Babelsberg 03 vs. Dynamo Dresden: Emotionen, Platzverweise, Pyrotechnik und zwei Tore

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MB Updated

Was in Ruhrgebiet und Rheinland jedes Wochenende an der Tagesordnung steht, konnte am heutigen Freitag auch im Großraum Berlin beobachtet werden. Fußballfans kreuzten die Wege. Anhänger des BFC Dynamo fuhren ins Sportforum zum Heimspiel gegen Neustrelitz, tausende Fans von Hertha BSC pilgerten ins Olympiastadion, um die Partie gegen 1860 München zu sehen, zudem waren Anhänger des SV Babelsberg 03 und der SG Dynamo Dresden auf den Beinen, um zum Karl-Liebknecht-Stadion zu fahren. Dort wurde heute ein knackiges Nordostduell in der 3. Liga ausgetragen. Die Babelsberger, die bereits vor der Partie den Klassenerhalt in trockenen Tüchern hatten, empfingen Dynamo Dresden, das nach drei Siegen in Folge wieder im Rennen um Platz 3 war.

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6.800 Zuschauer wollten die Begegnung sehen, unter ihnen über 2.000 Gäste aus der sächsischen Landeshauptstadt. Vom S-Bahnhof Babelsberg aus marschierte ein Grüppchen SVB 03-Fans zur Karl-Gruhl-Straße 62, wo vor einem kleinen Gebäude paar Bierchen getrunken wurden. Ein Hauch FC St. Pauli-Flair vor einem maroden Häuschen, das DDR-Charme ausstrahlt. Gegen 17 Uhr gab es einen kleinen Gewitterschauer, doch bereits Minuten später klarte der Himmel wieder auf. Es war angerichtet, und die Polizei war bestens vorbereitet. Babelsberg wurde kurzerhand in zwei Gebiete aufgeteilt. In Kontakt konnten Heim- und Gästefans nicht wirklich kommen, zumal das Stadion zwei völlig separate Eingänge hat. Apropos Stadion, im Karli konnte die neue Stehtribüne hinter dem Tor begutachtet werden. Ein echter Zugewinn für das kleine Stadion, das durch seine Stimmungsfreundlichkeit besticht. Ein großer Vorteil des Stadions: Die Nähe zum Spielfeld. Welch ein Vergleich zum Olympiastadion.

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Für die Gästefans vor Anpfiff noch das Dynamo-Lied und dann konnte es losgehen. Tolle Fußballatmosphäre im Karl-Liebknecht-Stadion. Die heile Welt gibt es derzeit jedoch nicht rund um das Karli. Ultras und Fans zeigten offenen Protest: "Vorstand raus!" In sportlicher Hinsicht hängt der Babelsberger Haussegen dagegen gerade, ohne Druck konnte das Babelsberger Team gegen die favorisierten Dresdener antreten. Rasch entwickelte sich eine flotte, ansehenswerte Partie, in der anfangs die Hausherren besser ins Spiel kamen. Zum Ende der ersten Halbzeit erspielten sich dagegen die Gäste Vorteile. Chancen gab es auf beiden Seiten, die besseren konnte Dynamo verbuchen. Ab der 40. Minute sangen sich auch die Fans so richtig warm. Klassiker wurden wieder ausgepackt: "Scheiß Dynamo!", "Ihr seid Preußen, asoziale Preußen..." und "Wir sind Zecken, asoziale Zecken..."

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0:0 ging es in die Pause und es lag in der Luft, dass in der zweiten Halbzeit wohl noch einiges zu erwarten war. Sowohl auf dem Rasen als auch auf den Rängen! Luft holen in der Pause, dazu Nina Hagens Klassiker "Ick glotz TV". Und wer sagt´s denn? Sobald die zweite Halbzeit angepfiffen war, tat sich was im Gästeblock. Das Netz wurde erklommen. Wagemutig kletterte ein Fan gar bis ganz nach oben und steckte eine Fahne drauf. Ordner rückten an und berieten sich. Was tun? Die Jungs im Dynamo-Block würde man nicht eben mal so vom Zaun bekommen. Richtig Dampf war inzwischen auch auf dem Spielfeld. In der 58. Minute musste Babelsbergs Spieler Rudolph mit gelb-rot vom Platz. Dynamo erhöhte den Druck, Babelsberg beschränkte sich phasenweise nur auf das Verteidigen.

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Bösartige Worte waren nun im Gästebereich zu lesen. Ein Transparent mit der Aufschrift "Sexismus ist ein Fangesang! Ihr Fotzen!" wurde hochgehalten. "Alerta, alerta, antifascista!", war die Antwort des harten Kerns der 03-Anhänger. Dresden will das Führungstor, ein hübscher Schuss von Fiel klatschte in der 68. Minute an den rechten Pfosten. Das gespannte Netz vor dem Gästeblock wackelte bedrohlich. Eine Durchsage erfolgte. Polizei und Ordner forderten die Dynamo-Fans auf herunterzuklettern. Ohne Erfolg. Es kam sogar noch ganz anders. Fans und Ultras legten auf beiden Seiten eine Schippe drauf. Den Startschuss gaben die Babelsberger Ultras. Ein Spruchband "Licht an, Vorstand raus" wurde entrollt, zeitgleich wurden sieben, acht Bengalos gezündet. Die Dresdener Fans ließen sich nicht lange bitten. Mit dem Sprechchor "Pyrotechnik ist kein Verbrechen!" wurde nun auch hier mächtig was abgebrannt. Die Partie stand kurz vor dem Abbruch.

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Es war wie aus dem Drehbuch. Nach einer kurzen Unterbrechung gelang den Gästen die Führung. Koch lochte aus kurzer Entfernung zum 1:0 aus Sicht der Dynamos ein. Welch ein Jubel auf den Rängen und auf dem Rasen! Dresden wieder richtig heiß im Rennen um Platz 3. "Babelsberg schaff dich ab!" - dieser Spruch war nun im Gästebereich zu lesen. Dynamo versuchte nachzulegen. Schuppan machte per Kopf fast das 2:0, doch nur fast, 03-Keeper Unger war auf dem Posten und lenkte den Ball über die Latte. Als die meisten im Stadion bereits dachten, Dresden würde die drei Punkte in trockene Tücher bringen, glichen die Hausherren aus. Der in der 78. Minute eingewechselte Engler wurde mit seinem Tor in der 87. Minute zum Held des Tages. Dynamo war geschockt. Noch einmal wurde es hektisch, die Sachsen warfen noch einmal alles nach vorn. Es half nichts, letztendlich blieb es beim 1:1. Babelsberg feierte das Remis wie einen Sieg, auf Dresdener Seite gab es lange Gesichter. Schahins Platzverweis in der 90. Minute setzte dem Ganzen noch den Deckel auf, er wird nun im kommenden Heimspiel fehlen. In Dresden wird man nun beobachten, was die Konkurrenz anstellt. Die Kickers Offenbach haben heute überraschend gegen den FC Carl Zeiss Jena mit 0:2 verloren. Rot-Weiß Erfurt tritt morgen gegen Jahn Regensburg an und der SV Wehen-Wiesbaden reist zum bereits aufgestiegenen F.C. Hansa Rostock. Schützenhilfe vom Rivalen an der Küste? Das wäre doch mal was...

Fotos: Marco Bertram

> zur turus-Fotostrecke: SG Dynamo Dresden

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War ein geiles Spiel!!
G
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