Triumph in Bremen: Marcel Kalz und Iljo Keisse von Beginn an dominierend

BM Updated 19 Januar 2017
Triumph in Bremen: Marcel Kalz und Iljo Keisse von Beginn an dominierend

Das erst kurz vor Beginn zusammengestellte Team Nr. 9 war beim diesjährigen Bremer Sechstagerennen das Nonplusultra. Zunächst war Iljo Keisse gar nicht für die Hansestadt eingeplant, aber nach der Absage des Spaniers Sebastian Mora und des Tschechen Vojtech Hacecky musste der Sportliche Leiter Erik Weispfennig Ersatz beschaffen und mit dem frischgebackenen Madison-Meister der Niederlande Nick Stöpler, vor allem aber mit dem Belgier Iljo Keisse konnte er zwei Fahrer verpflichten, die mehr als Ersatz darstellten. Bekanntlich ist der Belgier in letzter Zeit mehr auf der Straße aktiv und hatte in diesem Winter lediglich in Gent das Sechstagerennen bestritten. Aber insgesamt bislang 82 absolvierte Sechstagerennen, von denen er 25 gewinnen konnte, sprechen eine deutliche Sprache und so war die neu zusammengestellte Mannschaft mit Marcel Kalz und Iljo Keisse das Topteam schlechthin.

Keisse

Nach zwei Nächten in führender Position mussten Marcel Kalz/Iljo Keisse diese in der dritten Nacht an Leif Lampater/Wim Stroetinga abgeben, die mit einer Runde Vorsprung vor den vier Teams Marcel Kalz/Iljo Keisse, Jesper Mörköv/Yoeri Havik, Christian Grasmann/Kenny de Ketele und den überraschend stark fahrenden Theo Reinhardt/Andreas Graf die Spitze einnahmen. Die übrigen Teams des 12 Mannschaften starken Feldes lagen zu diesem Zeitpunkt bereits neun bis 28 Runden im Rückstand. Dank einer zusätzlichen Bonusrunde konnten Marcel Kalz/Iljo Keisse am Sonntag dann wieder die Führungsposition vor den rundengleichen Leif Lampater/Wim Stroetinga übernehmen, nachdem sie im Ausscheidungs-fahren und im 500 m Zeitfahren siegten und dabei kräftig Punkte sammelten. Apropos 500 m Zeitfahren: an allen Tagen waren Marcel Kalz und Iljo Keisse hier die Schnellsten, dabei erzielten sie Durchschnittsgeschwindigkeiten von bis zu 65,048 km/h (27,672 Sekunden) auf der nur 166,6 Meter langen Bahn, ohne jedoch den von Marcel Kalz und Alex Rasmussen vor zwei Jahren aufgestellten Bahnrekord von 27,375 Sekunden zu verbessern.  

Lampater

Der vorletzte Tag am Montag reduzierte dann den Favoritenkreis auf nur noch vier Teams, nachdem Vorjahressieger Christian Grasmann von der Bahnärztin wegen eines grippalen Infekts neutralisiert werden musste. Sein Partner Kenny de Ketele nahm an den Einzeldisziplinen teil, aber gemeinsam hatten sie vor dem Finalabend vier Runden Rückstand und lagen damit aussichtslos zurück. Eine Vorentscheidung schien in der zweiten Jagd des Abends über 45 Minuten gefallen zu sein, als Marcel Kalz/Iljo Keisse vor den rundengleichen Theo Reinhardt/Andreas Graf und Jesper Mörköv/Yoeri Havik siegten und damit wieder allein in Führung lagen. Die vermeintlich stärksten Gegner Leif Lampater/Wim Stroetinga lagen nach der Nacht auf Platz drei schon zwei Runden zurück und darüber hinaus verfügten der Berliner und der Belgier über einen komfortablen Punktevorsprung.

