Bekanntlich ist Allerheiligen einer der Feiertage in Polen, der äußerst intensiv begangen wird. Sonderbusse und geänderte Verkehrsführungen sind nur die Spitze des Eisbergs. So sicher wie das Amen in der Kirche ist, so sicher leuchten, sogar strahlen, die katholischen Friedhöfe allerorts. Neben den katholischen Friedhöfen gibt es hier noch weitere Bestattungsorte wie z.B. Soldatenfriedhöfe, Cholerafriedhöfe und auch sich in der Landschaft anzutreffende Einzelgräber, die meist in der chaotischen Kriegszeit angelegt wurden, da es nicht anders ging.
Allerheiligen 2024 – die Doku von Kopojno
Die Überreste von deutschen protestantischen bzw. evangelischen trifft man überall. In den meisten Fällen hält sich der Recherche-Aufwand in Grenzen. Es ist immer ganz interessant zu beobachten, wie an Allerheiligen mit den Friedhöfen umgegangen wird, die nicht in der katholischen Tradition stehen. In der Regel werden überall ein paar Kerzen aufgestellt, aber nicht immer. Erfahrungsgemäß werden z.B. den Cholerafriedhöfen wenig Beachtung geschenkt. Das beruht allerdings nur auf den Beobachtungen die ich gemacht habe.
Ein ambivalentes Verhalten ist bei den deutschen protestantischen Friedhöfen festzustellen. In einem Jahr kann da mal gar nichts stehen, im nächsten kann es schon wieder ganz anders aussehen.
In diesem Jahr wählte ich mir den evangelischen Friedhof von Kopojno (ca. 400 Einwohner, im Kreis Słupca gelegen) aus. Das Bildmaterial zu diesem ist äußerst spärlich. Die Infos über ihn ebenso. In der Denkmalliste habe ich ihn nicht gefunden. Erwähnung findet er bei Wikipedia und den Freunden des Geocaching. Eventuell lässt sich noch was in den Archiven in Poznań und Gniezno finden. Selbst an Ort und Stelle ist kaum noch etwas übrig, was man für die Nachwelt dokumentieren kann.
Nach einem kurzen Spaziergang durch eine gar nicht so unattraktive Gegend erkennt man heute noch immerhin neun Gräber von Erwachsenen und Kindern. Zwei Grabsteine liegen umgestoßen auf dem Boden. Bei einem fehlt die Platte. Mit äußerst viel Mühe kann man bei dem anderen noch die Worte „Hier ruht in Gott“ und den Namen der Person und seine Lebensdaten (1911 und 1919) erkennen. Schon lange war hier niemand mehr am Grab von Wilhelm Schulz.
Die Grabkerzen im Umkreis waren schon ältere. Diese Kerzen, alte Büchsen und Flaschen wanderten in einen kleinen Müllsack und wurden später fachgerecht entsorgt. Egal ob Friedhof oder freie Natur – das muss nicht herumliegen.
Fotos: Michael