Von Orle nach Orle: Mit der Eisenbahn durch das Riesengebirge

 
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23 Jahre ist es her, als es von Jelenia Góra aus auf dem Schienenweg nach Karpacz ging. Mit Rucksack und Zelt wanderten wir zu zweit im Mai 1995 durch das Riesengebirge. Zuerst durch den polnischen, im Anschluss durch den tschechischen Teil. Die Zugfahrt nach Karpacz hatte sich eingeprägt. Dampfend zog die Lok die Waggons durch die Berge. Leider wurde im Jahr 2000 der Abschnitt Mysłakowice - Karpacz stillgelegt. Glücklicherweise wurden die Gleise noch nicht entfernt, denn seit 2016 gibt es Planungen, die Strecke zusammen mit dem Abschnitt Jelenia Góra - Kowary der Bahnstrecke Jelenia Góra - Kamienna Góra wieder in Betrieb zu nehmen. Die Bahn ist wieder im Kommen. Wenn auch nur punktuell. Dass es sich lohnen könnte, Zugstrecken wieder zu reaktivieren, zeigt sich unter anderen an der Verbindung von Jelenia Góra nach Liberec. Vorbei an herrlichen Landschaften ist es möglich, mit einmal Umsteigen von der polnischen zur tschechischen Seite des Riesengebirges bzw. Isergebirges zu reisen.

Wie es sich mit diesen Regionalzügen reist, wurde kürzlich im Rahmen eines Tagesausfluges getestet. Während ich persönlich die Bahnstrecke Görlitz - Jelenia Góra mehrmals im Jahr nutze, hatte ich die Strecke in Richtung Tschechien zuvor noch nicht genutzt. Am Bahnhof Jelenia Góra Orle hieß es Einsteigen in den gelb-weißen Regionalzug nach Szklarska Poręba Gorna. Die Wagen waren recht gut gefüllt, und nun hieß es die beiden kleinen Kinder bei Laune zu halten. Kein Problem, denn W-Lan ist gratis verfügbar, so dass zumindest der zweijährige Mini mal kurz ein Filmchen von Reksio oder Lolek & Bolek schauen konnte. 

In Szklarska Poręba Gorna gibt es im Regelfall direkten Anschluss an den hellblau lackierten Zug nach Liberec, der von der tschechischen Bahn betrieben wird. Als Umsteigezeit hat man zirka eine Viertelstunde, so dass man kurz den Bahnhof und die steile Felswand bestaunen kann. Zwischen den Bahnhöfen Szklarska Poręba-Jakuszyce und Harrachov wird die polnisch-tschechische Grenze passiert. Weiter geht es dann über Tanvald und Jablonec nad Nisou nach Liberec. In unserem Fall stiegen wir jedoch bereits in Szklarska Poręba-Jakuszyce aus, um eine kleine Wanderung zu starten.

Am dortigen Bahnhof wäre es problemlos möglich, ein Mountainbike der Wahl zu mieten. Wir nutzten indes die Füße, um den befestigten Weg zur Berghütte Orle zurückzulegen. Sicherlich gibt es im Riesengebirge reizvollere Pfade, doch wer mit kleinen Kindern eine machbare 15-km-Runde drehen möchte, dem sei diese Tour durchaus zu empfehlen. Ist das Ziel erst einmal erreicht, dürften Jung und Alt begeistert sein. Staunend wird man beim ersten Mal das Hauptgebäude von Orle betrachten. Ein wenig fühlt man sich nach Schottland versetzt. Ja, man ist erst einmal baff. 

Einst war Orle, an der Grenze zwischen Riesengebirge und Isergebirge gelegen, eine wichtige Glasmacher-Siedlung. Die von der Siedlung übrig gebliebenen Gebäude werden in der Gegenwart ausschließlich touristisch genutzt. Im Winter kommen zahlreiche Skifahrer vorbei, im Sommerhalbjahr sind es Wanderer, Jogger und Mountainbiker, die dort Halt machen und sich mit Speis und Trank versorgen. An einem Stand ist in der Regel ein Grill aufgebaut. Im Hauptgebäude selbst können die restlichen Speisen erworben werden. Urgemütlich! Dies trifft es wohl man besten. Stundenlang könnte man sich im Haus all die historischen Fotos und Gegenstände anschauen.

Von Orle aus können verschiedene Abstecher gemacht werden. Je nachdem, ob man gut zu Fuß ist und was die Minis dazu sagen. In unserem Fall wurde noch hier und dort gewuselt. Vor allem der kleine vorbeifließende Bach hatte eine magnetische Wirkung. Ausgetobt und ausgelaugt - auf dem Rückweg landeten beide Kinder abwechselnd auf der Schulter. Sport frei! Wichtig: Im Vorfeld sollte man sich die Abfahrtzeiten am Bahnhof Szklarska Poręba-Jakuszyce anschauen, um unnötige Wartezeiten zu vermeiden. Dieser Bahnhof ist eher ein Haltepunkt, der nicht dazu einlädt, dort anderthalb Stunden zu sitzen. Angenehm: Auch auf der Rückfahrt nach Jelenia Góra funktioniert der Anschluss in Szklarska Poręba Gorna perfekt. Was will man mehr?!

Fotos: Marco Bertram

> zur turus-Fotostrecke: Polen

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