Moskitos Essen gegen Herner EV 14.02.2020

Moskitos Essen gegen Herner EV: Eishockey Klassiker am Westbahnhof

 
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Wir schreiben den 14. Februar 2020, es ist Valentinstag, aber auch „Derbytach“ im Ruhrgebiet und das bedeutet statt roter Rosen und romantischer Worte, volle körperbetonte Leidenschaft auf dem Eis und rustikale Gesänge voller Hingabe von den Rängen. Im Fußball dominierenden Ruhrgebiet ist auch Eishockey eine feste Größe und das seit Jahrzehnten, vor allem in den Städten Essen, Duisburg und Herne. Auch wenn die Klubs finanziell nicht immer „auf Rosen gebettet“ sind, locken sie doch regelmäßig eine vierstelle Zahl an Eishockeyfans in die Hallen am Westbahnhof in Essen, den Fuchbau an der Wedau oder das Eisstadion am Gysenbergpark.

Wozu braucht man eine fette Arena mit zehntausenden von Klatschpappen-Fans, wenn es doch Eishockey pur und eine klasse Atmosphäre für den schmalen Taler jede Woche vor der Haustür gibt. Man ist so tief drin in der pulsierenden lautstarken Umgebung und so dicht dran, so dass man das Eis fast schmecken kann. Zuletzt waren wir ja schon in Duisburg und vor längerer Zeit auch schon in Herne und Essen (Wiederholungsbesuche sind einfach Pflicht). Derzeit spielen die Klubs gemeinsam in der dritten Eishockeyliga (Oberliga Nord) wobei es eigentlich nur beim Herner EV in dieser Saison sportlich richtig gut läuft und man auch von der finanziellen (Lizenz) Seite schon auf die DEL 2 schaut. Das Erreichen der Playoffs scheint fast fix, auch wenn man vor dem gestrigen Derby mal wieder ein Spiel verlor. Ein sehr guter Platz zwei (hinter den Tilburg Trappers) mit 79 Punkten auf der Habenseite 24 Punkte vor den Füchsen Duisburg und satte 44 Punkte vor den Moskitos Essen zeichnet die aktuelle Saison des Teams vom Gysenberg aus.



Entsprechend mit richtig breiten Schultern reisten die Herne an den Westbahnhof, begleitet von gut 500 stimmungsvollen Fans (inkl. Fahnen, Doppelhalter, Megaphon) zum Derbyklassiker vor insgesamt 1.859 Zuschauern. Das Prestigeduell hat längst Legendenstatus geprägt von den vielen geschlagenen Schlachten auf dem Eis und emotionalen Gesängen auf den Rängen. Auch wenn es ab und zu auch außerhalb des Spielgeschehens im dunklen Umfeld des Essener Westbahnhofs oder Herner Gysenbergparks zwischen den Anhängern schon mal ab und zu rumpelte, meistens sind die Spiele nach dem Ende sehr friedlich. Zwar gibt es während der Partie reichlich wechselhaften Schmähgesang und Gepose zwischen den Fanggruppen, aber nach dem Spiel kann auch ein Bier zusammen getrunken werden. Inzwischen gibt es bei den Derbys aber eine Fantrennung mit einem etwas höheren Sicherheitsaufgebot zumindest im Stehplatzsektor. Der Sitzplatzbereich ist durchmischt, aber auch hier sind die Fans völlig tiefenentspannt auch wenn einer Mal verbal über die Stränge schlägt.



Nun zum 101. Mal Moskitos Essen gegen den Herner EV, wobei es für die Essener vor allem um einen versöhnlicheren Schlussspurt in der nicht so gut laufenden Saison geht. Ein Abstieg aus der Oberliga (21 Punkte Vorsprung auf den Letzten den Krefelder EV 81) wäre nur noch rechnerisch möglich, trotzdem sollte der Rivale nicht schon wieder punkten. Von den bisherigen drei Saisonbegegnungen konnten die Herner alle gewinnen und so hieß das Mücken Motto: „Aufgewacht, Derbytach“.

Zur Feier des Tages wurde die Moskitos-Legende Eric Legros eigens aus Kanada eingeflogen, wo er als Autoverkäufer arbeitet (er spielte von 1994 bis 1999 am Westbahnhof), um ihn auf besondere Weise zu ehren: Seine Trikotnummer (#4) wird nicht mehr bei den Essenern vergeben und sein Name auf ewig auf einem Banner unter dem Hallendach verewigt. Diese Ehre erhielten bislang die Spieler Bodo Müller-Boenigk (#3) und Radek Tóth (#21). Der Zeremonie wohnten zahlreiche Spieler der 1994er Mannschaft der Essener bei, sozusagen die allererste Mannschaft unter dem Label „Moskitos Essen“.



Das Spiel begann mit einer Dominanz der Herner im ersten Drittel, in dem aufgrund eines Überzahlspiel die Essener dann doch überraschend in Führung gehen konnten. Unterstützung erhielten die Moskitos beim Spiel vom Nachwuchsteam der Düsseldorfer EG (DEG) im Rahmen der Nachwuchs-Kooperation. Gleich fünf Spieler mit Förderlizenz (Lorer, Stähle, Wächtersheuser, Bartuli und Hegmann) unterstützten von der Bank und auf dem Eis. Diese konnten dann aber auch nicht den Ausgleich zum Ende des ersten Drittels verhindern.



Im zweiten Drittel musste man sich schon die Augen reiben, wer auf dem Feld nun David und wer Goliath war. Die Mücken hatten mehr vom Spiel, obwohl Herne recht früh mit 1:2 in Führung gehen konnte. Essen drückte und drehte das Spiel zum 3:2. Die Halle tobte, die Herne Fans wurden ruhiger. Irgendwie wirkte der Zweitplatzierte angenockt und eigentlich hätten die Moskitos höher führen müssen, aber das Glück blieb der Heimmannschaft nicht hold und Herne glich sogar noch zum 3:3 aus.

Das letzte Drittel: verkehrte Welt. War man im zweiten Drittel der Meinung, dass Essen das Spiel tatsächlich gewinnen könnte, wurde man im dritten Drittel eines besseren belehrt. Teilweise schwere Fehler und natürlich auch wenig Glück im Abschluss nutzte der Herner EV clever und ging schnell und hoch in Führung. Am Ende stand es dann insgesamt gesehen hochverdient 4:8 ((1:1/2:2/1:5)) und das Team von Gysenbergpark kann für die PlayOffs planen und geht gestärkt mit vier Derbysiegen (4/4) gegen die Moskitos in dieser Saison im Rücken in den Kampf um den Aufstieg in die DEL 2.



Am Ende bleibt festzuhalten: Dieses Spiel war die beste Werbung für den Eishockey im Ruhrgebiet. Ein schönes actionreiches Spiel, großartige aber entspannte Atmosphäre von beiden Seiten in einer tollen Halle mit bester Sicht und dazu leckeres (fettiges) Essen und alles für den schmalen Taler.

Eishockey im Ruhrgebiet fetzt - kommt rum …

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