× Reiseberichte, Erfahrungen für Reisen nach Lateinamerika, insbesondere Brasilien. Karneval in Rio, Regenwald und Amazonas – der grüne Kontinent steht Euch offen, was interessiert Dich am meisten?

Brasilien- und Bolivien-Tagebuch von Flo

09 Mai 2006 11:42 #3845 von travelnator
Oi Thommy,

Thommy O. schrieb: jetzt muss ich mal etwas relativieren. Ich gebe zu, dass es schwer ist, hier Kontakte zu finden.


Dann bist Du wohl zur falschen Zeit am falschen Ort. Das geht normalerweise ruckizucki in Brasilien. Kennenlernen, ins Gespräch kommen, etc., da sind sie völlig unkompliziert und sehr offen. Der Otto-Normaleuropäer ist das gar nicht gewohnt und lebt in einem Land der Gefühlskälte, Kaltschnäuzigkeit und Egoismus. Ob aber dann mit einer Brasilianerin etwas daraus wird, das ist eine andere Frage und auch von den jeweiligen innerbrasilianischen Staaten sehr stark abhängig.

Im Norden Brasilien beispielsweise, wenn da eine Brasilianerin nur mit einem Europäer redet, danach erzählt sie das all ihren Freundinnen und brüstet sich damit. "Ich kenn einen Europääääääääer, hehehe". Das ist ungefähr so, als wie wenn Du als Europäer eine weibliche Ausserirdische getroffen hast und erzählst dann daheim Deinem Spezl "Mensch, weisst mit wem ich heute geflirtet hab? Mit ner Tussi vom Planet Mars". Das ist praktisch eine Sensation.

Und wenn sie aus dem Norden Brasilien auch noch daherkommt, ihr neuer Freund ist ein Europäer, dann ist sie die Queen in ihrer Kneipe oder Clique. Die brüsten sich damit und wachen da gleich um 2cm. Einfach nur durch solche Erzählstories. Am schlimmsten wird es dann auch noch, wenn er - der Europäer - dann mit dieser brasilianischen Freundin auch noch ausgerechnet in ihrer Stammkneipe auftaucht. Das weckt dann den Jagdinstinkt anderer anwesender brasilianischer Frauen, die halt auch gerne mal mit so nem Europäer möchten... am besten, den gleich der anderen wegzuschnappen.

Ob aber daraus wirklich eine echte und ernstgemeinte Freundschaft entsteht, das ist eine ganz andere Frage. Es ist anfangs einfach nur diese eine Sache mit "Ich gehöre auch zu dem Kreis, die einen Europäer kennt" oder sogar "Ich gehöre auch zu dem Kreis diejeniger Brasilianerinnen, die mal mit einem Europäer im Bett waren".

Um grande abraco,
TM

Liberdade, essa palavra que o sonho humano alimenta que não há ninguém que explique e ninguém que não entenda.

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09 Mai 2006 20:10 #3854 von kalleman
Aus meinen Erfahrungen ableitend muss man zwischen Nord und Süd unterscheiden. Klar, man lernt in ganz Brasilien die Leute schneller kennen und die Frauen machen schnell klar, ob man ihnen gefällt oder nicht. Aber danach ist es im Süden nicht anders als bei uns. Im Norden hingegen geht man zuerst mal in die Kiste.
Mitunter wollen Brasilieros Gringos kennenlernen, weil sie meinen damit bei der Weiblichkeit bessere Chancen zu haben glauben. Erlebt von Sao Paulo bis Manaus.

