× Reiseberichte, Erfahrungen für Reisen nach Lateinamerika, insbesondere Brasilien. Karneval in Rio, Regenwald und Amazonas – der grüne Kontinent steht Euch offen, was interessiert Dich am meisten?

Brasilien- und Bolivien-Tagebuch von Flo

15 Dez 2005 23:38 #2071 von flo
8. Dezember
Zum Mittgessen gehts mit deen Schweden in ein "por Kilo", also Du bezahlst nach gewicht. Ich mag das nicht so, aber fuer sie, die kein Portugisiesch koennen, ist es natuerlich die einfachste Moeglichkeit zu Futter zu kommen. Ich glaubte, wir wuerden Volleyball spielen gehn, doch sie habens sichs dann irgendwie anders ueberlegt. Um vier zottle ich an den nahen Strand von Rezende, doch es ist zu spaet und bewoelkt. Beim Zuruecklaufen treff ich auf drei scheue Madels. Sie arbeiten in einem Restaurant ein Strand weiter. ich red ein bisschen mit ihnen, weiss aber nicht so recht was sagen.
Die Schwedenjungs kommen mir Abend wie Kinder vor. Sie kaufen jenstes daemliche Souvenirs, gucken sich den Touri-Capoeira Tanz an unnd gehn dann doch frueh schlafen. Der Reagge-Typ schenkt mir ein Armbaendeli und ich geh schliesslich mit ein bisschen mit ihm in den Ausgang und bezahl im zwei Bier. Er will mehr, es hat andere Rastas, die nerven, die Stimmung ist schlechter als gestern und so geh ich nach hause.
9. Dezember
Die Schwedenjungs und der Kanadier sind weg. Der Kanadier hat nicht mal tschuess gesagt. Eigenartiger Type. Ich fand ihn eigentlich ganz ok, doch sagte nie, was er vorhat, und das nervte mich enorm. Ich geh wieder an den gleichen Strand. Er gefaellt. Es ist ruhig, klein und hat schattenspendende Kokospalmen. Meine Augen wollen aber nicht so recht. Grrmpf. Ich hab hier staendig Probleme mit den Tageslinsen. Also ich brauch einfach zuviel von ihnen. IN der Schweiz kann ich problemlos drei tage dieselben braucehn, aber hier verlier ich sie entweder in den Wellen oder sie beginnen zu schmerzen. Ich geh zum anderen Restaurant unnd frag nach einem Speigel. Ich hab zwei Linsen drin. Die einen ueber nacht drin gelassen, die anderen am Morgen daruebergelegt. Bisher dacht ich nicht, dass das uberhaupt moeglich ist. Mit den Maedels von gestern kann ich nicht quatschen. Sie arbeiten in der Kueche. Fuer das kleine Restaurant hats einen Typen der serviert und die Rechnuungen schreibt, ein anderer ist fuer die Zuebreitung der Fruchtsaefte zustaendig und die 3 maedels machen den "Dreck": Kochen (oder gibts dafuer noch eine extra person, die ich nicht gesehen habe), Putzen, Abwaschen (ohne Tuch, mit den haenden!). Just als ich vom Strand zueruckkehre, laueft die Auslosung der Fifa-Weltmeisterschaft 2006, die Maedchen vom Restauanrant kommen vorbei und winken.
Gleich neben der Herberge hats ein Glace-Restaurant. Das eine Maedchen gefiel mir schon am ersten Tag. heute sprechen wir zum ersten mal miteinander. Ich sollte dann taeglich mehr von ihr erfahren. Sie ist 31 (ich haett sie 22 geschaetzt... uebrhaupt unterschaetze ich hier im Norden in der regel das Alter der leute), hat zwei Kinder (12 unnd 10), ihr mann hat sie laengst verlassen, lebt in Brasilia und hat schon weitere Kinder gezeugt). Sie lebt irgendwo in unntermiete und arbeite so gut wie jeden Tag als Servieduese hier. meistens steht sie auf dem Balkon und beobachtet die leute oder quatscht mit ihnen. Denn Kundschaft gibts ja selten und angestellt sind mindestens noch 3 andere Leute.
