Der Sonntag der Six Day Berlin gilt seit Jahr und Tag als Familientag, an dem die Jugend besonders im Mittelpunkt steht. Sowohl auf den Rängen als auch auf dem Lattenoval steht der Nachwuchs im Vordergrund und so darf dann auch die Rennklasse der Schüler U13 nicht fehlen, die nur einmal während der Six Day Berlin in Aktion sind und mit 22 Startern ein stattliches Fahrerfeld aufwies, das ein Punktefahren über 30 Runden um den „Preis der AOK Nordost“ bestritt. Der Dominator in diesem Rennen war Toni Holst vom SC Berlin, der insgesamt 28 Punkte erspurtete und Zeno Levi Winter vom RSV Venusberg mit 14 Punkten klar distanzierte.
Familiensonntag im Velodrom: Großer Auftritt für die U13 und die Sprinterinnen
Die Kids auf den gutgefüllten Rängen feuerten nicht nur die jüngsten Aktiven begeistert an und vielleicht hat sogar der eine oder andere von Ihnen Gefallen am Radsport gefunden und findet den Weg zu dieser Sportart. Die Vereine suchen händeringend geeigneten Nachwuchs und so ist auch das Einlagerennen der ganz Kleinen mit Laufrädern zu verstehen, als fünf Kids im Alter von drei- bis fünf Jahren zum Einsatz kamen und eine halbe Runde absolvierten. Ein absolutes Highlight an diesem Sonntag! Über Rennen mit Laufrädern, die in nächster Zeit verstärkt zur Austragung kommen sollen, versucht man schon frühzeitig geeignete Talente zu entdecken und sie an die Radsportvereine heranzuführen.
Berlin hat im Nachwuchsbereich derzeit durch den SC Berlin und dem Marzahner RC 94 zwei Vereine, die in den letzten Jahren durch ausgezeichnete Jugendarbeit viele Erfolge im Nachwuchsbereich erzielt haben. Am ersten Tag des Omniums der Schüler U 15 haben zum Beispiel Paula Leonhardt vom SC Berlin als Zweite und Paul Quabs vom Marzahner RC 94 als Dritter in den Vorläufen über 20 Temporunden Akzente gesetzt. Im Finale über 30 Runden, das der Tscheche Stephan Telecky gewann, erreichte Paul Quabs als bester Berliner einen ausgezeichneten fünften Platz, den er auch nach dem ersten Tag in der Gesamtwertung einnimmt. Mit Elias Richter zeichnete sich ein weiterer Fahrer vom Marzahner RC 94 aus, der mit seinem Partner Calvin Dik vom RSV Werner Otto bei den Junioren im Madison über 30 Minuten keine Gegner zu fürchten hatte. Mit 30 Punkten siegten sie klar vor Max Gehrmann/Jannis Peter (RSC Turbine Erfurt/SSV Gera) mit 21 Punkten und den starken Tschechen Petr Kelemen/Jan Vones mit 20 Punkten und bauten ihre Führung in der Gesamtwertung mit 63 Punkten gegenüber 34 Punkten von Max Gehrmann/Jannis Peter aus.
Für die U 23 stand am Familientag noch ein dem Wettbewerb abschließendes Madison über 40 Minuten auf dem Programm, das von Moritz Malcharek/Christian Maximilian Koch (LKT Team Brandenburg) mit dem letzten Spurt gewonnen wurde. Mit 34 Punkten in der letzten Jagd gegenüber nur 16 erspurteten Punkten ihrer stärksten Widersacher und bislang führenden Richard Banusch/Joe Evans (LKT Team Brandenburg/Großbritannien) drehten sie noch den Spieß in einem äußerst dramatischen Finale um und verdrängten ihre Gegner noch vom ersten Platz. Nur diese beiden Teams waren am Ende rundengleich und die Gesamtsieger hatten 103 Punkte gegenüber 100 Punkte ihrer härtesten Kontrahenten aufzuweisen. Der dritte Platz ging mit einer Verlustrunde an Daniel Babor/Konrad Geßner (Tschechien/Leopard Pro Cycling), die mit 128 die höchste Punktzahl erspurtet hatten.
