K21

Stuttgart 21 schön gerechnet: Mobil e.V. schießt sich mit Umfrage ein Eigentor

Zuerst die Fakten: Am 8. Oktober startete der Automobilclub „Mobil in Deutschland“ eine Online-Umfrage zum Thema Stuttgart 21. Laut des Vereins hätten bis zum 31. Oktober insgesamt 7960 Personen an der Befragung teilgenommen und für den Verein völlig überraschende Ergebnisse produziert. Demnach soll die Bevölkerung völlig hin und weg sein vom Projekt Stuttgart 21.

Zitat aus der Pressemeldung des Verbandes: „Mittlerweile  scheint es in der Bevölkerung eine klare Mehrheit für Stuttgart 21 zu geben.  Und nicht, wie vielerorts behauptet, eine klare Mehrheit dagegen. Damit scheint  sich der ‚Wind gedreht‘ zu haben. Ende September Anfang Oktober sprach sich in  einigen Umfragen noch eine klare Mehrheit gegen Stuttgart 21 aus. Unsere Umfrage  dagegen kommt zu dem aktuellen Ergebnis: 58  Prozent der Befragten befürworten das Projekt rund 37 Prozent der * sind dagegen.“ (* Tipp an den Verfasser: da fehlt noch was)

In seiner Begeisterung will der Verein – seines Zeichens natürlich Unterstützer des Bahnhofprojekts – nun die überaus positiven Ergebnisse (Zitat) „sowohl Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel,  Ministerpräsident Stefan Mappus und Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer  zukommen lassen“. Wenn das sich mal nicht, vor allem für die künftigen Geschäfte als „neuer Online-Automobilclub“ schädigend auswirken könnte. Denn die Grundprinzipien für ein erfolgreiches Geschäft liegen in der Vertrauens- und vor allem der Glaubwürdigkeit.

Letztere verspielt der Club derzeit durch seine Umfrage, die in keinster Weise so wie sie dargestellt und präsentiert wird, auf einen qualitativen und wissenschaftlich empirisch verwertbaren Datensatz basieren. Denn zum einen haben sich wahrscheinlich (denn ein entsprechender Hinweis fehlt) nicht 7960 reale Personen, sondern wahrscheinlich 7960 Mailadressen beteiligt. Zum anderen ist neben der Definition der Grundgesamtheit, auch der Fragenkatalog, der fast nur aus nicht eindeutig beantwortbaren offenen Fragen besteht, ein Beleg für die nicht vorhandene Repräsentativität dieser Erhebung. Die Darstellung auf der Webseite (siehe Zitate) will aber leider gerade das glauben machen.

Auch wenn die große deutsche Boulevardzeitung (BILD) und auch die Münchener Abendzeitung der „Umfrage-Ente“ folgten, wird allein aus der fast populistischen Veröffentlichung des Verbandes ohne jegliche Hinweise auf den Empiriegehalt (nicht repräsentativ) leider ein gewaltiger Schuss ins eigene Tor. Schon jetzt haben den Knieschuß zahlreiche Medien und Blogger (wie Bildblog.de) aufgenommen und verbreiten ihn in der virtuellen Welt.

Es kann sein, dass ein großer Teil der Bevölkerung für das Bahnhofsprojekt ist oder das es den meisten Deutschen egal ist – eine Umfrage dazu, sollte man aber den Marktforschungsprofis von Emnid, Forsa oder TNS überlassen, die bundesweites Vertrauen genießen oder wie gewollt einen möglichen Volksentscheid initieren.

Kommentar verfassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Nach oben scrollen