Ostdeutschland

Ist das wirklich schon alles, was Du über die DDR weist? Ich muß da in einem andern Land gelebt haben.

Buhli schrieb: Ist das wirklich schon alles, was Du über die DDR weist? Ich muß da in einem andern Land gelebt haben.

Was ist an den nackten Fakten denn soooo falsch?
Zig Braunkohlekraftwerke verpesteten die Luft ganz höllisch, Rohstoffe wie Kupfer waren knapp wie Sau, bei den Lebensmitteln funktionierte nur die Grundversorgung, die Sitzverteilung in der Volkskammer waren festgelegt, die Partei - die Partei - die hat immer recht, es gab tausende Mitarbeiter bei der Stasi, fast jeder Brief aus dem westlichen Ausland wurde systematisch geöffnet oder geröntgt, Telefonate wurden abgehört (wenn man überhaupt nen Telefon hatte), die Autobahnen waren holprig wie in Sibirien, die Fassaden der Altbauten waren grau wie eine trübe Mondnacht und die Aufmärsche zum 1. Mai und 7. Oktober waren bizarr...

Anke

Marco diese Facetten haben doch nur die Ossis wahr genommen, die damals über 18 waren. :wink:

Marco ganz so wörtlich war es auch nicht gemeint. Nur wer damals 18 war, hat von der Lebensorganisation, wie die damals notwendig war, nicht sehr viel mitbekommen. Das haben auch da die Eltern gemacht. Das man das vielleicht später realisiert hat, halt ich eher für möglich. Wird Dir sicher ähnlich ergangen sein. Auch Du hast Dir mit 18 kaum ne politische Rübe gemacht. Bei mir ging es erst mit ca. 21 los, als ich mein Leben selbst organisieren mußte. Das ich gleich am 1. Arbeitstag am Tränenpalast vorbei ging und am 2. in Berlin-Charite mit dem Alimakaufzug über die Dächer von Berlin gehoben wurde, hat das ganze gleich noch intensiviert. Zu guter Letzt stand ich noch am selben Abend, dank meiner "Ortskenntnisse" in der Brunnenstraße vor der Mauer. Das waren natürlich für einen Provinzler wie ich es damals war, richtige Hämmer. Von da an gings richtig los mit "Bildung". Allerdings hab ich mir immer die Informationen, wenn man sie so nennen kann, von beiden Systemen geholt. das hat mich dann auch kritisch gegenüber dem Westen gemacht. Das einseitig informiert wird, hat sich bis heute erhalten. In Berlin ging das Beidseitige besonders gut. Ich würde mir so manches Ostblatt in BW wünschen. Die pfeifen nämlich nicht so amerikanisch geführt wie die hießigen Blätter. Wenn ich in DD mal durch die Morgenpost fliege, stelle ich so manche Unterschiede fest. Ich gestehe ja auch jedem, der bis allerhöchstens 75 in der DDR geboren wurde zu, daß er noch deutsche Tugenden, wie sie unlängst Meister Platzek erwähnt hat, zu. Welche das sind, ist hinlänglich bekannt. Leider gibt es die im Westen fast gar nicht mehr. Wurde ja von der aus den USA importierten "Was interessiert mich mein Geschwätz von gestern" Mentalität abgelößt.
Allerdings bist Du sicher auch froh, durch die POS gegangen zu sein. Oder meinst Du, daß die Bildungssysteme von heute besser sind als das damalige? Du kannst sicher sortieren was Du für Dein Leben brauchst und was nicht. So mancher Schüler der 5 Jahre nach Dir die Schule verlassen hat, hat da schon wesentlich mehr Probleme. Oder kannst Du mir erklären warum der "Markt-Nachhilfeunterricht" damals gar keine Entstehungschance hatte. Komme mir nun aber nicht mit der STASI oder dem politischen Desinteresse. Jährlich verlassen 40000 Schüler ohne ordentlich lesen und schreiben zu können die Schule. Die gute Bildung des Volkes, hat ja schließlich auch den alten Herren das Genick gebrochen.
Bis zum nächsten Lebenszeichen.

Hannibal Fletcher schrieb:
Nach dieser Totalentgleisung scheint Mr. Chrono sich in die Tiefen der sächsischen Täler zurückgezogen zu haben.
Dort wird er sich einen Pittiplatsch-Film reinziehen, nen Wernesgrüner wegkippen, ne Karo-Fluppe genüsslich wegrauchen und voller Wehmut an die DDR denken...


H.F.

Ja ja....