Grasmann

Doch der Schlussabend hatte es noch einmal in sich! Zunächst musste Christian Grasmann endgültig das Rennen verlassen und auch der Berliner Theo Reinhardt, der ein bislang sensationelles Rennen gefahren war, musste aufgrund von Sitzbeschwerden das Rennen vorzeitig beenden. Noch die erste Jagd des Abends über 30 Minuten hatte er mit Andreas Graf mit Rundenvorsprung gewonnen, musste danach aber passen. So gab es mit Andreas Graf/Kenny de Ketele eine neue Mannschaft, die mit zwei Verlustrunden und als Vierte die Finaljagd in Angriff nahm. Ihre Ambitionen wurden gleich im Dernyfinale deutlich, das sie vor Marcel Kalz/Iljo Keisse und Jesper Mörköv/Yoeri Havik gewannen. Dennoch blieben die zwei Runden Rückstand für das Finale ein zu großes Handicap, um im Kampf um die Podiumsplätze geschweige denn um den Sieg noch ein entscheidendes Wörtchen mitzusprechen. 

Bremen

Aber was folgte, war ein Finale der Superlative, in dem ständig Rundengewinne auf dieser kurzen Bahn erzielt wurden und sich auch die kleinen Teams daran beteiligten. Die großen Vier schenkten sich nichts und auch der Kampf um Platz fünf zwischen Sebastian Wotschke/Jan Andre Freuler, Maximilian Beyer/Nick Stöpler und Achim Burkart/Nico Heßlich entbrannte immer wieder. Hier überzeugten besonders der Berliner Sebastian Wotschke und sein Schweizer Partner Jan Andre Freuler, die sich am Ende den 5. Platz sicherten, nachdem sie noch nach der Montagnacht auf Platz 8 gelegen hatten. Unter den vier Spitzenteams tobte der Kampf auch im weiteren Verlauf des Rennens als sage und schreibe drei Teams drei Dubletten fuhren und sich in der Nullrunde befanden. Sogar Andreas Graf/Kenny de Ketele schafften dann noch das Kunststück, kurz vor Beginn der letzten 50 Runden zur Spitze aufzuschließen. Was für ein Bravourstück des Belgiers und seines über sich hinauswachsenden österreichischen Partners! 

Sieger

40 Runden vor Schluss waren es Jesper Mörköv/Yoeri Havik, die einen ernst zu nehmenden Vorstoß wagten, als sich Marcel Kalz/Iljo Keisse offensichtlich etwas zu sicher fühlten. Doch der Schein trog, die Favoriten stellten die Ausreißer und konterten auch den folgenden Rundengewinn von Leif Lampater/Wim Stroetinga zwei Runden später erfolgreich, um dann am Ende doch noch ihre Überlegenheit auszuspielen. Mit einer Dublette starteten Marcel Kalz und Iljo Keisse durch zur endgültigen Entscheidung 14 Runden vor Schluss und der Berliner ließ es sich nicht nehmen auch noch als Erster die Ziellinie zu überqueren. „Wir kannten uns vorher nicht und ich wusste nichts anzufangen mit meinem Partner“, sagte Marcel Kalz, der bei der Siegerehrung aber seine Begeisterung für seinen Partner nicht verbergen konnte. „Es war wie einst mit Robert Bartko“, ergänzte der Berliner, der hier seinen 5. Sechstagesieg realisierte. Mit der höchsten Punktzahl und noch einer Runde Vorsprung vor Leif Lampater/Wim Stroetinga war der Sieg am Ende deutlich, während mit jeweils zwei Verlustrunden Jesper Mörköv/Yoeri Havik und Andreas Graf/Kenny de Ketele auf den Plätzen drei und vier folgten.

