Hallo Kalleman
Ich hab deine Texte erst heute und durch Zufall entdeckt und bin wahrscheinlich viel zu spät, Dir noch etwas Hilfreiches zu vermitteln. Trotzdem und weil sich auch noch andere gemeldet haben, versuche ich es mit ein paar Tipps – häppchenweise, weil es sonst wohl zu ausführlich würde.
1) Wer kein Russisch kann, steht auf verlorenem Posten
Russisch ist die weitverbreitetste „Fremdsprache“ in der Ukraine. Landessprache ist Ukrainisch. Wer nicht Ukrainisch oder Russisch spricht, ist in der selben Lage wie jemand, der in der Schweiz versucht, sich in Albanisch verständlich zu machen.
2) Ukrainische Männer sind stinkfaul, arbeiten sieht man immer nur Frauen
Frauen in der Ukraine bekommen das selbe Gehalt wie Männer und sind sich nicht zu schade, auch als Strassenkehrerinnen zu arbeiten. Sie haben die Bereitschaft, Arbeit zu leisten. Männer arbeiten genau so und versuchen, ihre Familien zu ernähren.. Der sichtbare Unterschied zum Westen ist der, dass sich Frauen nicht zu schade sind, auch einfachere Arbeit zu leisten. Sie machen nicht einfach einen Schnellkurs und eröffnen dann ein Fingernägel-Aufklebe-Studio, wie das bei westlichen Frauen der Fall ist.
3) Ich empfand Ukrainer als ausgesprochen unfreundlich. Da wurde ich im Restaurant schonmal komplett ignoriert oder die Frau hinter dem Fahrkartenschalter drehte sich schonmal ab, weil ich sie nicht verstand.
Was soll die Frau am Schalter anderes tun, wenn Du sie nicht verstehst? Was macht eine Frau am SBB-Schalter, wenn Du Sie auf Albanisch ansprichst?
- Absolut kein Einstiegsland für erstmalige Rucksackreisende
Richtig. Die Ukrainer haben keine Erfahrung mit westlichen Touristen. So wie Rucksacktouristen in westlichen Ländern aussehen, sehen in der Ukraine die Bettler aus Rumänien aus.
1) Hat jemand in der Ukraine ähnliche Erfahrungen gemacht oder hatte ich einfach nur den falschen Tag erwischt?
Du hast bloss die falsche Einstellung erwischt. Die Ukraine ist kein Tourismusland, das auf westliche Gäste wartet. Vor allem nicht seit der Aufhebung der Visumspflicht. Gerade die von Dir bereiste West-Ukraine hat seither eine richtige „Invasion“ von „Deutschsprachigen“ (um nicht deutlicher zu werden) erlebt, die sich sogar vor Schulhäusern aufstellten, um dort ein vermeintliches „Schnäppchen“ anzubaggern. Die Ukraine ist ein sehr grosses Land. Da gibt es genug Männer und niemand wartet dort auf Menschen, die schon von „Abzocke“ sprechen, bevor sie das Preisschild gelesen und den Betrag in Euro umgerechnet haben. Diesen Sex-Psychos ist es zu verdanken, dass deutschsprachige Touristen oftmals einfach ignoriert werden.
2) Lvov ist absolut sehenswert, was gibts es denn in der Ukraine noch zu sehen?
Das Land ist riesig gross. Kommt nur darauf an, was Du sehen willst. Und ob Du vor Ort findest, was Du suchst?
4) Wie reist man am Besten, wenn man die Einheimischen nicht versteht und sie dich nicht verstehen wollen. Wenn man im Restaurant ignoriert wird oder es einfach nicht schafft, ein Bahnticket zu kaufen. Nett bleiben? Unfreundlich werden? Resignieren? Gleich wieder ausreisen?
Nein. Gar nicht einreisen, wenn man damit nicht zurecht kommt. Oder besser: jemanden aus dem Land finden, der sich auskennt und die erforderliche Hilfestellung leistet. Ohne das geht es ohne die lokalen Sprachkenntnisse einfach nicht.
Was meinst du denn damit, Kallermann?
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