Als ich essen gehen will, treff ich auf Adam. Ein Hippie. Er gibt mir erst einen Tip fuer einen guten Ort in Bahia. Er ist 23, kommt aus Schweden. Jetzt verkauft er Armbaendeli auf der Strasse. Seine haessliche (sorry, aber es ist wahr) Brasilianerin, die er geheiratet hat, hockt nebenan auf einem karton, mit ihrem gemeinsamen Baby im Arm. Er erzaehlt mir, wie er in den Gelgenheitsjobs in Schweden vom Kapitalismus unterdrueckt wurde und hier Freiheit gefunden habe.
Schliesslich will er mir unbedingt was verkaufen unnd laesst nciht locker. Ich will nicht, ich mag sein Zeugs nicht und will keinen unnoetigen Ballast. Schliesslich geb ich ihm 2 real, dafuer gibts einen Kokos-Fingerring. Ich frage mich: Ist das Freiheit was er hat? Die Freiheit der Partnerwahl hat er nicht mehr. Und er muss taeglich dort sein, wos Touris hat, die sein Zeugs kaufen. Was macht er, wenn seine Familie krank wird? Ausserdem wird die Konkurrenz der Armbaendeli-verkaufer auf die Hochsaison wohl auch nciht kleiner. Ich kann keine Freiheit in seinem Tun erkennen...
Ich geh in das Restaurant, zu dem einen Typen, der mit der deutschen von ersten Abend liiert ist (ueberhaupt hats hier in Itacare viel eher blonde maedels die sich vom einem Braslilianer verwoehnen lassen, jeodch kaum weisse Typen mit einheimischer weiblicher Begeleitung). Ich mach bloede Sprueche, dda er grad von ihr zurueckkommt und verschaff mir Respekt. Tranqulio amigo. Vielleicht ist mein Auftreten zu hart? Sein Kollege, in der Schweiz waer er genau gleich ein begehrter Sonnyboy, ist scheuer und kindlicher. Es ist Mitternacht und ich entschliesse mich, das das grosse Ausgehen auf morgen zu verschieben und geh schlafen.

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16 Dez 2005 00:33 #2072 von flo
10. Dezember
Fuer heute hab ich eine Exkursion gebucht. 2 Straende, ein Wasserfall, R$ 30. Eigentlich wollte ich 4 Straende, 1 Wasserfall, R$30. Aber es ist Samstag, da gibts den grossen Gaestewechsel und somit weniger Exkusionsteilnemher. Erstmal bin ich verpennt, und der Bus muss 5 Miunten warten, bis ich wenigstens etwas von dem feinen Morgenessen in mich reingestopft habe. Ausser mir der einzige Tourist ist eine rund 30jaehrige Brasilianerin mit libanesischem Einfluss. Der Fussmarsch zum ersten Strand dauert 30 Minuten durch den trockenen Busch. Der Fuehrer erklaert jenste Pflanzen. Leider kann er kein englisch und es stoert mich nciht mal gross. Der erste Strand gefaellt mir nciht so sehr. Es hat Palmen, Sand und Meer (und ein esel zwischendrin trockenes Gras futtert). Wie ueberall halt. Am zweiten Strand gibts eine Barraca (wo halbwuechsige essen zubereiten) und einen Fluss in dem man Schwimmen kann. Es hat eine andere groessere Touristengruppe, Leute aus den Fazendas ringsherum. Ich bin tatsechlich der einzige Auslaender. Der Fussweg zum Wasserfall fuehrt durch den Sumpf, Suempfbuesche und feuchter Dreck. Ueberall im Trockenen hats Loecher, wo kleine rote und grosse beige Krebse hervorlugen. Dann rauschen wir durch den Wald mit Lianen und Kakaopflanzen. Der Wasserfall ist nicht gigantisch, aber das Wasser ist lauwarm erfrischend und eine wunderbare Rueckenmassage. In einem voellig unbrasilianisch schnellen tempo gehts zurueck zur Fazenda. Zwei vierzehnjaehrige Maedels verkaufen an einem auseinanderfallenden Unterstand Getraenke. Doch unser Auto ist bald da und die Fahrt zueruck nach itacare recht kurz. Der Trip hat sich mehr als gelohnt!
