20 Jahre Mauerfall: Wo stecken die DDR-Oberligisten?

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Was ist eigentlich aus den einstigen DDR-Traditionsvereinen aus der damaligen DDR-Oberliga geworden?  Fast 20 Jahre nach dem Fall der Berliner Mauer wird es mal höchste Zeit der Sache auf den Grund zu gehen und ein Resumée zu ziehen. Wer erlebte die vergangenen 20 Jahre Höhen, wer erlebte Tiefen? Der Fußball in der Region Nordost machte von 1989 bis 2009 viele Schlagzeilen. Mal waren es Hooliganschlachten, Randale und Ausschreitungen, mal waren es Lizenzentzüge, Zwangsabstiege und Skandale, mal waren es Aufstiege, Pokalfinale und Überraschungserfolge.

Was ist eigentlich aus den einstigen DDR-Traditionsvereinen aus der damaligen DDR-Oberliga geworden?  Fast 20 Jahre nach dem Fall der Berliner Mauer wird es mal höchste Zeit der Sache auf den Grund zu gehen und ein Resumée zu ziehen. Wer erlebte die vergangenen 20 Jahre Höhen, wer erlebte Tiefen? Der Fußball in der Region Nordost machte von 1989 bis 2009 viele Schlagzeilen. Mal waren es Hooliganschlachten, Randale und Ausschreitungen, mal waren es Lizenzentzüge, Zwangsabstiege und Skandale, mal waren es Aufstiege, Pokalfinale und Überraschungserfolge.

1. FC Union Berlin
Am Samstag sorgte ein ehemaliger DDR-Oberligist für positive Schlagzeilen. Der 1. FC Union Berlin stieg nach dem 2:0 gegen Jahn Regensburg zum zweiten Mal nach 2001 in die 2. Bundesliga auf. In den 90er Jahren hatte der Verein mehrere Male vergeblich versucht, in die 2. Liga aufzusteigen. Erst war es die vom DFB verweigerte Lizenz, dann waren es akute Geldnöte und verloren gegangene Relegationsspiele, die den Aufstieg verhinderten. Zweimal stand der Verein finanziell vor dem totalen Kollaps, zweimal konnte der 1. FC Union von Fans und Förderern gerettet werden. 2000/2001 stiegen die Eisernen aus Köpenick dann schließlich doch in die 2. Bundesliga auf. Zudem stand Union im DFB-Pokalfinale gegen Schalke 04. Zwischen 2004 und 2008 ging es noch einmal in die Oberliga und zurück. Die Fans blieben treu. Selbst in der 4. Liga konnte der Verein einen festen Stamm von rund 6.000 Fans bei den Heimspielen hinter sich wissen.

Dresden

Dynamo Dresden
Auch aus Dresden gab es am Wochenende eine gute Nachricht. Mit einem 1:0 gegen Unterhaching konnte der Klassenerhalt in der 3. Liga gesichert werden. Bis 1995 spielte Dynamo Dresden – zu DDR-Zeiten eine feste Größe in der Oberliga – in der 1. Bundesliga. Dann kam das große Fiasko. Sportlich auf dem letzten Platz und keine Lizenz für die 2. Bundesliga. Dresden musste in der neu geschaffenen Regionalliga antreten. Im Jahr 2000 stieg Dynamo Dresden sogar in die Oberliga ab. Der Tiefpunkt war erreicht. Von nun ging es Schritt für Stück wieder in obere Gefilde. Gemeinsam mit Trainer Christoph Franke stieg Dynamo 2002 wieder in die Regionalliga auf, zwei Jahre später gelang sogar der Sprung in die 2. Bundesliga. Highlight war das Spiel beim TSV 1860 München, als 20.000 Dresdener Fans ihre Mannschaft begleiteten. Sportlich ging es im Mai 2006 wieder eine Etage tiefer. Immerhin wurde in der Regionalliga die Qualifikation für die 3. Liga erreicht, in der man nun den Klassenerhalt feierte.

