Bilfinger Berger im Fokus der Öffentlichkeit

Im Rahmen des Bauskandals bei der Kölner und Düsseldorfer U-Bahn steht nun der Bilfinger Berger Konzern im Rampenlicht. Bilfinger Berger ist eine so genannte Multi Service Group und ist international im Bau- und Dienstleistungsgewerbe tätig. Über 60.000 Mitarbeiter arbeiten im Konzern, dessen Tätigkeit die Geschäftsfelder Ingenieurbau, Hoch- und Industriebau, Dienstleistungen und Betreiberprojekte umfassen. Im Geschäftsfeld Ingenieurbau liegen die Schwerpunkte im Ausland. Aufträge hat Bilfinger Berger in Australien, ganz Europa, Afrika, Kanada und der Golfregion.
 

Das Geschäftsfeld Hoch- und Industriebau hat mit 45 Prozent einen höheren Leistungsanteil im Inland. Neben der Hochbausparte in Deutschland hat Bilfinger Berger Hoch- und Industriebauaktivitäten bei Beteiligungsgesellschaften in Australien und Nigeria. 2008 waren im Geschäftsfeld Hoch- und Industriebau im In- und Ausland 3.556 Mitarbeiter angestellt.

Der größte Anteil der Gesamtmitarbeiterzahl steht im Geschäftsfeld Dienstleistungen bei Bilfinger Berger unter Vertrag.
Im Jahre 1975 entstand Bilfinger Berger durch die Fusion traditionsreicher Baugesellschaften. Die Wurzeln reichen jedoch zurück bis ins Jahr 1880. Im damals deutschen Lothringen realisierte der Baumeister August Bernatz sein erstes größeres Projekt, drei Jahre später ließ er sich in Mannheim nieder. Die beiden anderen Vorläuferunternehmen – die Julius Berger Tiefbau AG und die Berlinische Boden-Gesellschaft – wurden 1890 gegründet.
Im Rahmen der Bauarbeiten der Nord-Süd-Stadtbahn in Köln wurde der Verdacht auf Betrug durch Mitarbeiter laut und auch der Bau der ICE-Trasse Nürnberg-München und der Bau der Düsseldorfer U-Bahn wird nun untersucht.
Das Unternehmen geht offensiv mit den Vorwürfen um und ordnete umfangreiche Untersuchungen an. In einem persönlichen Brief hatte der Vorstandsvorsitzende von Bilfinger Berger, Herbert Bodner, dem Kölner Oberbürgermeister Jürgen Roters versichert, „dass das Unternehmen und die Partner der Arbeitsgemeinschaft (ARGE) an einer gründlichen und schonungslosen Ursachenforschung im Zusammenhang mit den jüngsten Vorfällen beim Bau der Kölner U-Bahn arbeiten“.
„Der Umgang mit den Schlitzwand-Vermessungsprotokollen ist völlig unakzeptabel und muss umfassend aufgeklärt werden“, betonte Bodner am 18. Februar 2010.
„Der fehlende Einbau von Schubhaken an den Stoßstellen der Schlitzwandbewehrung ist für mich als Bauingenieur unbegreiflich und mir in meiner langjährigen Berufserfahrung noch nicht untergekommen“, brachte es Bodner auf den Punkt.
Aktuell hatte Bilfinger Berger Untersuchungen beim U-Bahnprojekt Wehrhahnlinie in Düsseldorf in Angriff genommen. Dabei wurde festgestellt, dass teilweise „Schubhaken zur Verbindung von Bewehrungskörben nicht in vorgeschriebenem Umfang eingebaut worden sind“.
Die Konsequenzen: Auftraggeber und die Staatsanwaltschaft Düsseldorf wurden informiert. Bereits zuvor wurden aufgrund der Vorfälle beim Bau der U-Bahn in Köln einige Mitarbeiter freigestellt.
Bilfinger Berger betont, dass in Köln und Düsseldorf trotz der Unregelmäßigkeiten die Standsicherheit jederzeit in vollem Umfang gewährleistet ist.
Die Kölner Verkehrs-Betriebe zeigten sich „entsetzt und fassungslos über immer wieder neue Erkenntnisse über eklatante Baumängel der Bauunternehmen“.
Mit Angst und Sorge sehen viele Kölner dem möglichen Rhein-Hochwasser entgegen. „Halten die Betonwände bei Hochwasser?“ wird vielerorts gefragt.
Fakt ist, der Bauskandal wirft ein verdammt schlechtes Licht auf die deutsche Industrie, die im Ausland stets einen guten Ruf genießt.
Es darf gefragt werden, wie so etwas passieren konnte – in einem Staat, wo es für alles und jeden Vorschriften, Bestimmungen, Gesetze und irgendein Kontrollorgan gibt…
Foto: Köln, 1955. Die Bahn rollt… (global-photos.de)

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