Zurueck im Hostel erkenne ich den Sonnenbrand, den ich mir geholt habe. Grmmpff. Dabei war ich aufmerksam.
Nach dem Abendessen in irgendeinem Restaurant der Touristrasse suche ich die Bar, wos heute abgehen soll. Es habe 2 partys. Die erste ist nix. Ich treffe ich auf den scheuen Sonnyboy von gestern und wir gehen zusammen weiter. Die andere Fiesta, auf der anderen Seite des Dorfes, scheint besser zu sein. Es gibt Forro und Reagge. Wir entscheiden uns fuer Forro. Es ist ein bisschen versteckt. Alleine waer ich wohl nie da rein gegangen. Kostet R$3 Eintritt (dafuer gibts in der Schweiz keine Garderobe). Mein Freund hat drinnen eine maennliche Clique. (Kommt mir von irgendwoher bekannt vor). Wir trinken Bier und ich schau mich um. Drei Maedels starren mich ununterbrochen an. Doch sie gefallen mir nicht so. Mit der Sympatischsten tanze ich ein wenig. Dann steht noch ein anderes Maedchen rum. Sie gefaellt mir um einiges besser. Ihre Oberweite haut mich um. Erst tanzt sie mit meinem Kollegen, dann mit mir. Sie hat keinen Freund, wie ich am Anfang glaubte. Wir tanzen nochmal, eine Viertelstunde spaeter ist die Zunge drin. Sie scheint mir ok, ist 18 und arbeitet in einem Restaurant. Schliesslich verabschieden wir uns von meinem Freund, der erfolglos blieb. Wir wollen nicht nach Hause und schleichen uns ins Hostel, vorbei an der Videoueberwachnung der Reception und dem "Quarto functionario" in mein Zimmer und ich verliere meine brasilianische Unschuld.

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16 Dez 2005 01:05 #2073 von flo
11. Dezember
Ich bin muede und gluecklich. Es wird ausgeschlafen und am Strand weitergefault. Mikaely heisst mein Maedchen und das Restaurant, wo sie als Serviertochter arbeitet, ist nicht weit und leicht zu finden. Sie sitzt auf dem Balkon und quatscht mit einer anderen Angestellten. Gaeste hats um fuenf Uhr abends keine. Sie arbeitet bis acht, also werd ich dann nochmals vorbeischauen.
Lu, von der Sorveteria nebenan, ist nicht so gluecklich. Sie hat einen 19 jaehrigen Freund. Gestern hing er nur zuhause und hat getrunken, als sie um Mitternacht nach hause kam. Er ist keine Hilfe fuer sie, nutzt sie aus. Ihren Kindern hingegen gehe es gut, sie koennen zur Schule. Sie selber hat mit 10 angefangen zu arbeiten. Es tut mir gut mit ihr zu reden und ihr umgekehrt auch. Wir scheinen das gleiche Blut zu haben. Doch ich kann ihr nicht helfen. Ich wuensche mir, sie findet einen Mann, der fuer ihr Leben wirklich eine Hilfe ist.
Mikaely hat um halb neun Feierabend. Wir gehen kuessend durch die Strassen. Morgen hat sie frei. Genial. An den Strand will sie nicht. Wir fahren in ein anderes Dorf zur ihrer Grossmutter, wos auch ein Wasserfall geben soll. 5:30 gibts ein Bus. Das ist mir zu frueh. Wir einigen uns auf den 9.30 Bus. Ich bin gespannt was mich erwartet und freue mich.

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16 Dez 2005 01:57 #2074 von flo
12. Dezember
Waehrend dem Morgenessen labert mich eine Deutsche voll. Sie hat einen Mann, der als Pilot arbeitet und hat in Brasilien ein privates Hilfsprojekt (das nichts bringe) sowie ein Landhaus (mit Pferden die man nicht reiten koenne, weil sie voller Zecken sind) und jetzt ein bisschen Ferien am Strand (doch staendig Probleme mit dem Essen, das ja einfach irgendwie zubereitet sei). Wie kann man nur alles so schlechtreden.. aehm.