Hallescher FC & 1. FC Magdeburg
Der Hallesche FC gewann das Spitzenspiel in der Regionalliga Nordost gegen den SV Babelsberg 03 und kämpft weiterhin um den Aufstieg in die 3. Liga. Den Anschluss in genau dieser Regionalliga hatte der Erzrivale 1. FC Magdeburg verloren. Lange Zeiten hielten sie den Kontakt zur Tabellenspitze, doch dann vergrößerte sich der Abstand zu Kiel, Babelsberg und Halle. Lange Zeit spielte der 1. FC Magdeburg nur in Ober- und Regionalliga. Für den Europapokalsieger der Pokalsieger 1974 ist dies natürlich zu wenig. Mit dem neu gebauten Stadion möchte der 1, FC Magdeburg nun unbedingt in die 3. Liga aufsteigen, in die auch der große Konkurrent in Sachsen-Anhalt, der Hallesche FC, aufsteigen möchte. Zwischenzeitlich hatte es den HFC in die Tiefen der Verbandsliga Sachsen-Anhalt verschlagen. Noch 1991/92 hatte Halle in der 2. Bundesliga gespielt. 1995-97 und 1998-2000 mussten sich die Fans mit der 5. Liga begnügen. Nun spielt Halle in der Regionalliga eine gute Rolle und träumt von besseren Zeiten.

Loksche

1. Lokomotive Leipzig
Lok Leipzig wollte am Sonntag beim Spitzenspiel gegen den FC Meuselwitz in der Oberliga Nordost-Süd die Weichen für den Aufstieg in die Regionalliga stellen. Vor 5.000 Zuschauern im Bruno-Plache-Stadion hatte allerdings die Leipziger 0:4 gegen den Spitzenreiter verloren. Der Aufstieg kann nun wohl getrost abgehakt werden. Lok Leipzig hat eine bewegte Zeit hinter sich. In der DDR-Oberliga spielte Lokomotive Leipzig stets eine gute Rolle und war auch häufig im Europapokal vertreten. Nach dem Mauerfall wurde der Verein am 1. Juni 1991 in VfB Leipzig rück benannt. Immerhin wurde im Jahr 1903 der VfB Leipzig erster deutsche Fußballmeister. 1991/92 spielte der VfB Leipzig in der 2. Bundesliga und in der Saison 1993/94 war der VfB sogar in der 1. Bundesliga dabei und bestritt dort zwei Derbys gegen Dynamo Dresden. Nach dem sofortigen Abstieg in 2. Bundesliga folgte 1998 sogar der Abstieg in die Regionalliga Nordost. Sportlich ging es weiter bergab. Von 2000 bis 2004 spielte der VfB Leipzig in der Oberliga Nordost-Süd. Anfang 2004 wurde des Insolvenzverfahren eingeleitet, im Juli 2004 wurde der Verein aufgelöst. Es folgte eine grandiose Auferstehung aus der Asche. 2004/05 nahm der wieder neu ins Leben gerufene FC Lokomotive Leipzig in der 3. Kreisklasse (11. Liga) den Spielbetrieb auf. Lok Leipzig konnte die Fans mobilisieren. Am 9. Oktober 2004 stellte Lok einen Weltrekord auf. Gegen Eintracht Großdeuben kamen 12.421 Zuschauer ins Leipziger Zentralstadion. Mit Hilfe sportlicher Aufstiege und einer Fusion eilte der 1. FC Lokomotive Leipzig in die Oberliga Nordost-Süd und kämpft dort sicherlich auch in der Saison 2009/10 um den Aufstieg.

FC Sachsen Leipzig
Nicht nach oben, sondern nach unten geht es für den FC Sachsen Leipzig, der zu DDR-Zeiten als BSG Chemie Leipzig in der DDR-Oberliga und DDR-Liga um Punkte kämpfte. Der Club aus Leutzsch steigt sportlich aus der Regionalliga ab, und auch finanziell geht es dem Verein alles andere als gut. Eine Insolvenz steht ins Haus und es ist noch offen, in welcher Liga der FC Sachsen Leipzig in der kommenden Saison antreten wird. In der  Zeit nach dem Mauerfall gelang nie der lang ersehnte Aufstieg in die 2. Bundesliga. Mal scheiterten die Sachsen in der Qualifikationsrunde, mal wurde die Lizenz vom DFB verweigert. 2001 wurde dem FC Sachsen Leipzig gar die Lizenz für die Regionalliga entzogen. 2003 gelang die Wiederkehr, doch nur ein Jahr später stieg Sachsen Leipzig wieder in die Oberliga ab. 2008 gelang in der Relegation gegen den Greifswalder SC der Aufstieg in der Regionalliga, aus der es sich nun wieder zu verabschieden gilt.

