Schusswaffen in der Schweiz

Guten Tag Kalleman,

recht herzlichen Dank für diese umfangreichen informationen über die Schusswaffen in der Schweiz.
Das wusste ich so im Detail überhaupt nicht. Wirklich super, es mal aus erster Hand zu erfahren.
Vielen Dank nochmals.
Eigentlich sind jetzt alle Fragen geklärt.
Was bleibt ist ein offener Mund...

Timo

Ist ja interessant, was ich hier so lese. Danke, Kalleman.
Wusste ich auch nicht, dass jeder Schweizer bewaffnet ist. mir wäre aber auch nicht wohl dabei, wenn ich wüsste, dass bei mir zu Hause eine Pistole oder was auch immer rumläge.

@Marco

Warum denn die Türe abschliessen? Würdest du in ein Haus eindringen, wenn du weisst, dass da drin einer mit ner Knarre steht?

kalleman schrieb: @Marco

Warum denn die Türe abschliessen? Würdest du in ein Haus eindringen, wenn du weisst, dass da drin einer mit ner Knarre steht?

Auf der anderen Seite...
Wenn jeder eine Knarre hat, dann könnte er sie ja auch jederzeit dabei haben. Hinzu die offen stehenden Türen...
Gibt es eigentlich Vergleiche bezüglich der Todesopfer: USA - Schweiz - Deutschland?

Timo

Gute Frage.

Also in den USA ist die Rate natürlich sehr hoch, aber dort ist es ja so einfach, eine Knarre zu kaufen. Soweit ich weiss, haben die Amis am meisten Schusswaffentote. Die Schweiz hat auch ein sehr lasches Schusswaffengesetz, musst dich nichtmal registrieren lassen, Strafregisterauszug sauber, kriegste eine. Keine Ahnung, wie viele private Waffen gekauft werden. Ich kenne niemanden, der eine hat. Ich hab mal gelesen, dass in der Schweiz je nach Quelle zwischen 180 und 300 Menschen pro Jahr durch Schusswaffen sterben.

Der Druck auf die Politik wird immer stärker. Nicht nur die Armeewaffen sollen aus dem Heim verschwinden, auch will der Grossteil der Bevölkerung ein strengeres Waffengesetzt (das bisher von der Politik stets verhindert wurde).

Die Armee hat völlig den Kopf verloren. Sie will ja "uusverrecke", dass die Waffe beim Soldat bleibt. Sie versucht nun in der Bevölkerung Angst zu schüren, um die Notwendigkeit der Selbstverteidigung aufzuzeigen. Aber die Schweizer sind keine Amis. Schuss ging hinten raus.

-Zuerst hat sie die Bedrohungslage verschärft. Das heisst, sie hat irgendwie von Stufe gelb auf orange gewechselt. Warum es im Januar 2008 gefährlicher sein soll als im Dezember 2007 kann sie nicht erklären

-Daraus folgerte, dass ab sofort alle Soldaten nur noch mit geladener Waffe Wachdienst schieben dürfen. (Bisher hatte man nur ein geladenen Magazin, den Schuss aber noch nicht in den Lauf geladen, also die Ladebewegung noch nicht ausgeführt.) Nun muss man wissen, dass die Wiederholungskurse, an denen Wachdienst geschoben wird, zumeist in oder um Schulhäuser, in Ortszentren (oder bei Botschaften stattfinden), weil es dort entsprechende Unterkünfte hat. Begründet wurde das Ganze damit, dass Madrid und London auch in der Schweiz passieren kann. Abgesehen davon, dass die innere Sicherheit Sache der Polizei ist, schieben ja, wie ich oben geschildert habe, die Soldaten Dienst vor Schulhäusern, in kleinen Dörfern, in den Bergen. Was will ein Terrorist dort? Und wer ist schon so blöd und überfällt Kasernen? Am Hauptbahnhof, oder am UNO-Sitz in Genf, wo Terroranschläge am wahrscheinlichsten wären, hat die Armee nichts zu suchen, den die Innere Sicherheit ist Sache der Polizei.

-Die Armee hatte diesen Schritt nicht kommuniziert, ein Journalist fands raus. Darauf brannte eine Welle der Empörung durchs Land. Denn es wäre nicht das erste Mal, dass einem Soldaten ein Schuss abgeht und einen Passanten tötet. Das Vertrauen in die Soldaten ist gleich null. Ich war ja lange genug in dem Betrieb. Bekiffte Hänger mit geladener Waffe im Dorfzentrum? Der strohblöde Rambo mit einer geladenen Waffe beim Schulhaus?

-Einzelne Gemeindepolitiker haben daraufhin verkündet, dass die Armee in ihrem Gebiet nicht mit geladener Waffe patrouillen darf. Und was macht die Armee?

-sie krebts gleich nach den ersten Protesten zurück. Aber nicht etwa, dass sie die verschärfte Bedrohungslage zurücknimmt, nein, sie will jetzt die Soldaten mit Pfefferspray ausrüsten! "Halt oder ich Spraye!"

Weiteres Beispiel für die vollkommene Verblödung der Armee, die daran ist, auch noch das letzte bisschen Glaubwürdigkeit zu verlieren:

-Für die EM2008 werden diverse Szenarion geübt, bis hin zum Atomschlag! (Nochmals, innere Sicherheit ist eigentlich Sache der Polizei). An der EM2008 kurven nonstop zwei FA-18 in der Luft. Falls ein feindliches Flugzeug in ein Stadion fliegen will, sollen sie es abschiessen. Nun muss man wissen, dass der Letzigrund in Zürich in der Anflugschneise des Flughafens liegt. Und selbst wenn man eins abschiesst, es stürzt sowieso über Wohngebiet ab. Abgesehen davon, warum soll ein Flieger in ein Stadion fliegen? Gäb ja nicht viele Tote.

Es würde mich mal echt interessieren, wieviele Schusswaffen zusätzlich zu den Armeewaffen gekauft werden. Mal sehen ob ich was finde. Auf jedenfall, dafür, dass es hier soviele Schusswaffen gibt, passiert erstaunlich wenig.

ihr schweizer gefallt mir echt!
ihr seid wirklich knorke und habt was auf den kasten!

horst