Mikaely ist da. Juhui. Es geht nach Tabquinhas (der Name weiss ich erst am Abend), ein kleines 1000-Seelen Doerfchen etwas im Landesinnern. Nach einer Stunde Dreckpiste sind wir da. Ihr Bruder ist auch mitgekommen. Wir machen Kurzbesuche bei verwandten und Bekannten. Alle in ihren kleinen Hauschen aus Ziegelstein und maximal drei kleine separate Raeumen. Ihre familie hat ein Haus fuer die Zukunft hier. Es ist blau angestrichen (die meisten Hauser haben keinen Anstrich, sondern verbleiben im haesslichen Ziegelstein-Beton-Rohbau) und drinnen hats nicht viel mehr als ein bisschen Geschirr und eine Haengematte. Die Toilette ist ein separates Hauschen im Garten. Ohne Wasser.
Spaeter laufen wir zum wasserfall. Er ist vergleichbar mit demjenigen vom samstag. Der Bruder springt und schwimmt umher. Er holt Fruechte. Zusammen mit Mikaely am wasser erinnert mich die Szene an Adam und Eva im Paradies. Mikaely kann nicht schwimmen. Schliesslich kommt sie aber doch ins wasser und haelt sich an mir fest.
Im Haus der Grossmutter ist immernoch niemand da. Sie arbeitet irgendwo nebenan, deshalb ist das haus offen und wir koennen es uns drinnen gemuetlich machen. Es ist alt, doch groesser und besser eingericht, als die Hauser, die ich heute gesehen habe. Wir gehn Glace essen, Nuesschen essen, probieren herumstehenden Alkohol, es gibt Chocodrink und draussen regnets.
Der Bus zurueck bleibt nach 15 Minuten stehen. In Itacare hats den ganzen Tag geregnet. Die Piste sei aufgeweicht. Eine Weiterfahrt ist unsicher. Die Vorstellung einer uebernachtung in dem kleinen Ortchen ohne gepaeck riecht nach Abenteuer und haette mir gefallen. Doch nach gut einer Stunde und ein paar Gratis-Bananen gehts weiter. Mikaely schlaeft an meiner Schulter. Im Bus hats noch eine Freundin von ihr. 18, mit Baby. Mikaely sagte schon, alle ihre Kolleginnen haetten bereits Kinder. Ich habs nicht geglaubt, doch ueber den Tag hab ich nichts anderes gesehen. Unglaublich. Ich helfe ihnen, die Taschen nach Hause zu tragen. Nach Hause in das aermere Viertel von Itacare. Auch das Haus dieser Freundin hat nicht mehr als vier Backsteinwaende und ein Wellblechdach. Als Abtrennung zwischen dem Schlafzimmer, wo kein zweites Bett mehr reinpassen wuerde (dafuer hats Fernseher und Hifi-Anlage) und der Kueche, dient ein alter hoher Schrank. Das fliessend wasser in der Kueche kommt aus einer Tonne, die im Giebel eingehangt wurde.
Fuer den Abend schlage ich Mikaley eine Uebernachtung zu zweit im Hostel vor. Es ist die einzige Moeglichkeit hier fuer ein bisschen mehr Intimitat.
Sie kommt nicht. Das kommt mir allzu bekannt vor. Meine Laune faellt von Euphorie in Melancholie. Morgen wollte ich abreisen. Doch was jetzt? Begehe ich wieder Fehler Nummer 1 und bleibe zu lange am gleichen Ort? Sowie Fehler Nummer 2, dass ich mich zu sehr auf ausgewaehlte leute verlasse? Ich lerne portugiesisch Vokabular und Lu versucht mich aufzuheitern. Ich werde einen weiteren Tag bleiben. Es ist zu schoen hier. Soviele herzliche Leute, wie ich es in einem Touri-Kaff nicht erwartet haette. Ausserdem sollte morgen das Gratis-Internet im Hostel wieder funktionieren, das seit dem Stromausfall am dritten Tag am Boden liegt und mein Tagebuch boykottiert.

