Jakobsweg: Von Bochum nach Santiago

In Westfalen findet der erste durchgehende Jakobspilgerweg von
Osnabrück über Münster und Dortmund nach Wuppertal große Resonanz.
Jetzt bereitet der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) den zweiten
Weg von Höxter über Brakel, über Bad Driburg, Paderborn, Geseke, Soest,
Werl, Unna und Dortmund bis nach Bochum vor.

Projektleiterin Ulrike Spichal wandert die Wege jeweils persönlich ab. "Der erste Weg der Jakobspilger ist das Ergebnis siebenjähriger Forschung unserer Altertumskommission für Westfalen", so Dr. Wolfgang Kirsch, Direktor des LWL, der das bisher 300.000 Euro teure Projekt finanziert. Der LWL werde die Erforschung und Auszeichnung der weiteren Jakobswege in Westfalen mit weiteren 300.000 Euro unterstützen.

Die Strecke aus dem Kreis Höxter nach Bochum soll voraussichtlich Ende 2009 oder Anfang 2010 eröffnet werden, dann stehen Strecken von Minden über Bielefeld nach Lippstadt (2011) und von Warendorf über Münster und Coesfeld an den Niederrhein (2013) an. Das Projekt rekonstruiert die mittelalterlichen Wege und die Spuren der Jakobspilger in Westfalen möglichst genau, wie Spichal erläutert: "Es gab für die Pilger in Westfalen und anderswo keine eigenen Wege, im Gegenteil: Sie suchten aus Angst vor Überfällen stark frequentierte, bekannte Trassen.

Die Pilgerfahrt zum Grab des Apostels Jakobus des Älteren im über 2.000 Kilometer entfernten nordspanischen Santiago de Compostela hat eine Tradition, die bis ins Mittelalter zurückgeht. Man versprach sich die Heilung von Körper und Seele als Lohn für den Besuch der Kultstätte.

Aus ganz Europa kamen Pilger, Männer und Frauen aus allen Schichten, nach Spanien, zu Fuß, zu Pferd oder mit dem Schiff. Als Beleg und Erkennungszeichen diente die Jakobsmuschel, die jeder Pilger in Santiago erstehen konnte und deutlich sichtbar an der Kleidung oder Umhängetasche trug.

Seit einigen Jahren erlebt die Pilgerfahrt eine Renaissance, nicht erst, seit TV-Stars wie Hape Kerkeling sich auf den Weg machten: 2007 zählte man in Santiago 114.000 registrierte Pilger, davon jeder Achte aus Deutschland. Bereits 1987 hatte der Europarat dazu aufgerufen, die Jakobspilgerwege in Europa zu erforschen. 1993 erklärte die UNESCO den Weg zum Weltkulturerbe.

Über Jakobspilger, die aus Westfalen stammen, sei nur wenig bekannt, so die Forscherin. Bekanntester westfälischer Pilger ist Bischof Anno aus Minden, der sich 1174/75 auf den Weg nach Santiago de Compostela machte, das damals als Pilgerort gleichrangig neben Rom und Jerusalem stand.

Im Mittelalter war die Verurteilung eines Verbrechers zu einer Pilgerreise eine anerkannte Strafmaßnahme. "Bettler, Räuber und Steuerhinterzieher im Pilgergewand haben zusammen mit den Strafpilgern die Pilgerfahrt im Laufe der Zeit in Verruf gebracht. Jakobsbrüder wurden vielerorts mit Gesindel gleichgestellt", erläutert Spichal. Für mittellose Menschen war jedoch eine Pilgerreise oft die einzige Möglichkeit, die Heimat zu verlassen. Wohlhabende konnten das Pilgern auch delegieren und einen Berufspilger mieten.

Hier Mitdiskutieren:
Reise-Community: Jakobsweg in Westfalen

Weitere Infos:
www.lwl.org

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