Abenteuer Südamerika: Von Guyana nach Suriname

K Updated 03 August 2017
Abenteuer Südamerika: Von Guyana nach Suriname

Google Maps kennt keine direkte Route zwischen Georgetown der Hauptstadt von Guyana und Paramibo der Hauptstadt von Suriname. Das bedeutet aber nicht, das es keine Verbindung zwischen den beiden südamerikanischen Staaten gibt. Weltreisender und turus.net Autor "kalleman" berichtet im folgenden Reisebericht über eine abenteuerliche Route von Guyana nach Suriname und leider wieder zurück.

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Ich sitze in der Sheriff-Bar an der berühmt berüchtigten Sheriff-Street in Georgetown, weitab vom Zentrum. Hier soll der heisseste Ausgang der Karibik stattfinden. Heute, am Freitag, jedenfalls nicht, ich bin der einzige Gast. Drei Kellnerinnen stehen mir zur Verfügung. Jeder, der in die Sheriff-Bar will, muss sich von einem Metalldetektor abtasten lassen, denn in Guyana gibt es viele Schusswaffen und manchmal – glaubt man den Geschichten – werden sie zu späterer Stunde auch benutzt. Daher steht am Eingang noch ein Mann mit einem Metalldetektor in der Hand. Zu tun hat auch er nichts. Eigentlich wäre diese Bar gar nicht schlecht, wenn nur etwas los wäre. In der Kneipe gegenüber feiern ziemlich viele Leute, aber ich wage mich nicht hin. Denn obwohl ich während meiner ganzen Zeit in Georgetown keinerlei Schwierigkeiten erlebt habe, fühle ich mich in dieser Stadt nicht allzu sicher. Die vielen Obdachlosen, die in den Grünanlagen und in den Strassen liegen, die vielen verwahrlost wirkenden Menschen und die zahlreichen Warnungen der Taxifahrer, dass man auf sich Acht geben sollte, geben einem nicht gerade ein Gefühl der Sicherheit.

Ich sitze also an der Bar und probiere sämtliche Biersorten. Unglücklicherweise gibt es nur kleine Flaschen, nicht ganz billig und das Bier hier schmeckt scheusslich mit Ausnahme des Banks premium. Schliesslich werde ich hungrig und möchte ein guyanisches Gericht und so sitze ich vor einem Teller mit Reis, Minze und Hackfleisch. Die rote Sauce hielt ich irrtümlich für Ketchup, es schnürt mir fast die Luft ab, ich bekomme Schluckauf. Man ist das scharf.

Georgetown ist eigentlich eine Stadt, in die man sich sofort verlieben könnte. Überall stehen schöne Holzhäuser, die Menschen sind freundlich. Die grösste Holzkirche der Welt steht hier und der Stabroek Market ist ein wunderschönes Gebäude. Das gewaltige, wunderschöne Justizgebäude sieht noch genauso aus, wie zur viktorianischen Zeit, als es gebaut wurde. Die Menschen haben einen spannenden Mix: Inder, Afrikaner, Chinesen. Ich weiss nicht, ob sich seit der Kolonialzeit in Georgetown viel geändert hat, ich jedenfalls habe das Gefühl, ins Jahr 1850 zurückversetzt geworden zu sein, wenn man mal über die Autos hinwegsieht. Ins Auge sticht mir vor allem der Dresscode vor Schulen und Kneipen. „No shorts, no slippers“ etc. Zumindest in den Kneipen interessiert das jedoch niemanden mehr. Und so romantisch und schön diese Stadt wirkt, sie hat grosse Probleme. Vor allem in den Aussenbezirken und im Hinterland soll Guyana ziemlich gefährlich sein, wie der Zeitung zu entnehmen ist.

Ich sitze also in der Sheriff-Bar, Mitternacht ist vorbei. Die Bar scheint definitiv ihre beste Zeit hinter sich zu haben, genauso wie die ganze Sheriff-Street. Hier geht nichts mehr ab, so suche ich mir ein Taxi. Morgen will ich Richtung Suriname aufbrechen, Zeit ins Bett zu gehen.

Die direkten Busse nach Paramaribo fahren zu einer Unzeit ab. Drei Uhr in der früh ist nichts für mich. Die Fahrt nach Suriname hat ein Nadelöhr und das ist eine Fähre über den Grenzfluss. Dort trifft sich der ganze Verkehr, der über die Grenze will. Die Fähre verkehrt nur einmal am Tag in beide Richtungen und zwar um 11 Uhr. Da ich lieber ausschlafe, plane ich eine zusätzliche Nacht in einer Stadt in der Nähe des Fährhafens. So stehe ich gegen acht Uhr auf einem Parkplatz in Georgetown, von welchem aus die Gemeinschaftstaxis Richtung Osten, also Richtung Grenze abfahren. Zahlreiche Driver umringen mich. Alle wollen mich als Kunden, überall brauchen sie noch genau einen Fahrgast und einer erzählt mir, dass er mich rechtzeitig zur Fähre bringt. Keine Ahnung, ob er das wirklich ernst meint, aber ich sage zu. Nun sucht er noch andere Passagiere und irgendwann geht es los. Und wie, denn ich scheine Beifahrer eines Drivers zu sein, an dem die Formel 1 vorüberging. Mit bis zu 140 Sachen rasen wir Richtung Grenze.