Tbilisi, Batumi und Kazbegi: eine Reise durchs wilde Georgien

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K Updated 03 August 2017
Tbilisi, Batumi und Kazbegi: eine Reise durchs wilde Georgien

Weltreisender und turus.net Autor "kalleman" berichtet im folgenden Reisebericht über seine abenteuerliche Reise durch Georgien: Viel zu früh nähert sich unser Flugzeug Tbilisi, der Hauptstadt Georgiens. Mitternacht ist längst vorbei, nur gelegentlich erkennt man ein Lichtermeer. Die Nebeldecke, welche über Tbilisi liegt, ist einfach zu dick. Die Piste, welche von der Landebahn zum topmodernen, nagelneuen Flughafengebäude führt, ist ziemlich holprig. Die Passkontrolle bringen wir schnell und erstaunlich unkompliziert hinter uns und kurz nach ein Uhr früh am morgen verlassen wir das Flughafengebäude.

Gleich gegenüber steht der futuristisch aussehende Flughafenbahnhof und in wenigen Minuten fährt auch ein Zug in die Stadt und den nehmen wir – wir sind zu zweit unterwegs. Obwohl dieser Bahnhof einen schmucken Schalter beherbergt, müssen die Fahrkarten in der Mitte des breiten, bequemen Eisenbahnwagens gekauft werden. Eine Frau verkauft dort mit ihrem Sohn die Tickets. Eine Uniform trägt sie nicht.

Vom Zug aus lassen wir die ersten Eindrücke von Tbilisi auf uns wirken. Sie wirkt einladend, hügelig. Schöne alte beleuchtete Kirchen und Festungen sind sichtbar, ein hässlicher Fernsehturm leuchtet von einem Hügel in diversen Lichtmustern in die Nacht. Wir entscheiden uns aber, Tbilisi vorerst einmal zu verlassen und in Batumi die Reise einklingen zu lassen und so suchen wir im äusserst hässlichen Bahnhof der georgischen Hauptstadt einen offenen Schalter und tatsächlich wir finden einen in einer schönen Halle und kaufen das Billet. Die Verkäuferin kann englisch.

Am Bahnhof könnte man leicht den Eindruck bekommen, dass Reisen in Georgien ein Ding der Unmöglichkeit werden könnte. Diese georgische Schrift lässt nicht einmal im Ansatz erkennen, was hier stehen könnte und englische Schriftzeichen sucht man am Bahnhof vergebens. Unsere Sorge wird sich als unbegründet erweisen. Alle jungen Leute sprechen ziemlich gut englisch, selbst in den Dörfern dürften sich immer englisch sprechende Menschen finden lassen und nicht so selten können manche auch Deutsch. Russisch ist selbstverständlich weit verbreitet. Speisekarten stehen zumeist auch auf Englisch zur Verfügung. Das Reisen erwies sich eigentlich als sehr einfach.

Unser Zug nach Batumi fährt um 8.35 Uhr ab, also in rund fünfeinhalb Stunden und so wagen wir uns etwas aus dem Bahnhof, vielleicht finden wir ja ein günstiges Hotel. Die Umgebung des Bahnhofs wirkt verlassen, weit und breit ist kein Hotel sichtbar. Nur noch die zahlreich vorhandenen Spielhöllen haben geöffnet. So entscheiden wir uns, zum Bahnhof zurückzukehren um uns dort aufs Ohr zu hauen. Der ist aber mittlerweile geschlossen. So suchen wir uns einen geschützten Ort und legen uns vor dem Bahnhof schlafen. Es wird eine ziemlich kalte Nacht.

Der Morgenzug nach Batumi ist die einzig nennenswerte Bahnverbindung, welche am Vormittag den Bahnhof Tbilisi verlässt, dennoch bleibt das schöne Café in der Schalterhalle des Bahnhof geschlossen, wie auch das Restaurant. Wir haben auch keine Ahnung, von wo unser Zug abfahren soll und schauen uns verdutzt an, als in Gleis 1, wo eine grosse Menschenmenge wartet, ein relativ kurzes, aber topmodernes Züglein eingeschoben wird. Wohin der fährt, lässt sich nicht herausfinden, es ist diese Schrift, die das nicht zulässt. Statt junge Menschen in Englisch um Hilfe zu bitten – noch wissen wir nicht, dass die es können – probieren wir es mit unseren drei Wörtern russisch und fragen alte Leute und das klappt gar nicht. Schliesslich bekommen wir doch noch eine Bestätigung und betreten erstaunt den Zug, noch erstaunter, dass diese ganze Menschenmasse offenbar problemlos in diesem kurzen Zug platz hat. Wir legen uns schlafen.
Badeferien in Batumi

Der funkelnagelneue Bahnhof von Batumi bleibt uns ein Rätsel. Er ist nun nicht mehr im Zentrum der Stadt, sondern fünf Kilometer ausserhalb und besteht nur aus einem Gleis und natürlich einem futuristisch anmutenden Gebäude. Mir gefällt diese geschwungene neue Architektur, in der zahlreiche neue Bauten in Tbilisi und Batumi gebaut werden. Aber aus welchem funktionalem Grund hier ein Zug enden soll, bleibt uns ein Rätsel. Viele sind eh nicht mehr im Zug, denn wie es scheint, ist ein kleiner Ort kurz vor Batumi die Top-Destination für georgische Badeferien. Batumi selbst hat ziemlich heruntergekommene Gegenden und schön renovierte Häuserzeilen. Offenbar ist Batumi erst seit wenigen Jahren die neue Schwarzmeer-Ferienmetropole der kaukasischen Länder. Seit Georgier, Armenier und Aseris die Feriendestinationen in Abchasien, der Ukraine und Russland nicht mehr oder nur noch auf beschwerlichen Wegen erreichen können, ist Batumi zur neuen Nummer eins aufgestiegen und nun holt diese Stadt auf. Es wird gebaut und gebaut und gebaut und die Strandpromenade muss sich keinem Vergleich scheuen. Für uns ist der Strand aber ungewohnt. Steine statt Sand säumen die Küste, das Wasser ist flach und ruhig, keine Welle zu sehen, dafür schmeckt es auch nur leicht salzig. Die zahlreichen Frauen hier haben beinahe ausnahmslos makellose Körper. Uns fallen auch ihre grossen dunklen Augen auf und eine spezielle Nasenform. Am Abend geniessen wir noch ein paar Bierchen und registrieren erstaunt, dass viele Frauen ohne Männer unterwegs sind, in Kneipen sitzen, flanieren etc.

Viele Wassermelonen gibt es in Georgien, ansonsten sehen wir nicht allzu viel von einheimischer Landwirtschaft. Einen Apfel aus Argentinien essen wir noch. Es ist das Land für Fleisch- und Käseesser, Gemüseliebhaber kommen nicht auf ihre Kosten. Meinem esstechnisch eher etwas heiklen Mitreisenden machte diese Küche grosse Mühe, ich fand sie eigentlich ganz lecker.