Barth

Sein allerletztes Sechstagerennen bestritt in Bremen Marcel „Baller“ Barth, der bei seiner Abschiedsvorstellung den Lehrmeister für den jungen Belgier Robbe Ghys geben musste. Insgesamt 27 Sixdays hat er in seiner Laufbahn absolviert und dabei mehr als einmal als Stimmungsmacher beim Laola-Sprint die Hallen zum Kochen gebracht. Für seinen letzten Start hatte sich Marcel Barth mit einem Trainingslager in Form gebracht und so zeigte er zum Abschluss noch einmal eine gute Leistung. Von vielen vorher als Schlusslicht gehandelt, verloren Marcel Barth/Robbe Ghys zwar 41 Runden, jedoch waren sie damit unter den 11 verbliebenen Teams immerhin auf Platz 9 gelandet. Wir wünschen dem sympathischen, stets gut gelaunten Marcel Barth für die Zukunft alles Gute!

enders

Bei den Sprintern kam es an den sechs Tagen zu einem erbitterten Zweikampf zwischen dem Tschechen Tomas Babek und dem Erfurter Rene Enders, die am Ende mit jeweils 48 Punkten gleichauf lagen. Der Erfurter siegte schließlich dank seiner Erfolge am letzten Abend, als er sowohl die schnellste Runde fuhr und sich auch im Sprint gegen Tomas Babek behauptete. In Bremen trafen die Sprinter außerdem noch im Keirin und Teamsprint aufeinander, wobei sich der Tscheche als amtierender Europameister in seiner Spezialdisziplin Keirin mit vier Siegen besonders hervortat. 

Knauer

An zwei Tagen waren auch 18 Frauen gefordert, die im Scratch, in den Ausscheidungs- und Punktefahren sowie auch hinter den Dernys zum Einsatz kamen. Eine überragende Rolle spielte dabei die Deutsche Meisterin im Omnium Anna Knauer, die den Wettbewerb souverän beherrschte und mit insgesamt 16 Punkten vor der Tschechin Jarmila Machacova, immerhin Weltmeisterin 2013 im Punktefahren, gewann, die mit 28 Punkten ihrerseits die Deutsche Lisa Klein mit 40 Punkten auf den dritten Podiumsplatz verwies. Zwei zum Favoritenkreis zählende Fahrerinnen wie Anita Stenberg aus Norwegen und die Berlinerin Charlotte Becker hatten mit Platz 8 bzw. 15 mit dem Ausgang des Rennens nichts zu tun.

Malcharek

Auch der Nachwuchs der Klasse U 23 sollte nicht unerwähnt bleiben: nachdem die Berliner Max Sommerfeld/Sebastian Schmiedel nach den ersten beiden 45 Minuten-Jagden noch die Führung innehatten, wurden sie im furiosen Finale über 60 Minuten nahezu deklassiert und mussten sich am Ende mit vier Verlustrunden auf Platz fünf zufriedengeben. Ein Sturz von Max Sommerfeld und Kreislaufbeschwerden bei Sebastian Schmiedel brachten die Berliner zusätzlich ins Hintertreffen. Eine überragende Leistung boten Moritz Augenstein und Moritz Malcharek, die mit einer Runde Vorsprung den Gesamtsieg vor Richard Banusch/Christian Koch herausfuhren. Die restlichen der 12 Teams lagen am Ende drei bis 25 Runden im Rückstand und hatten gegen die wie entfesselt fahrenden Sieger nicht die Spur einer Chance. Schade, dass der Berliner Moritz Malcharek, der jetzt für das LKT Team Brandenburg fährt, nicht im Hauptrennen des kommenden Berliner Sechstagerennens startet, eine Chance hätte er absolut verdient gehabt. „Es war eine Weltklasseleistung, die das Team in Bremen ablieferte“, war nicht nur der dortige Sportliche Leiter Erik Weispfennig von den Youngstern angetan.  

Text: Bernd Mülle    

Fotos: Arne Mill

> zur turus-Fotostrecke: Sixdays Bremen 2017

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G
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Guter Sport in Bremen. Weiß jemand, ob nun Grasi in Berlin starten wird? Geht ja morgen schon los. Ein Tag Pause ist irgendwie auch Irrsinn. Keine Abstimmung. :-/
G
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1a Bericht! Tausend Dank!

VG Frank
F
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