Der Sumpf Chlebowo - ein Geheimtipp für Naturliebhaber

Der Sumpf Chlebowo - ein Geheimtipp für Naturliebhaber

 
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Nun führte mich der Weg in den Norden von Wielkopolskie, da Moore immer irgendwie etwas Spannendes und Mystisches zu bieten haben und zudem dieses Naturschutzgebiet jenes ist, was in meiner Region die höchste Konzentration an Kreuzottern aufweist. Auf Hiddensee, Rügen und um Swinemünde herum, wo die Kreuzotter sogar mal den Status „Plage“ trug, war ich bisher nicht fündig geworden. Im Pommerschen Gebiet schlängelte sich dann im letzten Jahr mal eine dieser Schlangen an mir vorbei. Na mal sehen, was hier geht!

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Das Reservat Chlebowo liegt nördlich der Kleinstadt Oborniki, die wiederum als ein äußerer Trabant Poznańs fungiert. Ziemlich schnell kommt man hier zur Schnellstraße 11, die beispielsweise den Arbeitnehmer fix zur Landeshauptstadt führt. Gut 70 km zeigte mein Display an, als ich mich dem Reservat näherte. Das lief schneller als eine Fahrt von meinem Heimatort aus nach Berlin, was auch eine Strecke von 70 km zu Buche schlägt. Clever geplant und konstruiert!

Über die Seite der Gemeinde hatte ich mich schon über das Reservat informiert, da ich gerne einen offiziellen Parkplatz genutzt hätte. Diese Parkmöglichkeit gibt es aber nicht. Die Empfehlung ist das Abstellen des Autos zwischen dem letzten Ort (Lipa) und einem einzelnen Gehöft, das sich irgendwo im Wald befindet. Trotz der extremen Abgelegenheit liefen uns bereits hier Touristen über den Weg, als ich mir dann wirklich ein kleines sandiges Fleckchen wählte.

Eine Straße in dem Sinne gibt es hier auch nicht. Es ist ein extrem ausgefahrener unbefestigter Weg, der mir und meiner Ölwanne Angstschweißperlen auf die Stirn trieb. Mehr Chancen auf einen sinnvollen Abstellplatz, wie mir versprochen, gab es nicht. Alle Papiere habe ich sicherheitshalber dann doch mitgenommen. Nach einer knappen halben Stunde Spaziergang war das Reservat (4,4 ha) erreicht, ausgeschildert ist nichts. Wir wählten den linken Eingang, der uns zunächst an einigen Birken und abgestorbenen Bäumen vorbeiführte, zwischen denen sich Schilfrohr bereits gut ausgebreitet hatte. 

Birken in Mooren sind nicht unbedingt förderlich, denn Birken ziehen ordentlich Wasser (in Osteuropa ist übrigens Birkensaft ziemlich beliebt), und ohne dieses wird es dann in einem Moor irgendwann mal trocken. In einem der letzten Wasserlöcher in diesem Gebiet sah ich aber noch ein paar seltene Wasserfedern. Irgendwie sagte mir der Teil nicht so zu, weshalb wir uns dann für den rechten Weg entschieden. Das ganze Gebiet war ein Torfabbau, der in den 30er-Jahren des 20. Jahrhunderts betrieben wurde. Daher ist hier alles ziemlich symmetrisch gegliedert. „Große Blänke“ hieß das Gelände einst. Hier und da gibt es sogar mal einen Stein. Die Natur hat sich das Areal wieder ziemlich eindrucksvoll zurückgeholt. Ein herrliches Moor. Das Wasser ist pechschwarz. An manchen Stellen haben Angler Stege gebaut. Alles wackelt, wenn man leicht auf die Zugänge drückt. Es ist wie ein schwimmender Pflanzenteppich, der an ein paar Stellen in Erscheinung tritt. Beim Absuchen der Oberfläche mit dem Zoom erfasst die Kamera sogar ein paar kleine Sonnentaupflanzen. 

Niemand hat diese Teppiche zu betreten, es ist auch nicht empfehlenswert, denn bis 1,50 m tief kann man in solchen Mooren versinken. Ob es hier auch Moorleichen gegeben hat, kann ich nicht sagen. Im Allgemeinen findet man recht wenig über die Geschichte des Geländes. Es werden oft die optischen Reize der Pflanzenwelt betont. In der Tierwelt werden Kreuzotter, Biber und Kraniche hervorgehoben, wobei ich die Anwesenheit der letzten beiden Geschöpfe bestätigen kann, nur die Kreuzotter gab kein Zeichen von sich.

Dafür lag auf dem Weg eine überfahrene Blindschleiche. Überfahren? Hier? Im Reservat? Traurig, aber wahr. Sogar ein paar Autos begegneten uns auf dem Hauptpfad, obwohl sie hier eigentlich nichts zu suchen haben. Es sind Angler, die auch überall Hinterlassenschaffen als Marke setzen müssen. Das war das einzige Nervige hier, der Rest war eine faszinierende Teichlandschaft. Obendrauf gab es noch einen Eichenbock (einer der größten europäischen Käfer), der in Deutschland schon fast nicht mehr vorhanden ist.   

Fotos: Michael

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