Felder, Wälder, Weltwunder – einmal um den Lusowo-See und zurück

Felder, Wälder, Weltwunder – einmal um den Lusowo-See und zurück

 
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Wandern oder Fußball? Ich überflog immer wieder 90minut.pl und kam immer wieder zum selben Entschluss, dass da absolut nichts für den Samstag dabei ist, was mich im Ansatz interessieren würde. Also legte ich mir am Vorabend für eine Umrundung des Lusowo-Sees bei Poznań das GPS-Gerät, derbe Socken, meine Wanderstiefel und die gute robuste Jacke, welche ich anno 2017 im Beisein von Marco in einem Militärladen in Berlin-Charlottenburg erwarb und welche auch schon ein paar Abenteuer hinter sich hat, bereit.

Wanderungen mit minimalistischen Proviantreserven habe ich schon durch, aus der Natur kann ich mich auch ernähren, sodass ich heute auf Experimente verzichtete. Eine halbe Tasse Hafer-Getränk und ein kräftiger Schluck Wasser reichen für den Anfang. Auf dem Weg gibt es eh eine hohe Zahl an kleinen Lädchen. Wenn der Hunger kommt, hole ich mir zur Not einfach was. Der Plan war ziemlich einfach – von Dąbrówka bei Poznań über Zakrzewo nach Lusowo, einmal um den See und wieder zurück. Ich schätzte die Strecke auf gute 24 km und sollte da sogar noch unter den Erwartungen liegen. Man kann zunächst ziemlich gesittet über Fußgänger- und später Radwege laufen. Die letzteren sprießen jetzt überall wie Pilze aus dem Boden. Aber sie sind zumindest sicher. Ich passiere den Sportplatz von Zakrzewo, auf welchem Korona Zakrzewo nur für den Pokalwettbewerb eine Mannschaft stellt, später die alte evangelische Kirche und bin dann wenig später schon an der Straße 307. 

 

Hier gab es mal den Hof Sandkrug, von welchem aber nichts mehr erkennbar ist. Sandkrug… Da kommen alte Heimat-Erinnerungen auf. Vor sehr vielen Jahren, ich glaube, da konnten die Tiere noch sprechen, erwischte ich in meinem Sandkrug bei Eberswalde mal ein Testspiel von Fortuna Britz. Auf dem Rasen lagen Schafskötel, die Hinterlassenschaften der natürlichen Rasenmäher. Ich wüsste nicht, dass da irgendwer danach noch auf diesem Platz gespielt hätte. Europlan-Online, ermitteln Sie bitte! Mittlerweile habe ich schon den zweiten żabka-Laden hinter mir gelassen. Ich biege nach links ab, laufe durch eine Siedlung und komme dann zu einer Wiese. Durch diese kämpfe ich mich und bin schon bald auf dem Waldweg zur Gartenkolonie Otowo. Eine nette alte Eiche, um welche schon einige Maikäfer fliegen, grüßt am Wegesrand. 

 

Nun verlasse ich den Haupt-Weg, da ich dann doch einen Blick auf den See werfen möchte. Lusowos Kirche und der Strand, mein Zwischenstop, waren immerhin schon in Sichtweite. Ich ging dann zum Hauptweg zurück, der schon ziemlich stark befahren ist. Ständig steht man in einer Staubwolke. Das war der einzige unschöne Abschnitt der Strecke. Es gibt noch eine Alternative, die direkt am Wasser und an einem kleinen Sumpf vorbeiführt. Auf der Karte ist sogar eine Holzbrücke eingezeichnet. Aber mehr als die Holzpaletten aus dem Baumarkt hatte ich bei einem früheren Spaziergang nicht gefunden. Die nächste Station, Otowo, erwartet mich mit einem neuen Weltwunder. Seht euch einfach das Foto mit der Scheune an. Im ersten Quartal gab es drei Stürme, die ziemlich großen Schaden anrichteten. Aber dieses Teil hielt! 

 

Noch 900 Jahre Kampf gegen die Naturgewalten und die Scheune wird dann wohl wirklich in einem Atemzug mit der Cheopspyramide genannt werden. Sehr eindrucksvoll! Die Tür scheint alles zu halten, obwohl es nicht möglich ist. Der Scheitel des Sees war nun erreicht. Hier speist ihn das Bächlein Sama. Entlang des Sees auf einem richtig netten Wanderweg erreichte ich kaum später die Kirche von Lusowo. Überall nun Leute in Kleidern und Anzügen. Die Kommunionsfeiern stehen an, und dabei wurde der Fremde in seiner unfeierlichen Kluft misstrauisch beäugt. Im Laden gab es nicht nur Speise-Öl und Mehl in Hülle und Fülle, sondern auch für mich zwei Bananen, ein ganz kleines Fläschchen Aroniasaft und eine große Flasche Birkensaft in Bioqualität. Letzterer kostete umgerechnet weit weniger als 2 Euro. 

 

Auf der Parkbank sitzend lauschte ich den Kirchenklängen. Das war der Fehler. Kurze Pausen müssen es sein, sonst kommt man wieder schwieriger in Fahrt. Weit unter 10 km waren es aber nur noch bis zum Ausgangspunkt. Über die Wiesen kam ich nun zu einem Wäldchen. Dieser endete wieder an der 307. Tausend Dank an den Zeichner des Zebrastreifens! Sonst wäre eine Überquerung der stark befahrenen Trasse kaum möglich gewesen. Seit einiger Zeit sind jetzt die Autofahrer verpflichtet, anzuhalten, wenn ein Fußgänger oder Fußgängerin die Straße überqueren möchte. Missachtet man es, gibt es empfindliche Strafen. Ich lief jetzt durch den Wald und kam bei Zakrzewo wieder raus. Nach einem Preischeck im Dino-Supermarkt – alles im Rahmen - war mein Ausgangsziel nach knapp 28,5 km und 5,5 Wander-Stunden erreicht. Ein netter Spaziergang. Gerne mehr Richtung 50 km gehend könnte es auch mal sein.

 

Fotos: Michael

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