Am gestrigen Samstag zog die Fuckparade durch Berlin. Fuckparade? Ja, richtig gehört. Nicht etwa die Love Parade, nein, in der Tat die so genannte Fuckparade. Ehemals als Hate-Parade bekannt. Die Parade wurde im Jahr 1997 ursprünglich als Gegenbewegung der großen Love Parade gegründet. Gründe hierfür unter anderem: Verdrängung von nicht erwünschten Musikrichtungen wie Hardcore-Techno und Gabba, sowie die Kommerzialisierung.
Sommer, Sonne und düstere Bässe – Fuckparade in Berlin
Bei sonnigem Wetter und mit reichlich Besuchern setzte sich die Feier-Meute vom „Bunker“ im Stadtteil Berlin-Mitte in Richtung Ostteil der Stadt in Bewegung. Quer durch die Friedrichstraße, Torstraße, dem Alexanderplatz, dem Ostbahnhof und über die Warschauer Brücke zog sich das Spektakel aus dröhnenden Boxen samt harten Bässen. Szenekundige DJs sorgten permanent für den passenden Geschmack der Anhänger. Man sah ein eher gemischtes Publikum entlang der Route. Feiernde Hardcore-Fans, tanzende Punks und staunende Touristen, die sich erfreuten, mal komplett andere Musik zu hören.
Lediglich die Polizei stand für eine verhältnismäßig kleine Parade in großen Mengen bereit. Hatte man doch Angst, dass die kleinen politischen Forderungen der Teilnehmer in große Gewalt umschlagen könnten. Weitgehend blieb es friedlich. Eingreifen musste die Polizei, die in kompletter Montur vor Ort waren, erst dann, als einige Teilnehmer auf einen Lastwagen kletterten und diesen als Tanzfläche missbrauchten. Schätzungsweise 25 Wagen waren unterwegs, und die polizeilichen Einsatzkräfte schienen genervt von der lauten Musik und den Parade-Teilnehmern. Apropos: Eine Getränkeversorgung entlang der Strecke gab es nicht. Kommerz war nicht erwünscht. Sponsoren gab es nicht.
An der Petersburger Straße in Friedrichshain nahte dann das Ende der Veranstaltung. Punkt 22:00 Uhr war Schluss, keine Minute länger durfte die Musik aus den Boxen erklingen. Da ein Bußgeld und ein Polizeieinsatz drohten, verstummten gegen 22:15 Uhr auch die allerletzten Wagen. Die Teilnehmer zogen in die verschiedensten Richtungen ab und genossen den warmen Sommerabend - jeder auf seine Weise. Etliche Leute zogen in den "Brunnen 70" zur Aftershowparty, andere machten sich auf den langen Heimweg. Nicht wenige waren extra für die Fuckparade 2011 aus den verschiedensten Landesteilen angereist.
Fotos: Andreas Utzki