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17 Dez 2005 01:49 #2086 von flo
13. Dezember
Mein letzter Tag in Itacare. Ich bin nicht mehr so happy wie gestern. Mein Lieblingsrestaurant ist zu. So verpflege ich mich eben am Strand. Es hat hohe Wellen. Doch es ist immer noch unglaublich schoen hier.
Fuer Lu drucke ich ein Bild von ihr und mir im Internet-Cafe aus. Sie hat eine Riesenfreude, will es einrahmen. Also mach ich dasselbe fuer mein Maedchen.
Mikaely ist am Telenovela gucken, als ich sie im Restaurant besuche. Brasilianer spinnen auf Telenovelas. Sie diskutieren darueber, wie sich die Personen im Fernsehen verhalten, nehmen es unglaublich ernst. Ich solle hierbleiben und mitgucken.
Mikaley hatte gestern ganz einfach verpennt. Sie muss heute laenger arbeiten und hat geglaubt ich waer schon weg.
So komme ich neun komme ich zueruck ins Restaurant. Es hat noch Gaeste. Ich quassel mit einem "Freund" des Besitzers. Ein unglaublich unsympathischer Type. Er labert einfach irgendwas und gibt sich ueberhaupt keine Muehe, dass ich ihn verstehe. Die Kuechenchefin haengt ein leuchtender Nikoluas an die Wand. Sie verschandelt das gemalte Bild darueber und ueberhaupt die ganze romantische Atmosphaere des restaurants. Aber hier ist eben die Steckdose. Der hammer ist, sagt mir dabei, das die Bilder doch schoen seien. Wieso haengt die Werbung schief? Weshalb ist die Wiese vor dem Restauarnat eine Muellhalde? Ich find noch 100 andere Dinge, die ich hier in nullkommanichts verbessern wuerde. Aber ich halts Maul, sag nur was zu Mikaley, die nur teilweise versteht. Zum ersten Mal merke ich, wie geistig unterfordert ich hier eigentlich bin.
Mikaely erzaehlt mir, ihre jungen Kolleginnen vom Restaurant fanden mich ebefalls unglaublich suess, haetten weg von mir in der Kueche von mir geschwaermt. Schoen zu hoeren. Wann passiert mir das jemals in Europa? Mit Mikaely gehts an einen dunkleren Platz mit Baenklein. Initmitat gibts keine. Wir tauschen Zertlichkeiten aus, ich fummle, will sie spueren, sie ist anhaenglich und legt ihren Kopf auf meine Schoss. Der Abschied faellt schwer. Ich "muss" morgen gehen. Ob ich zurueckkehren werde?

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17 Dez 2005 02:29 #2087 von flo
14. Dezember
Mit dem 10 uhr gehts nach Ilheus. Von dort ergattere ich den letzten platz im Bus nach Salvador. Glueck gehabt. Die Fahrt ist langweilig. Es hat nur "Weisse". Geschaeftsleute mit Handy. Ein Type mit Hornbrille und 80ziger-Jahre Frisur, aus New York, aber schon vier Jahre in Brasilien, versucht mit allen zu reden. Er fragt nach meinem Lonely Planet. Ich versteh ihn zuerst falsch, find ihn nur halbwegs sympathisch, dass auch er in Salvador im Pelorinho (noch kenn ich nix anderes) eine Unterkunft suchen geht. Von der Rodovaria nehmen wir den Bus. Es ist neun Uhr abends, dunkel ich bin muede und vertrau jetzt diesem Typen, der mich vollquasselt. Mit dem Lift im Pelourinho angekommen, weiss ich, dass wir wenigstens am richtigen ort sein muessen. Ein Kind will uns die Hostels zeigen. Als "Freund" (er will am Schluss 5 real, mein Partner gibt ihm 1 Real und selbst das ist zuviel, doch ein Dankeschoen gibts nicht). Das erste Hostel ist nur halbwegs sympathisch, das zweite zu teuer, das dritte mir zu laut. Ich bin unfreundlich. Schliesslich kehren wir zum dritten (Albergue Hostel Sao jorge) zueruck und nehmen zusammen ein Zimmer fuer R$ 40. Eine gute Wahl. Das Zimmer ist huebsch, gerauemig und hat sogar meersicht. Die musik ist auf der anderen Seite, und um zwoelf, ist wie versprochen, schluss.
