Äußerst sympathisch kommt Anna Knauer rüber, mit der der Unterzeichner beim Six Day Berlin ein Gespräch geführt hat, wofür sich die Olympiateilnehmerin von Rio de Janeiro zwischen den Rennen im Velodrom ausreichend Zeit genommen hat. Dafür an dieser Stelle schon einmal einen besonderen Dank an die junge Dame aus Oberbayern, die 2006 mit dem Radsport begonnen hat, als sie ihre erste Lizenz als Schülerin beim RC Germania Weißenburg löste.
Anna Knauer als Titelhamsterin: Bereits 24 (!) Deutsche Meistertitel hat sie bisher errungen
Seitdem hat sie nicht nur etliche Meistertitel (s.o.) errungen, sondern es auf Bahn und Straße zu sagenhaften 105 (!) Siegen gebracht, zuletzt als Omniumsiegerin beim Bremer Sechstagerennen. „Dieser Sieg gegen nicht ganz so starke Konkurrenz wie hier in Berlin war aber kein schlechtes Ergebnis, denn mit der Tschechin Jarmila Machacova, der Slowakin Alzbeta Pavlendova, der Norwegerin Anita Stenberg und auch Lisa Klein waren durchaus gute Gegnerinnen dabei“, gab Anna Knauer zu Protokoll, die auch in Berlin im Zwischenstand mit Platz 4 unter den 16 Teilnehmerinnen sehr zufrieden sein kann. „Aber der Derny-Vorlauf, wo ich nur auf Platz 6 einkam und im Finallauf am Dienstag nicht dabei sein kann, wird mich noch in der Gesamtwertung zurückwerfen“, bekannte sie schon ein wenig enttäuscht.
Ihre bisherige Erfolgsliste kann sich sehen lassen, zumal auch internationale Erfolge wie die Europameisterschaft der U 19 im Omnium im Jahre 2012 und die dort ebenfalls errungene Silbermedaille in der Einerverfolgung ihr großes Können unterstrichen. Im Jahre 2013 holte sie gar einen Weltmeistertitel bei den Juniorinnen, als sie in Glasgow im Omnium nicht zu schlagen war. Dieser Wettbewerb ist auf der Bahn offensichtlich ihre Paradedisziplin, denn als sie 2014 Bronze bei der Europameisterschaft der Elite holte, war sie damit die erste deutsche Athletin, die eine internationale Medaille errang. Von 2014 bis 2016 fuhr sie ununterbrochen Deutsche Meistertitel im Omnium ein und errang 2015 auch den Titel im Punktefahren. Darüber hinaus glänzte sie im selben Jahr auch bei den Europameisterschaften der Junioren/U 23, als sie die Silbermedaille in der Mannschaftsverfolgung gewann.
Welche Ambitionen hat die im idyllischen Eichstätt geborene und im zweiten Jahr für das niederländische Frauenteam Parkhotel Valkenburg fahrende Anna Knauer nun für die kommende Saison? „Ich konzentriere mich ganz auf die Straßenrennen und werde Ende Februar zunächst beim Omloop Het Nieuwsblad am Start sein und zwei Wochen belgische bzw. niederländische Klassiker fahren“, berichtete sie, dabei aber darauf hinweisend, dass sie auch ihre Ausbildung nicht zu kurz kommen lässt. Sie ist bei der Bayerischen Bereitschaftspolizei in ein 5 Jahre dauerndes Spitzensport-Förderprogramm eingebunden und will später einmal ihren Traumberuf Polizistin ausüben. Die Ausbildung zum Polizeimeister erfolgt jährlich von Oktober bis Januar in Dachau, so dass sie acht Monate im Jahr freigestellt den Radsport ausüben kann. Die Rennen auf der Bahn sind nicht außen vor, aber sie haben bei ihr derzeit nicht gleiche Gewichtung wie die Straßenrennen. „Ein Start bei den Bahn-Weltcups, der Weltmeisterschaft und auch bei der Europameisterschaft im Oktober in Berlin kommt für mich 2017 nicht in Frage, lediglich im Sommer bei der Europameisterschaft der U 23 hoffe ich auf der Bahn dabei zu sein“, fuhr die sympathische Athletin fort, die aber die Qualifikation für die Welt- und Europameisterschaft auf der Straße schaffen will.
Anna Knauer hat auf einem musischen Gymnasium im Jahre 2013 ihr Abitur gemacht, hat klare Vorstellungen von ihrer Zukunft und frönt auch einige Hobbys wie Klettern, Skifahren oder auch Fussball. Darüber hinaus liebt sie seit ihrer Schulzeit die Musik, singt viel und spielt Klavier. „Hier im Velodrom macht das Radfahren vor so tollem Publikum einfach nur Spaß und führt zu einer gewissen Lockerheit ohne großen Druck“, äußerte sich Anna Knauer abschließend.
Wünschen wir Anna Knauer für die Zukunft alles Gute, damit all ihre Vorhaben in Erfüllung gehen. Sie wird im Februar erst 22 Jahre alt und steht somit erst am Anfang einer Radsportkarriere, die noch viel Gutes verheißt.
Text: Bernd Mülle
Fotos: Arne Mill