Natürlich lernt man die Brasilieiros sehr schnell kennen und kommt einfach mit ihnen ins Gespräch. Es ist schwer zu erklären. Irgendwie hat man das Gefühl, immer Leute kennenlernen zu müssen. Ich weiss nicht warum und wieso. Man schwätzt schnell mit ihnen, aber meist ist es ein oberflächlicher Kontakt (Was sollte man auch anderes erwarten, in dieser kurzen Zeit?). Es ist schwer zu beschreiben. All die Geschichten, erzählt von Gringos, von Brasilianern, die mit Brasilianern eine Superzeit verbrachten. Wie es Thommy sagt, man kommt mit einem verzerrten Bild. Definitv! Ist da und die Realität entspricht nicht seinem Bild. Und wir Reden da über easy Frauen und easy Leute kennenlernen, aber es ist nicht so, dass die Leute am Flughafen auf dich warten! (Wie es mir mitunter in der Schweiz schon erzählt wurde!) Manchmal reist man Wochen durch Brasilien, ohne jemanden kennenzulernen (Sofern man sich keine allzugrosse Mühen gibt). Je nach Region, Zeit etc. und dann plötzlich gibt es wieder intensive Wochen. Wer nicht gerne Leute anquatscht, dem kann es passieren, dass er gar niemanden kennenlernt, wenn du 15 Frauen anquatscht und alle stellen sich als Pro heraus...Wenn du schlecht oder gar nicht Portugiesisch sprichst, kannst du dich auch ganz schnell einsam fühlen.
Dies alles ist erklärbar. Wieviele Leute kann man in 3-5 Tagen besser kennenlernen? Aber wie Thommy sagt, man kommt mit einem falschen Bild nach Brasilien. Brasilien ist anders und doch irgendwie so.

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11 Mai 2006 22:10 #3886 von Marco
An dieser Stelle auf jeden Fall erst einmal einen lieben Gruß an den Flo von mir aus Berlin!
Vielen Dank für dieses interessante Tagebuch, das du hier im Forum uns allen zur Verfügung gestellt hast!
Es hatte viel Spaß und Freude bereitet, es zu lesen - und ich denke, es werden bestimmt noch viele Dinge ausdiskutiert werden...

Até logo, Marco :D

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12 Mai 2006 09:46 #3893 von travelnator
Oi Flo,

Marco schrieb: An dieser Stelle auf jeden Fall erst einmal einen lieben Gruß an den Flo von mir aus Berlin!
Vielen Dank für dieses interessante Tagebuch, das du hier im Forum uns allen zur Verfügung gestellt hast!
Es hatte viel Spaß und Freude bereitet, es zu lesen - und ich denke, es werden bestimmt noch viele Dinge ausdiskutiert werden...

Até logo, Marco :D


Dem schliesse ich mich natürlich an. Flo, vielen Dank für Dein Live-Tagebuch. Ich fand es wirklich gut, vor allem auch, weil auch die negativen Erlebnisse nicht verschont geblieben sind. Sonst liest man ja immer nur alles von "schöne heile Welt" und "traumhaft, etc.".

Vielleicht noch zwei ganz spontane Fragen an Dich: Wie bist Du eigentlich genau auf diese Idee gekommen, über mehrere Monate so eine Tour zu machen? Und dann würde ich von Dir noch gerne wissen, wie Du Dich jetzt fühlst wo Du nach einer solch langen Zeit wieder zu Hause bist. Kennen "sie" Dich überhaupt noch? Oder erkennst Du Dich zu Hause wieder? :-) )

Um grande abraco,
TM

Liberdade, essa palavra que o sonho humano alimenta que não há ninguém que explique e ninguém que não entenda.

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12 Mai 2006 12:12 #3895 von Thommy O.
Zum Kontakt, (@TM), wie Du schon richitg gesagt hast, ist es eine Freundschaft, oder denkst Du einfach nur Leute. Ich könnte mit jeden Abend mit anderen Party machen, grosse Freunde, dennoch könnte ich mich verdammt einsam fühlen.

Logisch, dass ich einige Freunde gefunden habe, aber verglichen mit der Schweiz, verschiedenen Städt in D und Florida, habe ich woanders in kürzerer Zeit, mehr wahren Freundschaften geschlossen!
In Rio ist aber alles noch mal anders, weil Grossstadt. In einigen Dingen gleicht Rio wohl eher NY, als Manaus!

Wenn Du es darauf anlegst, kannst Du in einer Nacht 5 Brasilianerin küssen. Aber welche Frauen hast Du geküßt und viele Männer haben die an diesem Abend schon geküßt?

