Minute kam Karaduman für Schimmelpfennig. Neuzugang Shergo Biran kam dagegen nicht zum Einsatz. Steiner, der von Beginn an spielte, hatte einfach eine gute Vorbereitung, erklärte Bonan später auf der Pressekonferenz. Für Biran kam das Pokalspiel dagegen noch zu früh.
Den Torschrei bereits auf den Lippen hatte der BFC-Anhang nach gut einer Stunde, als Ahmetcik mit sattem Schuss den Ball ans Außennetz hämmerte. Kurze Zeit später qualmte es das erste Mal in der Kurve des BFC. Nach der Präsentation des Spruchbandes „Pro Pyrotechnik“ rauchte es mächtig an anderer Stelle. Zudem flogen vier Böller auf die Rundlaufbahn, das Spiel wurde daraufhin für kurze Zeit unterbrochen.

altEs wurde nun giftiger. Sowohl auf dem Rasen als auch auf den Rängen. Im Lauterer Block wurden kurz vor Schluss weiße Tücher geschwenkt. Auf BFC-Seite wurde von Claasen eine lautstarke Uffta angestimmt. Noch schien es, als würde der Pokalnachmittag vernünftig ausklingen. Nach Abpfiff marschierten die Spieler des FCK zu ihren Fans zum Abklatschen, und auch die BFC-Spieler liefen hinüber zu ihren Fans, um sich für die zahlreiche Unterstützung zu bedanken. Noch während sie als Gruppe auf der Tartanbahn standen und verschwitzt den Fans zuwinkten, kam es am anderen Ende der Fankurve zu ersten Handgreiflichkeiten. Die ersten Krawallmacher versuchten die Tore zum Spielfeld zu öffnen, was jedoch die Ordner mit vereinten Kräften zu verhinden wussten. Es braute sich mächtig was zusammen. Manch ein BFC-Spieler eilte hinüber, um die Fans zu beruhigen. Allen voran Stefan Malchow, begleitet von Team-Manager Jörn Lenz und Fanbetreuer Rainer Lüdtke.

Es nutzte alles nichts. Die hässliche Sache nahm ihren Lauf, denn oben gelang es einigen, das gelbe Sicherheitstor zum Gästebereich hin zu öffnen. Wie das gelingen konnte, blieb vielen eines der Rätsel des späten Nachmittags. Nur wenige Meter entfernt standen zwei Beobachtungswagen der Polizei. Eine Polizeikette hätte genügt, um ein Vordringen der Rowdys zu verhindern. So aber sickerten immer mehr erlebnisorientierte Chaoten in Richtung FCK-Anhang vor. Lauterer Fans schoben sich panisch in Richtung Ausgang, es kam zu Handgreiflichkeiten. Erst nach gefühlter Ewigkeit schritt die Polizei ein – dann jedoch mit gezielten Pfeffersprayeinsätzen, teilweise mitten hinein ins Gesicht.

altUnten auf der Rundlaufbahn standen fassungslose Spieler, Journalisten, Ordner und Vereinsverantworliche. Diskussionen. Sachliche Gespräche. Regennasse Gesichter. Enttäuschte Gesichter. Wütende Gesichter. Traurige Gesichter. Später sollen sogar Tränen geflossen sein. Der Grund: Weil ein paar Chaoten die Arbeit des harten BFC-Kerns mit Füßen getreten hatten. Was nutzt es, wenn ein Großteil der rund 8.000 BFC-Fans ein friedliches Fußballfest gefeiert hatten? Für extrem schlechte Schlagzeilen war gesorgt, doch was soll ein Fußballverein tun, wenn Krawalltouristen und Trittbrettfahrer ein Fußballspiel des BFC als Tobewiese missbrauchen?

Manch einer sieht nun alles in Scherben. In den Foren wird heiß diskutiert. Es gibt Gerüchte, dass der eine oder andere hinschmeißen möchte. Doch muss es nicht weitergehen? So wie bei Dynamo Dresden, beim FC Hansa Rostock, bei Eintracht Frankfurt oder beim 1. FC Köln? Auch dort gab und gibt es immer wieder Rückschläge, Zwischenfälle, und Strafen. Letztendlich siegen doch immer der Fußball und die Liebe der Anhängerschaft zu ihrem Verein. Den Kopf in den Sand stecken, nutzt nichts.

Recht fix war heute Abend eine Pressemeldung des BFC Dynamo raus: „Bereits in der abschließenden Pressekonferenz entschuldigte sich der BFC Dynamo bei seinen Gästen für die Vorkommnisse nach Abpfiff der Partie und möchte die Betroffenheit nochmals in dieser Pressemitteilung deutlich machen. Der BFC Dynamo distanziert sich von den Tätern und wird mit aller gegen ermittelte Personen vorgehen. So wird der Verein gegen die Personen Strafanzeige stellen und eine etwaige Strafe des DFB auf zivilrechtlichen Wege geltend machen.“

zur Nachbetrachtung: Klares Versagen der Ordner, Polizei, Fans und Medien

> zur turus-Fotostrecke: BFC Dynamo

> zur turus-Fotostrecke: 1. FC Kaiserslautern

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