BFC
 
BFC Dynamo
Wieder einmal den Aufstieg in die Regionalliga verpasst hat der einstige DDR-Serienmeister BFC Dynamo. Zwar spielte der BFC sportlich eine durchaus passable Saison, doch Spitzenreiter Tennis Borussia zog in der Oberliga Nordost-Nord einsam ungeschlagen seine Kreise. Der Verein gehörte Anfang der 90er Jahre sportlich betrachtet zu den Wende-Verlierern. Die Qualifikation zur 2. Bundesliga wurde verpasst. Stattdessen spielte der BFC Dynamo in der Oberliga Nordost-Nord, kurze Zeit auch in der Regionalliga und dann wieder in der Oberliga. Zwei Spielzeiten musste der BFC sogar in der damals fünftklassigen Verbandsliga Berlin antreten. Nach dem Wiederaufstieg in die Oberliga wurde immer wieder der Aufstieg in die Regionalliga angepeilt. Bleibt abzuwarten, ob die Pläne sportlich umsetzbar sind. Auf einen treuen Anhängerstamm kann sich der Verein auf jeden Fall verlassen. Wenn es darauf ankommt, stehen die BFC-Fans wie ein Mann hinter ihren Club.

FC Carl Zeiss Jena
Doch nicht der BFC Dynamo war der erfolgreichste Verein in der DDR-Oberliga, sondern der FC Carl Zeiss Jena. Zwar hatte der BFC zehn Meisterschaften in Folge geholt, doch in der Ewigen Tabelle steht Jena ganz knapp oben. Dreimal gewann Carl Zeiss Jena die DDR-Meisterschaft, neunmal wurden sie DDR-Vizemeister. 1991 begann die Zeit im gesamtdeutschen Fußball gar nicht so schlecht. Jena spielte in der 2. Bundesliga Süd. Bis 1998 – Ausnahme die Saison 1994/95 – spielte Jena in der 2. Liga. Dann ging es jedoch sportlich bergab. 1998 war ein schwarzes Jahr für den nordostdeutschen Fußball. Gemeinsam mit dem VfB Leipzig und dem FSV Zwickau stieg Jena in die Regionalliga ab.
Von 2001 bis 2005 spielte Carl Zeiss Jena gar in der Oberliga Nordost-Süd. Dann marschierte Jena direkt in die 2. Bundesliga durch. 2007/08 ging es wieder eine Etage höher in die 3. Liga, wo Jena momentan um den Klassenerhalt kämpft. Nach dem 0:0 gegen die Stuttgarter Kickers ist Jena nur einen Punkt von einem Abstiegsplatz entfernt.

Jena

FC Rot Weiß Erfurt
Der Thüringer Rivale Rot Weiß Erfurt steht dagegen im sicheren Mittelfeld der 3. Liga. In der Zeit von 1991 bis 2008 spielten die Erfurter meist recht unauffällig in den Regionalligen Nordost, Süd und Nord. Sportlicher Höhepunkt war die Zweitligasaison 2004/05, bei der im Schnitt 12.000 Zuschauer ins Steigerwaldstadion strömten.

FC Erzgebirge Aue
Stets viele Fans hinter sich weiß auch der FC Erzgebirge Aue, der zu DDR-Zeiten als BSG Wismut Aue eine gute Rolle im DDR-Fußball spielte. Ein treues Publikum kam stets in der DDR-Oberliga ins Otto-Grotewohl-Stadion und nach dem Mauerfall ins umbenannte Erzgebirgestadion. Von 1994 bis 2003 spielte Erzgebirge Aue in der Regionalliga. Von 2003 bis 2008 war Aue in der 2. Bundesliga eine feste Größe, bevor es dann eine Etage tiefer in die 3. Liga ging. Wie Erfurt hat Aue dort einen gesicherten Platz im Mittelfeld.