Zum Erz-Katholismus: Ich kenne viele in der Kirche, aber die sind allesamt super realistisch!

Ein Essay wäre mal, über Frauen in Berlin zu schreiben, wenn Leute dabei wären, die dort Urlaub gemacht haben und Frauen kennengelernt haben.
Daran würde wir wohl merken, wie divers die Empfindung, Beobachtungen auseinander gehen!

So long,
Thomas

In Rio @ <a class="postlink" href="www.thommyo.com/RioBlog/">www.thommyo.com/RioBlog/

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12 Mai 2006 18:59 #3896 von kalleman
Oi, Thommy,

das hat alles Hand und Fuss was du sagst. Ich kann allem nur zustimmen. Auf den Punkt gebracht!

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15 Mai 2006 00:19 #3905 von travelnator
Oi Thommy,

Thommy O. schrieb: Zum Kontakt, (@TM), wie Du schon richitg gesagt hast, ist es eine Freundschaft, oder denkst Du einfach nur Leute. Ich könnte mit jeden Abend mit anderen Party machen, grosse Freunde, dennoch könnte ich mich verdammt einsam fühlen.

Logisch, dass ich einige Freunde gefunden habe, aber verglichen mit der Schweiz, verschiedenen Städt in D und Florida, habe ich woanders in kürzerer Zeit, mehr wahren Freundschaften geschlossen!
In Rio ist aber alles noch mal anders, weil Grossstadt. In einigen Dingen gleicht Rio wohl eher NY, als Manaus!

Wenn Du es darauf anlegst, kannst Du in einer Nacht 5 Brasilianerin küssen. Aber welche Frauen hast Du geküßt und viele Männer haben die an diesem Abend schon geküßt?


Vielleicht sollten wir - um nicht aneinander vorbei zu reden - diese Thematik etwas mehr konkretisieren. Ich habe das Gefühl, Du und Kallemann meint wohl eher das Thema "Weiber aufreissen" während ich von ernsthaften Beziehungen und Freundschaften rede.

Ich kenne Brasilien seit mehr als 20 Jahren. Was man hier so liest, klingt so ziemlich nach europäischen Vorstellungen oder "typisch europäischem Einfühlungsvermögen".

Anscheinend gehört Ihr eher zu den Kreisen der Leute, die Brasilianerinnen erst in Brasilien kennenlernen oder so nach dem Motto "mal rüberfliegen, schau mer mal, was kommt, kommt, was nicht, das eben nicht" gehen. Man fliegt einfach so mit ganz bestimmten Erwartungen rüber oder man behauptet von sich selbst, nichts zu erwarten. Irgendso etwas in dieser Richtung. Das ist ein etwas schwer zu beschreibender Stil eines typischen Europäers.

Ich kenne die meisten Südamerikaner/innen schon vorher, bevor ich diese persönlich treffe. Früher haben wir noch nette Briefe, Postkarten und Fotos geschickt und uns so auf diesem Wege gegenseitig ausgetauscht. Heute ist es Email. Geändert hat sich vom Prinzip her nichts. Das ist genauso wie mit dem Telefon. Früher hats Wählscheiben gegeben. Heute läuft halb Brasilien mit dem Handy auf der Strasse herum. Auch hier hat sich vom Prinzip her bezüglich der Menschen selbst nichts geändert. Sie sind vom Prinzip her südamerikanisch geblieben.

Das ist genau das Gleiche, wie es Marco bereits schon gesagt hat, dass er nach 10 Jahren nochmals nach Brasilien möchte um so halt das miteinander zu vergleichen. Ich könnte Marco schon jetzt die Antwort geben, aber er soll es selbst erleben. Geändert hat sich in Brasilien nichts. Gar nichts. Die Leute, die Menschen, die Mentalität ist aus meinen eigenen Erfahrungen seit über 20 Jahren immer noch die Gleichen. Sie sind locker, familienfreundlich, aufgeschlossen und zu vielen Dingen sehr offen und direkt. Geändert hat sich vielleicht das Materielle und die Politik. Sie hatte jedoch auf die Mentalität und Lebensfreude dieser Menschen keinen Einfluss. Man ist "materiell gesehen" moderner geworden. Und? In vielen Teilen von Brasilien ist es sogar noch moderner als wie in Europa. Beispiel: Sao Jose do Rio Preto oder zum Beispiel die Universität von Sao Paulo. Da können sich so manche Städte in Europa eine Scheibe abschneiden.

