Grünes Band erleben

Viele haben sich vor knapp zwanzig Jahren zu Fuß auf den Weg gemacht –
auf den Weg über die Grenze. Plötzlich gab es viele Namen für die
einstige innerdeutsche Grenze: Mauer, Todesstreifen, Eiserner Vorhang,
verharmlosend auch einfach Reisebeschränkung.

Und jetzt wird diese einstige innerdeutsche Grenze zum „Grünen Band“.

In Thüringen zu einer Modellregion mit einer einzigartigen Projektidee und länderübergreifenden Zusammenarbeit: drei Naturparke in Thüringen und Bayern sowie Tourismusexperten kooperieren unter dem Motto „Das Grüne Band (inter-)aktiv erleben“.

24-660-kleinIhnen allen geht es vor allem um das DAZWISCHEN. Just um diese „Spalte“, die früher gut bewacht war – teils auch mit Hunden oder gar vermint. Ja, genau um diesen Todesstreifen alias Grünes Band geht in einem neuen Projekt: Gemeinsam mit dem Frankenwald und dem Thüringer Schiefergebirge ist es dem Thüringer Wald gelungen, sich als eines von drei Modellgebieten für das Bundesprojekt „Erlebnis Grünes Band“ zu qualifizieren.

Dieses Entwicklungs- und Erprobungs-Vorhaben wird vom Bundesamt für Naturschutz (BfN) mit Geld des Bundesumweltministeriums gefördert. Träger des länderübergreifenden Projektes ist der Regionalverbund Thüringer Wald e. V.

Als Modellgebiete für das Projekt „Erlebnis Grünes Band“ wurden drei Regionen ausgewählt: Elbe-Altmark-Wendland, der Harz und Thüringer Wald/Thüringer Schiefergebirge/Frankenwald. Mit dem Jubiläum „20 Jahre Fall des Eisernen Vorhangs“ im Jahr 2009 wird es ein zentraler Baustein der nationalen wie internationalen Tourismuswerbung für das Urlaubsland Deutschland werden.

Deshalb soll das so genannte Grüne Band binnen der kommenden drei Jahre zwischen Mödlareuth, dem geteilten Dorf (Saale-Orla-Kreis und Landkreis Hof), im Osten bis Stockheim (Landkreis Kronach) und Neuhaus-Schierschnitz (Landkreis Sonneberg) im Westen unter landschaftspflegerischen Gesichtspunkten sowie nachhaltig touristisch aufgewertet werden. Dieses Dazwischen ist einer der wertvollsten deutschen Naturräume und dessen größter Biotopverbund mit einer gesamtdeutschen Ausdehnung von 1.393 Kilometer.

Das neue Vorhaben ist Resultat vorangegangener Kooperation oder historischer Beziehungen zwischen den Gebieten: beispielsweise Euregio mobil, Rennsteigals länderübergreifender Fernwanderweg, Anschluss des Frankenwaldes an das ThüringerInformations- und Reservierungssystem, Thüringisch-Fränkische Schieferstraße, Bier- und
Burgenstraße…

In der Projektregion liegen drei naturschutzfachliche Schwerpunktgebiete, zwei darunter mit landesweiter und einer mit bundesweiter Bedeutung: Tettautal bis Lauenstein, Zwergstrauchheiden östlich von Reichenbach sowie das Fränkisch-thüringische Moschwitztal bis Saaletal bei Hirschberg.

Allerdings wurde dem einstigen Todesstreifen nur punktuell Bedeutung beigemessen und verbuschte so zunehmend. Die Sukzession ist zwischen Stockheim und Mödlareuth unterschiedlich fortgeschritten. An manchen Orten gab es Tiefenpflügarbeiten oder Detektorsuchen, um die Minengefahr zu minimieren, an anderen Orten wurden reine Landschaftspflegearbeiten unternommen, um Lebensräume und Artvorkommen zu erhalten und an dritten wurde der Ausbau von Infopunkten forciert wie das Grenzlandmuseum Mödlareuth im Saale-Orla-Kreis oder die Pflege der Grenzsteine am Rennsteig.

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Jetzt sollen all diese Maßnahmen koordiniert und miteinander kombiniert werden. So sollen bis 2009 neue touristische Angebote mit Audio-Guides geschaffen werden: so zusagen interaktive Erlebnistouren entlang der einstigen innerdeutschen Grenze. Zeitzeugen werden ebenfalls als authentische Erzähler dramaturgisch mit in Szene gesetzt. Besonderen Stellenwert werden die bereits vorhanden „points of interest“ wie das Wasserschloss in Mitwitz und das Deutsch-Deutsche Museum in Mödlareuth einnehmen. Und weitere Orte werden aufgrund ihrer historischen Entwicklung während des Projektes aufgewertet: zum Beispiel der Schieferlehrpfad von Probstzella über Lehesten nach Ludwigsstadt. Auf dieser Tour kann auch das Grenzgeschehen nachempfunden werden: mit dem Grenzturm auf dem Hopfberg, mit der „Agentenschleuse“ – ein Tor im ehemaligen Grenzzaun –, und im Schieferpark Lehesten aufgrund der Erzählungen über den „Kleinen Grenzverkehr“.

Es werden durch alle drei Naturparke neue Angebote zum Wandern, Radwandern und Wasserwandern konzipiert. Dazu wurden bislang vier Teilbereiche benannt: Sonneberg – Stockheim unter dem Motto „Schwarzes Gold und Natur am Grünen Band“, Probstzella – Ludwigsstadt – Lehesten unter „Auf den Spuren des blauen Goldes am Grünen Band“, Blankenstein – Lichtenberg – Rudolfstein – Hirschberg unter „Ein Fenster in die (Erd-)Geschichte am blauen Grünen Band“ sowie Wasserwandern auf der Saale bei Blankenstein – Lichtenberg – Rudolfstein – Hirschberg unter „Das andere Grenzerlebnis“.

Selbst neue Mountainbikestrecken mit Ausschilderung sind geplant.So müssen bis 2009 etwa zweihundert Kilometer Wanderwege und 150 Kilometer Radwege zusätzlich markiert werden. Die Wanderrouten werden als Rundwanderwege angelegt. Die Radrouten umfassen dabei Rundtouren, aber auch Streckenverläufe entlang des Grünen Bandes in voraussichtlich zwei Varianten. Zugleich sollen gewisse Strecken ebenso barrierefrei für Menschen mit Handicap realisiert werden. Und auch die Einarbeitung in ein GPS-gestütztes Orientierungssystem ist vorgesehen.Zudem gibt es Überlegungen über Umweltbildungsprogramme wie Work-Camps für Schüler und Weiterbildungsangebote für zertifizierte Natur- und Landschaftsführer.
Die Zielgruppen sollen nationaler und internationaler Herkunft sein und sich aus Schülern, Studenten, Erwachsenen, „Naturtouristen“, fachlich interessierten Gruppen sowie anderen Interessierten zusammensetzen.

www.thueringer-wald.com

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