Ich sag zu ihm, er solle mich in der nacht bitte nicht ausrauben. Denn noch habe ich in Brasilien nichts liegengelassen oder unfreiwillig verloren. Einfach Glueck oder Resultat meiner Vorsichtsmassnahmen? Wohl beides. Waer unglaublich toll, wenns so bleibt.
Natuerlich gehn wir noch raus auf ein Bier. Und es sollte der bisher stressigste Ausgang der Reise werden. Im Abstand von 5 Minuten werden wir um Geld angebettelt, sie wollen uns Armbaendeli verkaufen, Kinder jonglieren mit Kokosnuessen und wollen geld, sie wollen Zigaretten , Bier, die Bierdose, haben Hunger, ein Maedchen kann das Taxi nicht bezahlen... (die Liste ist nicht vollstaendig) Ich gable mir eine "Mulher de programme" auf (kann mir jemand den Unterschied zu einer Prostituierten erklaeren?), die ich, ohne dass ich ihr was bezahle, kaum mehr losbekommen werde. Mein Partner kauft sich ketten, kauft den Kindern was am Kiosk, verschenkt die Kette an einem weiteren Bettelnden, fragt alle nach ihrem Namen. Er hat hier 1 jahr gearbeitet, hat ein "Coming Home" Gefuehl. Vielleicht ist das der grund, dass er sich so offenherzig kindlich naiv gutglaeubig benimmt. Und ich bloed und gestresst daneben stehe. Ich bin schockiert, uebermuedet, mit meinem Kopf in Itacare, bleib dann aber doch, bis wir zusammen nach Hause gehn.

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18 Dez 2005 01:48 #2091 von flo
15. Dezember
Das Fruehsteck im Hostel ist klasse. Im Aufenthaltsraum/Morgenessenraum kommen alle Gaeste zusammen. Leider verpasse ich die meisten, wie sie weggehen. Schliesse mich einem aelteren Schotten an, der an einen Strand etwas weiter weg moechte. Er scheint mir sympathisch, hat heute Geburtstag und stinkt ein wenig. Sein finanzielles Budget ist etwa halb so hoch wie meines und so lade ich ihn nahe dem Strand zum essen ein. ES gibt jede menge Fleisch. Wir sind hungrig. Es scheint, als haetten wir seit Tagen nichts mehr richtiges zwischen die Zaehne bekommen. stimmt vielleicht sogar. Das Essen hat gut getan. Ich bin endlich herunter vom Stress von gestern Abend. Hier laufen die kinder einfach vorbei und betteln gar nicht um Geld. Am Strand ist es bewoelkt und windig. Der Sand stiebt. Wir sind zu spaet. Es hat nur noch wenig Brasilianerinnen in ihren wundervollen Bikinis. Ich werfe mich in die Wellen und geniesse es in Brasilien zu sein.
Der Abend verlaueft mittelmaessig. Ploetzlich bin ich der einzige Gast im Hostel. Ich krieg Saudade de Itacare. Der Schotte taucht auf und meint, wir sollten ein Bier trinken gehen. Da gehts mir schon besser. Im Pelourinho ist es ruhiger als gestern. Mein Kumpel findet vor einer offenen Forro-Party ein paar Australierinnen, mit denen er nicht mehr zu quasseln aufhoert. Ich stehe rum, laufe rum, mustere die Maedchen und Touristen, doch ich find nicht Interessantes zu fassen. Zeit fuers Bett. Natuerlich nicht, ohne das ich auf dem 2min Heimweg von einem Monster (so nennen der Schotte und ich die in der nacht unausweichlich Kinder hier) verfolgt werde.

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