Das ist das Gleiche wie zum Beispiel die Reise von Flo. Fünf Monate lange war er alleine unterwegs und hat viel erlebt. Irgendwie war es eine "Reise ins Nichts". Das hat was, keine Frage. Aber ich bin in der Meinung, es hätte auch schöner sein können. Zum Beispiel, wenn Flo 40 Leute schon alle vorher über viele Jahre gekannt hätte und hätte dann so seinen Trip über diese 5 Monate durchgezogen und hier und dort mal den einen oder die andere besucht oder womöglicherweise sogar gemeinsam mal etwas mit denen unternommen. Auch das könnte man als eine "Reise ins Nichts" verstehen, weil einem gar nicht klar ist, was passieren wird.

Was es wegen den Frauen betrifft: In gewisser Weise scheint es auch so zu sein, dass hier irgendwie das Fingerspitzengefühl fehlt. Das Schlimme ist, dass das genau vom Europäer kommt. Ausgerechnet der Europäer, der so auf Planung, Exaktheit, Perfektionismus, etc. steht, ausgerechnet bei dem fehlt dann das Fingerspitzengefühl für Südamerika mit all den süssen kleinen Feinheiten. Das ist eigentlich ein Witz. Wenn man mal Südamerika für 20 Jahre kennt, dann merkt man das schon, ob die eine eher in Richtung Piranhas geht oder es sich bei einer anderen um eine seriöses Mädel handelt.

Als der Flo bei einem Mädchen hängengeblieben ist, wusste ich schon vorher, dass das nichts wird. Irgendwo habe ich dann hier geschrieben, sie einfach zu vergessen, weil das einfach nichts Vernünftiges ist. Und siehe da. Sie hat bereits zwei Kinder und hat ihm das anfangs verschwiegen. Das ist so ein typisches Beispiel mit dem "Gefühl aus dem Bauch" heraus. Oder zum Beispiel das andere Mädchen, wo ich gemeint hab, er soll doch mit ihr übers Wochenende da ganz tief in den Süden von Südamerika fahren. So eine Art Kurztrip mit ihr. Das hat er aber nicht gemacht. Diese beiden verschiedenen Mädchen, wie Du siehst, bei mir wäre das genau umgekehrt gelaufen als wie es beim Flo der Fall war. Aber andererseits hatte ich bei dem 2. Mädchen vom Flo irgendwie auch das Gefühl, das ist mehr oder weniger so in Richtung "das beruht auf Gegenseitigkeit"-Beziehung. "Du kannst bei mir schlafen, dafür zahlst Du das Essen". Diese Zwickmühle hätte ich eben mit diesem Wochenend-Trip zu Lösen versucht. Im Prinzip wars eigentlich immer so, dass jedes neue Mädchen für den Flo im Grunde genommen etwas völlig Unbekanntes war. Man musste sie erst einmal kennenlernen. So etwas wäre zum Beispiel mir nicht passiert. Aber vielleicht ist das auch ein Nachteil, wenn man Südamerika schon seit 20 Jahren kennt. Man muss sich dann erst einmal in die Lage eines "Lebensunerfahrenen" hineinversetzen. So eine Lebenserfahrung zu haben, das macht schon etwas aus. Und das ist gar nicht einmal so schwer, weils ja eigentlich nur ein "typisch neugieriger Tourist aus Europa" ist. Von all meinen südamerikanischen Freunden hat jedenfalls mich noch niemand "Gringo" genannt, egal welcher Hautfarbe. Es liegt also schon am Verhalten diverser "typisch neugieriger Touristen aus Europa", die da so in deren eigenen Welten leben.

Abraco,
TM

Liberdade, essa palavra que o sonho humano alimenta que não há ninguém que explique e ninguém que não entenda.

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