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Eispiraten Crimmitschau vs. Bayreuth Tigers: Top Hallensprecher, proppenvoller Gästeblock

 
5.0 (5)

"Bietet die Stirn, seid zu allem bereit, am Ende siegen wir“. Warum das Ganze trotz größter Bemühungen von allen Seiten gestern in Crimmitschau nichts werden sollte und ein Besuch beim Eishockey den geneigten Fußballfan trotzdem durchaus mal zum Schwärmen bringen kann, sollen die folgenden Zeilen zumindest ansatzweise darstellen.

Um die Bedeutung der gestrigen Partie zwischen den Eispiraten Crimmitschau und den Bayreuth Tigers zu verstehen, muss man zunächst einen Blick auf die Tabelle und sich daraus ergebende Folgen werfen. Die DEL2 besteht aus 14 Mannschaften. Die Plätze 1-6 ziehen direkt in die Playoffs ein, während die Plätze 7-10 in Pre-Playoffs die zwei weiteren Teilnehmer ausspielen. Die Teams auf den letzten vier Plätzen spielen in zwei Playdown-Runden den sportlichen Absteiger aus. Während der Sieger der Playoffs aktuell aufgrund des nicht existierenden Auf- und Abstiegs zwischen DEL und DEL2 außer Ruhm und Ehre nicht viel von seinem Meistertitel hat, ist die Gefahr des Abstiegs für die Playdown-Teilnehmer umso präsenter. 

Um nicht von dieser Gefahr betroffen zu sein, muss also am Ende der Saison mindestens Platz 10 zu Buche stehen. Auf diesem standen vor dem Spiel die Eispiraten aus Crimmitschau mit 67 Punkten. Die Gäste aus Bayreuth lagen zwei Punkte dahinter auf Rang 11.

Mit einem Sieg hätten die Sachsen gestern den Abstand auf fünf Punkte erhöhen können, was bei zwei noch ausstehenden Spielen eine gute Ausgangsposition im Kampf um den Klassenerhalt und damit auch den Einzug in die Pre-Playoffs bedeutet hätte. Mit einer Niederlage wäre man selbst auf Platz 11 abgerutscht. 

Um ihrer Mannschaft diese Situation bewusst zu machen und diese nochmal auf das wichtige Spiel einzuschwören, startete die kleine aber feine Fanszene der Eispiraten einen Aufruf zum Besuch des Abschlusstrainings. Diesem Aufruf folgten letztendlich etwa 60 Fans. Dem Aufruf "ALLE IN DEN SAHN! ALLE FÜR DIE PRE-PLAYOFFS!" folgten letztendlich 3.152 Zuschauer, darunter ein proppenvoller Gästeblock.

Bevor das Spiel losging, hatte noch der Stadionsprecher seinen Auftritt. Während ich mich beim Fußball oft über diese (über)motivierten Stadionsprecher aufrege, wozu unter anderem auch der meines eigenen Vereins gehört, muss man den Crimmitschau einfach feiern. Zum Einen passt es einfach zum Verein, dem Stadion und allem Drumherum. Zum Anderen scheint es auch bei den Leuten gut anzukommen. Vor besonderen Spielen, wie zuletzt im Derby gegen Dresden schmettert er gerne mal voller Inbrunst den Spruch "Unser Stadion! Unsere Regeln!" in das Rund, bevor er gemeinsam mit den Fans zum lautstarken "Heja! Heja! ETC!" ansetzt, das einem auch wenn man mittlerweile öfter dort war, immer wieder einen kurzen Gänsehautmoment beschert.

Da ich jetzt nicht der größte Experte in Sachen Eishockey bin, möge man mir eventuelle Fehleinschätzungen in Bezug auf das Spielgeschehen verzeihen. Im Grunde lässt sich aber zusammenfassen, dass die Gastgeber zwar bemüht waren, sich aber vor allem in der Offensive das Leben aber selbst unnötig schwer gemacht haben. Die Gäste aus Bayreuth hingegen schafften es immer wieder zu für sie günstigen Zeitpunkten die richtigen Antworten zu liefern. 

