Als die Kriege im auseinander brechenden Jugoslawien zu wüten begannen, flohen zahlreiche Menschen aus ihrer Heimat, einige von ihnen leben heute in Berlin. Mit fünf Laiendarstellerinnen aus Bosnien und Herzegowina und zwei Schauspielern untersucht die Inszenierung die Anatomie des Krieges.
Die Ilias erzählt vom Krieg als einer Abfolge von privaten Einzelentscheidungen mit weltweitem Ausmaß. Der Krieg befindet sich bereits im zehnten Jahr und ein Ende ist nicht abzusehen. Alle wollen nach Hause – die Flüchtlinge in ihre zerstörten und geplünderten Städte rund um Troja, die Griechen und ihre Verbündeten zu ihren Familien. Viele werden jedoch ihre Heimat, ihre Angehörigen oder ihr eigenes Leben verlieren.
Das Lager vor Troja wird zum Flüchtlingscamp der 90er Jahre. Das Provisorium ist für die Flüchtlinge längst zum Normalzustand geworden. Ihre Ausnahmesituation wurde zum Alltag. Strategien werden gesponnen, Intrigen ausgeheckt, es wird gefeiert und getrauert.
Sämtliche Laiendarstellerinnen haben den Krieg auf dem Balkan und die Flucht selbst miterlebt. Ihre Erfahrungen geben der Ilias eine konkrete Perspektive, während der antike Text Strukturen offen legt, die auch auf dem Balkan Gültigkeit besaßen.