Nachdem am gestrigen Tag die Französin Laurie Berthon den Ausdauer-Wettkampf der Frauen vor Maria Giulia Confalonieri aus Italien und Lisa Klein aus Deutschland zu ihren Gunsten entschieden hatte, waren am Familientag erstmals in Berlin Frauen aus dem Kurzzeitbereich mit der mehrfachen Welt- und Europameisterin Kristina Vogel an der Spitze am Start. Sie übernahm dann auch gleich nach Siegen im 250 m Zeitfahren, Keirin und Sprint die Führung nach dem ersten Tag vor ihrer kongenialen Teamsprintpartnerin Miriam Welte. Die männlichen Kollegen ließen es nach der harten Samstagnacht etwas ruhiger angehen, wenngleich die Rennen dennoch heiß umkämpft waren. So bezwang im 250 m Zeitfahren Robert Förstemann etwas überraschend den nach wie vor in der Gesamtwertung führenden Stefan Bötticher, der sich in den nächsten beiden Tagen noch einen heißen Kampf mit Maximilian Levy um den Gesamtsieg liefern wird. 180 gegenüber 174 Punkte versprechen durchaus Spannung, während Robert Förstemann als Dritter mit 151 Punkten kaum noch Siegchancen besitzt.
Knisternde Spannung herrscht auch bei den Stehern, wo nach der zweiten und vorletzten Austragung drei Fahrer mit jeweils 4 Punkten auf den Podiumsplätzen liegen. Neben dem Niederländer Reinier Honig sind dies der amtierende Europameister Franz Schiewer und der mehrfache Deutsche Meister Stefan Schäfer, die sich am morgigen Montag mit Sicherheit ein spektakuläres Finale liefern werden.
Ein ganz besonderes Spektakel bot der in Berlin lebende, für Österreich fahrende Andreas Müller im Scratchrennen über 40 Runden, als er diesen Rahmenwettbewerb innerhalb der Six Day Berlin mit Rundenvorsprung im Alleingang für sich entschied. Er hatte dieses Rennen der Berliner Bäder-Betriebe allzu wörtlich genommen, aus seiner Rennhose eine Badehose gemacht und so den Sieg herausgefahren. „Freier Eintritt in den Bädern wäre doch toll“, gab der schlagfertige Berliner als Antwort auf eine entsprechende Frage seitens des Moderators Sebastian Paddags. Das Publikum war jedenfalls begeistert von seinem Auftritt und sparte nicht mit Beifall.
Die beiden Dernyläufe wurden von Kersten Thiele und dem Niederländer Wim Stroetinga gewonnen, die erneut sehr stark fahrenden Schweizer Nico Selenati/Tristan Marguet siegten in der Mannschaftsausscheidung und den beiden Jagden über 20 und 45 Minuten wurde spannender Sport geboten. Die kleine Jagd gewannen Leif Lampater/Christian Grasmann und die große Jagd wurde eine Beute der in diesem Jahr ganz starken dänischen Formation Marc Hester/Jesper Mörköv, die ebenso wie die Schweizer Nico Selenati/Tristan Marguet mit Rundenvorsprung siegten, so dass nicht weniger als sechs Paare rundengleich in die Montagnacht gehen. Nach Punkten führen Yoeri Havik/Wim Stroetinga vor den Belgiern Kenny de Ketele/Moreno de Pauw, den Schweizern und Dänen sowie den beiden Deutschen Teams Roger Kluge/Theo Reinhardt und Leif Lampater/Christian Grasmann. Die beiden letzten Tage versprechen somit noch einiges an Spannung und so dürfte der Kampf um das Podium noch lange nicht entschieden sein.
Bericht: Bernd Mülle
Fotos: Arne Mill (frontalvision.com)