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Müssten die Gebrüder Grimm einen Märchenband über den Fußball herausgeben, die Geschichte von Austria Salzburg wäre eines der bekanntesten Stücke, vielleicht das Rotkäppchen. Die Geschichte bietet den Stoff, den es für ein gutes Fußballmärchen braucht: Es gibt den bösen, Red Bull, der dem Verein vor zehn Jahren das Herz und die Lizenz nahm und fortan unter anderen Farben als Red Bull Salzburg spielte. Und die guten, die Fans, die ihren Club deshalb neu gründeten und von der untersten österreichischen Liga zurück in den Profifußball führten.
Die Situation der Fußballfans in Rom ist dramatisch. So dramatisch, dass beide Kurven selbst das Derby am letzten Wochenende boykottiert und so für eine eisige Stimmung gesorgt haben. Die Gründe dafür sind vielfältig und reichen von Streit mit Lazio-Präsident Lotito oder Roma-Präsident Palotta, der die Fans seines Vereins eloquent als „fucking idiots“ bezeichnete, bis hin zu einem Polizeipräsidenten, der das Olympiastadion zu seinem Privatkriegsschauplatz erklärt hat und alles daran setzt, die Situation eskalieren zu lassen, um sich als „Macher“ zu stilisieren, der endlich Frieden schafft. Selbstverständlich wurde das Thema im Land der gelebten Meinungsfreiheit von keinem der offiziellen Medien aufgegriffen (mit Ausnahme des „Fatto Quotidiano“, der kein Blatt vor den Mund nahm), kein Wort wurde über die beängstigende Atmosphäre beim Derby verloren, weniger noch über die Gründe dafür. Zahllos hingegen die üblichen Panik schürenden Artikel zu erwartbaren Gewaltepisoden.
Das Fanzine der Gradinata Nord von Genoa hatte vor dem Spiel mit dem Römer Fananwalt Lorenzo Contucci gesprochen und ich bedanke mich, dass ich dessen Antworten übersetzen darf:
Gestern hat die italienische Sportgazzette Corriere Dello Sport bekanntgegeben, dass der beliebte Anbieter für „Erwachsenenunterhaltung" Pornhub für ein Jahr ein italienisches Sportteam finanziell unterstützen möchte. Bewerbungen können ab sofort eingereicht werden, vorausgesetzt, dass die Mannschaften ausschließlich aus Volljährigen bestehen (jetzt zahlt es sich endlich mal aus, nicht auf Jugendarbeit gesetzt zu haben).