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Entlang der (DDR-)Ostseeküste Teil 2: Von weißen Perlen und Geisterwäldern

 
5.0 (3)

Irgendwann kreuzte ich mal den Ground in Kühlungsborn und empfand das unter dem Tribünendach bei strahlendem Juni-Sonnenschein extrem entspannend. Der nächste Ground lockte, weshalb außer der „dicken Molly“ touristisch nichts in den Erinnerungen blieb bzw. ich dafür auch nichts tat, dass es in den Erinnerungen verbleiben konnte. Die Lust auf das angepriesene Eis – eine Auswahl aus 50 Sorten oder so – und die Gewissheit, dass es noch einen zweiten Sportplatz in Kühlungsborn gibt, machten einen zweiten Reiseantritt wahrscheinlich. Heute gab es keinen Fußball, weshalb sich voll auf das Touristische konzentriert werden konnte.

Der gehobene Stil fällt sofort auf. Es gibt keinen Kitsch wie an der polnischen Ostsee. Viel älteres Publikum. Von einem Sprachgewirr kann nicht gesprochen werden mit Ausnahme der Brocken Sächsisch, obwohl Strand, Promenade und touristische Attraktionen und Einkaufsmeilen ziemlich gut frequentiert sind. Parkplätze sind wieder knapp, aber es gibt sogar „Kurzzeitparkplätze“ für eine volle Stunde. Das reichte für einen Einblick vollkommen aus. Nach 100 m beginnt auch schon die Urlaubswelt. Alles ist gepflegt und an jeder Ecke sollen Souvenirs an die Frau oder den Mann gebracht werden. Hier eine Pizzeria, dort die nächste. Ohne Fischbrötchen geht niemand – außer Vegetarier. Die Preise können sich sehen lassen. Ein paar Cent teurer sind die Leckerbissen schon, aber alles noch im Rahmen und keine Abzocke. Sogar die Kugel Eis kostet nur 10 Cent mehr als bei uns. Die Größe der Kugeln ist fair. 

 

Dann stehe ich an der Seebrücke. Zur Linken gibt es den obligatorischen Kurtaxe-Automaten und einen Beobachtungsturm der DDR-Grenztruppen. Gegen einen kleinen Obolus kann das Relikt sogar besucht werden. Wer den Berliner Nähe Anhalter Bahnhof schon besucht hat, der braucht diesen nicht unbedingt mehr besteigen. Na gut, man kann hier etwas weiter aufs Meer schauen. Der Strand ist heut voll. Überall stehen die kultigen Strandkörbe. Im Wasser sind allerdings kaum Leute, obwohl das Thermometer angenehme 20 °C anzeigt. Das war bisher das gewöhnliche Bild. Die Leute liegen lieber am Strand. Abends sieht es etwas anders aus. Am Fuße der Hotelriesen flimmert ein Film an der Leinwand, die Richtung Ostsee zeigt. „Kino am Strand“ heißt die Idee.

 

Weiter geht die Fahrt nach Heiligendamm. Gute fünf Kilometer asphaltierter Waldweg trennen Kühlungsborn und Heiligendamm. In Greifswald studierte eine aus dem hardcore-Bereich der Lostplace-Szene, die mir die Perlenkette von Heiligendamm wärmstens ans Herz legte. Mittlerweile sind die weißen Villen alle verkauft. Diese und weitere eindrucksvolle Objekte gaben Heiligendamm den Namen „Weiße Stadt am Meer“. Der Ort ist seit 1793 Seebad – sogar das erste Seebad in Deutschland. Auch hier gibt es eine Seebrücke, von der man sich das Ausmaß des Prunks ansehen kann. Dementsprechend gestaltet sich auch das Publikum, das per elektronischen Karten Zutritt zu den Hotelzugängen erhält. Natürlich muss man auch hier Kurtaxe zahlen. Dafür bekommen Touristen aber viel zu sehen: spektakuläre weiße Bauwerke, einen netten Kurpark und einen ausgesprochen sauberen Strand. Die Parkgebühren sind dabei erstaunlich erschwinglich. Wer viel Kohle hat, kann sie locker für Designer-Klamotten und ähnliche Kunstobjekte ausgeben.

 

Einen Katzensprung von Heiligendamm ist der Gespensterwald von Nienhagen entfernt. Natürlich gibt es hier keine Geister. Der Name rührt vom klimatypischen Wuchs der Bäume. Bei Nebel kann das hier schon unheimlich wirken. Beim heutigen Sonnenschein sieht alles nett aus. Die Sicht ist gut. Der Strand hat leider relativ wenige Zugänge. Etwas Acht sollte man auch die steilen Abhänge nehmen. Ein Besuch lohnt sich für Badefreunde, Wanderer, Fahrradfahrer, Naturfotografen und bestimmt für viele mehr. Ein nettes Fleckchen Erde. Unberührt von Imbissbuden, Krachmusik und sonstigem Klimbim. Die Anbindung gestaltet sich etwas umständlich. Im Ort gibt es einen kostenlosen Parkplatz. Danach sind 20 Minuten Spaziergang zu bewältigen. Aber, es lohnt sich!

Fotos: Michael

> zur turus-Fotostrecke: Impressionen von der Ostseeküste

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  • Mecklenburg-Vorpommern

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Hallo Michael,

wird Rügen auch behandelt?

VG Steffi
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