FCV

Viktoria Frankfurt

Betrachtet man die Ewige Tabelle der DDR-Oberliga, fällt einem auf Platz 6 der FC Vorwärts Frankfurt auf, der zu DDR-Zeiten eine gute Rolle spielte, nach der Wende jedoch als Victoria Frankfurt in der sportlichen Versenkung verschwand. Ein paar Jahre spielte Victoria Frankfurt abwechselnd in der Oberliga Nordost-Nord  und in der Verbandsliga, bevor man sich in der mittlerweile sechstklassigen Brandenburgliga festsetzte. Highlight genau dieser Brandenburgliga war das Derby zwischen dem Eisenhüttenstädter FC Stahl und dem Frankfurter FC Viktoria am 9. Mai. Doch mittlerweile zieht auch dieses Spiel kaum noch Zuschauer. Nur 210 Fans wollten den 2:0-Auswärtserfolg der Frankfurter sehen.

Energie Cottbus
Der einzige ehemalige DDR-Verein, der noch momentan erstklassig spielt, ist der FC Energie Cottbus, der um den Klassenerhalt spielt. Einige Jahre hielt Cottbus in der 1. Bundesliga das Fähnchen in der Region Nordost hoch und sorgte für einige erfreuliche Momente. In der Ewigen Tabelle der DDR-Oberliga steht Cottbus auf dem 24. Platz, noch hinter der BSG Fortschritt Meerane, der BSG Stahl Thale und dem SC Aktivist Brieske-Senftenberg. Die große sportliche Zeit kam erst nach dem Mauerfall. Die Saison 2008/09 ist bereits die sechste Bundesligasaison in der Clubgeschichte. Unvergessen auch die zwei dramatischen Aufstiegspiele zur 2. Bundesliga gegen Hannover 96 in der Saison 1996/97 und der Einzug ins DFB-Pokalfinale im selbigen Jahr.

F.C. Hansa Rostock
Lange Zeit hielt auch Hansa Rostock das Fähnchen mit im Osten hoch. Zwar stieg Rostock damals in der Saison 1991/92 nach nur einem Jahr in der 1. Bundesliga in die 2. Liga ab, doch von 1995 bis 2005 folgte eine lange Erstligazugehörigkeit. 2007/08 folgte noch einmal eine Erstligasaison. Momentan kämpft Hansa Rostock um den Klassenerhalt in der 2. Bundesliga. Nachdem die Situation bereits völlig prekär erschien, sorgte nun eine gute Serie für Hoffnung. Zuletzt erkämpften die Hanseaten ein 3:3 bei 1860 München. Zuvor gab es ein grandioses 5:1 gegen den FC Kaiserslautern vor 27.000 Zuschauern in der DKB-Arena.

Suptras

Chemnitzer FC
Nicht fehlen darf in diesem Beitrag natürlich der FC Karl-Marx-Stadt, der seit 1991 als Chemnitzer FC  zwischen den Ligen 2, 3 und 4 hin und her pendelte. Momentan kämpfen die himmelblauen Chemnitzer noch um den Klassenerhalt in der Regionalliga Nord.

FSV Zwickau
Um den Aufstieg in genau diese Regionalliga spielte diese Saison der FSV Zwickau lange Zeit gut mit, bevor der Einbruch kam und die Zwickauer ins Mittelfeld der Oberliga Nordost-Süd zurückwarf. Als BSG Sachsenring Zwickau steht der Verein in der Ewigen Tabelle der DDR-Oberliga immerhin auf dem 9. Platz. Nach der Wende spielte Zwickau zunächst in der 2. Bundesliga, dann in der Regionalliga, später in der Oberliga und in der Saison 2005/06 gar in der Landesliga Sachsen.

Stahl Riesa
Tradition verbindet. So ist das bei Stahl Riesa. Dieser Verein spielt in der Bezirksklasse Dresden Staffel 4 vor manchmal 800 Fans und steigt – wenn es weiter so gut läuft – auf. Immerhin 16 Jahre lang spielte die BSG Stahl Riesa in der DDR-Oberliga.

Stahl

Stahl Brandenburg, Senftenberg & Lok Stendal & der Rest

Auf bessere Zeiten hofft man auch bei Stahl Brandenburg, der momentan in der Landesliga Brandenburg Staffel Nord spielt.
Glückauf Brieske-Senftenberg spielt in der Landesliga Brandenburg, der 1. FC Lok Stendal in der Verbandsliga Sachsen-Anhalt. Alle anderen ehemaligen DDR-Oberligisten sind ebenfalls in den unteren Spielklassen angesiedelt oder wurden zwischenzeitlich aufgelöst.

Fotos: Marco Bertram

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