Banja Luka im Portrait – Städtereise nach Bosnien und Herzegowina

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Selbst für viele Leute, die gern nach Slowenien und Kroatien reisen, ist Bosnien und Herzegowina noch immer eine große Unbekannte. Urlaub in einem Land, das von 1991 bis 1995 von einem grässlichen Krieg geplagt wurde? In einem Land, in dem die Wunden und Spuren bis in die Gegenwart zu sehen sind?! Kroatische Adriaküste gern, aber bosnisch-herzegowinisches Hinterland? Um diesen Balkanstaat kennenzulernen, sollte man zuerst am Besten in einer der beiden großen Städte – Sarajevo oder Banja Luka – ansetzen. An dieser Stelle ein Portrait von Banja Luka, gelegen in der serbischen Teilrepublik des Landes.





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1991 hatte Sarajevo noch rund dreimal so viel Einwohner wie Banja Luka. Während in Sarajevo – Austragungsort der Olympischen Winterspiele 1984 – Anfang der 90er Jahre schätzungsweise 415.000 Menschen in der Stadt lebten, war Banja Luka Heimat für rund 140.000 Einwohner. In der Gegenwart sind es in Sarajevo rund 300.000, in Banja Luka 230.000. Im Gegensatz zu Sarajevo, das während des Krieges erhebliche Schäden davon trug, blieb Banja Luka vom Krieg weitgehend verschont - was das bautechnische anbelangt. Banja Luka, Hauptstadt der Republika Srpska, war seit jeher ein wichtiges Wirtschaftszentrum des Landes. In der Gegenwart entwickelt sich die Stadt immer mehr zum Zupferd der serbischen Teilrepublik.

Die politische und wirtschaftliche Macht Banja Lukas wird deutlich im Stadtzentrum. Dort wird mächtig geklotzt. Der moderne Regierungssitz der Republika Srpska macht einem Brüsseler EU-Verwaltungsgebäude alle Ehre, und auch rings um das verglaste Hochhaus wird ein Gebäude nach dem anderen hochgezogen. Reist man allerdings mit dem Zug an, so ergibt sich am Bahnhof von Banja Luka erst einmal ein ganz anderes Bild. In der Gegend rings um den Bahnhof scheint die Zeit stehen geblieben zu sein. Auf Nebengleisen rosten alte, entglaste Eisenbahnwaggons vor sich hin und auf dem Vorplatz muffelt einem der Charme der Vorkriegszeit entgegen. Alte Kioske, ein Busparkplatz und eine Menge Freiflächen, auf denen das Kraut wuchert. Von einem etwas skurril erscheinenden Souvenierstand ertönt serbische Musik. Rot-blaue-weiße Flaggen der Srpska Republika und der Republika Srbija (Republik Serbien) werden angeboten, zudem CDs, Kassetten und Bilder aus der Zeit des Krieges. Um ins Stadtzentrum zu gelangen, muss man ein ganzes Stück gehen, doch keine Bange, dort wird man positiv überrascht werden.

Vorbei an den besagten Verwaltungsgebäuden, hinter denen sich auch gleich das Stadion des FK Borac Banja Luka befindet, marschiert man die Hauptstraße entlang geradewegs in die Innenstadt. Nicht zu verfehlen ist die orthodoxe Erlöserkirche (Hram Hrista Spasitelja), die von 1995 bis 2005 originalgetreu aufgebaut wurde und in der Gegenwart das Glanzstück des Stadtzentrums bildet. Bei Sonnenschein glänzen die goldenen Kuppeln – einzigartig in Südosteuropa. Sehr schmuck auch das Rathaus der Stadt, sehenswert die Festung Kastel am Ufer des Flusses Vrbas. Überrascht wird man sein von den zahlreichen Straßencafés und Kneipen. Bei schönem Wetter scheint die gesamte junge Bevölkerung Banja Luka auf den Beinen zu sein. Die Fußgängerzone entlangspazieren, sehen und gesehen werden und unter einen der vielen Sonnenschirme ein Käffchen oder ein Bierchen trinken.

Alles hat Stil. Die Kleidung der Leute, die Art und Weise der Konversation und die Einrichtung der Kneipen und Cafés. Das Straßenleben wirkt fröhlich und entspannt. Eine Art Aufbruchstimmung scheint den jüngeren Bevölkerungsteil erfasst zu haben. Ein klein wenig ist das Lebensgefühl mit dem der osteuropäischen Städte kurz nach dem Fall des Eisernen Vorhangs zu vergleichen. Prag und Budapest Anfang und Mitte der 90er Jahre – wenn gleich der Größenvergleich hinkt. Gewiss, Banja Luka kann es nicht mit den großen Metropolen aufnehmen, doch für einen Abstecher lohnt diese Stadt in jedem Fall!

> zur turus-Fotostrecke: Impressionen aus Bosnien & Herzegowina

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