Begonnen hatte im Prinzip alles mit einer Strafzeit, die die Eispiraten schon in der 1. Minute kassierten. An deren Ende stellten die Gäste mit einem Überzahltor auf 0:1. Bereits eine Minute später klingelte es erneut auf der falschen Seite und so stand es nach nicht einmal vier Minuten bereits 0:2. Nach einer frühen Auszeit kam dann wieder etwas Ruhe ins Spiel, wobei die Angriffe entweder nicht zielstrebig genug wirkten oder einfach Pech dabei war. Kurz vor Ende des 1. Drittels stellte Bayreuth noch auf 0:3. Was beim Fußball quasi eine Vorentscheidung darstellt, ist beim Eishockey durchaus noch machbar. So kam dann auch Hoffnung auf, als das 1:3 bzw. im weiteren Verlauf des 2. Drittels der Anschlusstreffer zum 2:4 erzielt wurde. 

Doch wie oben schon erwähnt, hatte Bayreuth immer die passende Antwort. Während auf Heimseite die Lautstärkekurve wieder nach oben zeigte, war von der anfänglichen Lautstärke des Gästeblocks erstmal nicht mehr viel zu hören. Als dann jedoch das 2:5 fiel und Crimmitschau kurz darauf noch einen Penalty vergab, war der Drops irgendwie gelutscht und irgendwie machten alle einen reichlich bedienten Eindruck. Ein verzweifeltes "Wir wollen euch kämpfen sehen!" begleitete nun die Mannschaft der Eispiraten in die Kabine, während die Fans der Bayreuth Tigers die komplette Drittelpause mit "Wieder alles im Griff auf dem sinkenden Schiff" durchfeierten.

Die letzten 20 Minuten waren dann geprägt von viel Unruhe auf dem Eis, in deren Folge sich plötzlich drei Spieler der Eispiraten auf der Strafbank wiederfanden. Immerhin konnten zu dem Zeitpunkt auch erfahrene Eishockey-Fans den einen oder anderen Pfiff des teilweise nicht wirklich souverän wirkenden Unparteiischen nicht ganz nachvollziehen, was mich zumindest in dieser Hinsicht ein bisschen beruhigte. Am Ende stand ein 2:6 auf der Anzeigetafel und das Stadion leerte sich, vom Gästeblock einmal abgesehen, ungewohnt schnell. 

Die Folge der Niederlage ist wie oben beschrieben Platz 11. Da auch Dresden verloren hat, sind die Plätze 9 und 10 nur einen Punkt entfernt. Kein Ding der Unmöglichkeit, auch wenn man mit den Spielen gegen den Tabellenzweiten Weißwasser und Tabellenführer Frankfurt ein undankbares und vor allem anspruchsvolles Restprogramm zu absolvieren hat.

Als Fußballfan ist man vielleicht geneigt, eine eher kleine Fangruppe wie die in Crimmitschau mit einem Schmunzeln zu betrachten. Dennoch haben die Fans dort schon einige Kraftakte hingelegt, nicht zuletzt beispielsweise einen in Eigenregie organisierten Sonderzug nach Deggendorf Ende letzten Jahres. Für die nächsten beiden Spiele bleibt also zu wünschen, dass die Mannschaft einen ähnlichen Tatendrang an den Tag legt, wie die Fans. Und wenn es dann vielleicht doch mal aussichtslos erscheinen mag oder nicht ganz so läuft, gilt es einen Satz umzusetzen, den man vor jedem Heimspiel im Sahn zu hören bekommt: "Eispiraten ergeben sich niemals!“

Fotos: Mia B, Marco S

> zur turus-Fotostrecke: Impressionen vom Eishockey

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