Wintereinbruch lässt Sonnenhungrige in den Süden ziehen. Doch eine Untersuchung von 100 Internetangeboten der Universität Hohenheim zeigt: Reisemedizinische Beratungen im Internet haben ihre Risiken und Nebenwirkungen.
Der Online-Doc kann die persönliche Beratung beim Arzt nicht
vollständig ersetzen. Zu diesem Ergebnis kommt Dr. Annette Schlegel
nach der Analyse von über 100 Webseiten zum Thema Reisegesundheit, die
die Ärztin und Journalistin am Lehrstuhl für Kommunikationswissenschaft
der Universität Hohenheim durchführte.
Vor allem Laien sollten sich demnach an Angeboten orientieren, die
von staatlichen Einrichtungen oder Universitätskliniken per Link
empfohlen würden. Wer sich über Gesundheitsrisiken, Impfschutz und
Reisetipps informiere, solle vor allem darauf achten, ob die Angaben
täglich aktualisiert, die Autoren ausreichend qualifiziert seien – und
ob der Anbieter wirklich neutrale Interessen verfolge.
Fernreisen verbuchen wieder wachsendes Interesse: Im abgelaufenen
Tourismusjahr verbuchte die Branche laut Deutschem Reiseverband ein
Umsatzplus von sieben Prozent im Fernreise-Segment. Gleichzeitig boomt
auch das Infoangebot im Internet – umso mehr, seit Krankenkassen die
Kosten für die persönliche Reiseberatung beim Haus- oder Facharzt nicht
mehr übernehmen.
Vor allem bei Fernreisen und Treckingtouren empfehlen Reise- und
Tropenmediziner eine gründliche Beratung. Dies gilt erst recht für
ältere Menschen, die zunehmend Langstreckenreisen unternehmen und
bereits verschiedene Grunderkrankungen mitbringen. Arzt und Internet
können sich bei der Beratung sinnvoll ergänzen, meint Dr. Schlegel,
selbst Ärztin mit spezieller Qualifikation in Reisemedizinischer
Gesundheitsberatung, die das Web-Angebot im Rahmen einer Studie am
Lehrstuhl für Kommunikationswissenschaft von Prof. Dr. Frank
Brettschneider analysierte.
Beim Internet-Angebot unterscheidet die Expertin Information und
Beratung. Informationen aus dem Internet können für die erste
Orientierung über das Urlaubsland hilfreich sein. Beratung geht
hingegen individuell auf den Patienten ein und berücksichtigt seine
persönlichen Gesundheitsrisiken. Die Wissenschaftler empfehlen vor allem staatliche und universitäre
Stellen für die eigene Recherche. Wichtig sei außerdem, nicht zu spät
mit der Vorbereitung zu beginnen.
Weitere Infos: