Alternativlos?! Ist der Begriff Unwort das eigentliche Unwort?

altDer Begriff „Unwort“ klingt hässlich und abstoßend und verdient im Prinzip selbst als „Unwort“ betitelt zu werden. Da es beim „Unwort des Jahres“ jedoch um unschöne (schon wieder so ein hässlicher Begriff) sowie unerwünschte Wörter geht, mag die Bezeichnung treffend sein. Seit 1991 veröffentlicht die Gesellschaft für Deutsche Sprache neben dem „Wort des Jahres“ auch das „Unwort des Jahres“. 2010 war „alternativlos“ das „Unwort des Jahres“. Zum Vergleich: „Wutbürger“ wurde das „Wort des Jahres“. Passt doch!

altDie Bundesregierung agierte in den Augen vieler über den Köpfen der Bevölkerung hinweg und bezeichnete ihre Entscheidungen als „alternativlos“. Stuttgart 21 – alternativlos. Bundeswehreinsatz in Afghanistan – alternativlos. Längere Laufzeiten für Atomkraftwerke – alternativlos. Soziale Einschnitte – alternativlos. Zugeständnisse für das Hotelgewerbe – alternativlos. Milliarden Euro für Griechenland und Irland – alternativlos. Besonders gern genutzt wurde das Wort, äh Unwort von der Bundeskanzlerin Angela Merkel persönlich.

Selten wurde deshalb so viel in Deutschland demonstriert wie 2010. Zehntausende, hunderttausende gingen auf die Straßen. Gegen S21, gegen Atomkraft, gegen neue Sozialgesetze. Der Bürger wurde wütend und wurde zum Wutbürger. So einfach ist das.

altGut möglich, dass viele Leute „alternativlos“ gar nicht mal soooo schlimm finden. Schaut man in die Liste der „Unwörter des Jahres“ von 1991 bis in 2010, so findet man in der Tat wirklich größere Übel. Angefangen hatte alles mit „ausländerfrei“, „ethnische Säuberung“ und „Überfremdung“ zu Beginn der 90er Jahre. Es folgten „Peanuts“, „Diätenanpassung“, „Rentnerschwemme“, „Wohlstandsmüll“, „sozialverträgliches Frühableben“, „Kollateralschaden“, „national befreite Zone“, „Gotteskrieger“, „Ich-AG“, „Tätervolk“, „Humankapital“, „Entlassungsproduktivität“, „freiwillige Ausreise“, „Herdprämie“, „notleidende Banken“, „betriebsratsverseucht“ sowie 2010 das besagte „alternativlos“.
Apropos: Das Unwort des 20. Jahrhunderts ist „Menschenmaterial“.

Welches Unwort nun am übelsten ist, mag schwer einzuschätzen sein, ohne Zweifel sind wirklich hässliche Begriffe dabei. Manche Unwörter kamen und gingen, doch ein Begriff taucht in den Medien immer wieder auf: Der „Kollateralschaden“. Dieser Begriff ist eventuell am fiesesten, weil er nicht sogleich aufzeigt, was in ihm steckt….

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