Der Zauberbrunnen im Urwald von Bieniszew - Sanfter Tourismus im Zentrum Polens

Der Zauberbrunnen im Urwald von Bieniszew - Sanfter Tourismus im Zentrum Polens

 
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Selbst bis ins Hinterland, fernab des Sommer-Magneten Ostsee, haben es doch ein paar deutsche Touristen in diesem Jahr geschafft. Da ein Parchimer Kennzeichen, dort ein Rentner aus Chemnitz. In kleinen Orten kann man es durchaus mal machen - einfach mal mit dem Kopf nicken. Kommt dann ein "Hallo!" oder "Tach/Daach" als Antwort, dann hat sich die Annahme bestätigt.

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Ich war neulich mal im südlichen Zachodniopomorskie, was nun absolut kein Touristen-Zentrum ist, was ziemlich verwundert, da ich doch ziemlich nette Ecken entdecken konnte und sogar der einzige Bader in einem kristallklaren See war. Dies nur so als Einleitung.



Nun bin ich nur noch einen Katzensprung von meinem heutigen Tagesziel, einem Naturschutzgebiet, entfernt, und selbst hier erblicke ich ein OHV für Oberhavel auf dem Kennzeichen. Der nächst größere Ort ist Konin, auch "Polski Detroit" genannt. Wer hier die Schule verlässt, verlässt auch gleich die Stadt. Die Touri-Info gibt sich ziemlich bescheiden in der Auswahl attraktiver Orte, obwohl es hier doch ziemlich viel zu entdecken gibt, auch wenn kaum etwas gefördert wird.



Ein gutes Beispiel ist der Türkis-See im Norden, ein Sammelbecken für Industrie-Müll, der dem Ort für einen Augenblick einen exotischen Touch verpasst. Anstatt einen kleinen Aussichtspunkt zu bauen und einen kleinen Obolus zu verlangen, wird der schon eigentlich traurige Ort weiterhin nicht als Attraktion erkannt. Die nicht wenigen Touristen werden von der Polizei verscheucht. Könnte man anders lösen. Für 5 Zloty auf einem Turm, staunen und jeder ist glücklich. Das Krasse ist: Badegäste reisen extra von Kalisz und Łódź bis nach Ślesin (ein kleiner Ort unweit von Konin), um sich zu erholen. Dieser kleine Ort hat's drauf und weiß, wie man Leute ködert, die vielleicht auch Bock auf den Türkis-See hätten.



Mein Ziel hieß Bieniszew, das ca. 8 km von Konin entfernt liegt und mir ein relativ kleines Landschaftsschutzgebiet mit vier Reservaten bietet. Linker Hand aus Konin kommend zeigt sich ein Hinweisschild auf das Herzstück des kleinen Ortes, dem Kloster, vor welchem sich auch der einzige Parkplatz befindet. Und dieser ist ziemlich groß. Ich habe es noch nie ins Innere des Kamadulenser-Klosters geschafft, schon gar nicht in den Sommermonaten gesehen.



Bewohnt wird es von einer kleinen Zahl eremitisch lebender Mönche. Übrigens dürfen hier Frauen nur zu bestimmten Zeiten das Kloster betreten. Im 17. Jahrhundert wurde es im Stil des Spätbarocks errichtet. Im Zweiten Weltkrieg zog die Hitlerjugend ein und zerlegte das Inventar so sinnfrei derbe, sodass kaum noch Originale übrig blieben. Die Mönche mussten ins KZ, nur einer überlebte. Im Kloster werden dennoch bis heute Reliquien der "Fünf Heiligen Brüder" (Mönche) aufbewahrt, die um 1000 herum in der Nähe von Konin erschlagen wurden. Nun gut. Von außen wirkt das Kloster unspektakulär. Das Innere muss ich zu einem späteren Zeitpunkt erkunden, denn heute war es zu dieser Minute für alle geschlossen.



Nur ein paar Schritte vom Kloster entfernt gibt es einen schönen Moorsee. Idyllisch ist noch untertrieben, wenn man auf der Brücke steht, die ins Gewässer hinein gebaut wurde, und sich umsieht. Hinter dem See geht es gleich mit dem Urwald weiter. Ich gehe aber in die andere Richtung und begebe mich auf den ca. 6 km langen Rundweg, der alle möglichen Facetten des Landschaftsparks Bieniszew streift - Wald, Moor, Jungle, alte Eichen, Heide, Hügel, Wiesen. Dann erscheint nach einer Weile zur Linken ein kleiner Tümpel mit irgendwelchem Gerät geschmückt. Wem's gefällt! Ein Wegweiser stupst mich in Richtung einer Kapelle, vor welcher ein Brunnen liegt. Die Inschrift spricht davon, dass das Wasser heilende Wirkung habe. Und ich bin heute hier nicht mal der einzige Besucher. Vor mir waschen sich mehrere Leute übertrieben gesagt alle möglichen Körperteile. Ein Griff hinein - kühl und erfrischend.



Eine Wunde klaffte gerade nicht, weshalb ich das Experiment verschieben musste. Weniger angenehm waren die nervigen Mücken. Was in diesem Jahr los ist, ist schon derbe. Bei einer Bunkerwandereung vor Kurzem wehrte ich permanent nur Hirschläuse, Pferdebremsen und sonstige Blutsauger ab. Dann macht es auch irgendwann keinen so richtigen Spaß mehr - Zecke hier, Mücke da. Heute sah es nicht anders aus. Und wenn ich schon 150 m vor einem Bunker, wo nun nicht jeden Tag Hinz und Kunz vorbeikommen, die Mission abbreche, dann heißt das schon was.



Besser wurde es heute auch nicht. Hinter einer Brücke sollte der Weg weiterführen, aber schaut euch einfach nur das Bild an. Schade, dass die Strecke nicht mal annähernd in Schuss gehalten wird. Ein Weg ist vielleicht noch erahnbar. Das Foto könnte auch an einem Lost Place entstanden sein, wenn man nicht wüsste, wo es entstanden ist. Es gibt jedenfalls Nachbesserungsbedarf, wenn doch mal Touristen von weiter her angezogen werden sollen.

Fotos: Michael

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